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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Gott sei Dank. Es sei denn - man könnte vielleicht sagen ,wir beide sind zum Glück allein?’ Sozusagen - allein zusammen?“ Ich schloß die Augen. Wir waren so wunderbar allein.
    Zusammen allein.

Dorfklatsch
    „Heiko“, sagte ich am folgenden Tag, als ich ihn vor seiner Schule abholte:
    „Weißt du, daß es das erste Mal ist, daß wir zusammen in die Stadt fahren?“
    „Du redest Unsinn wie immer“, sagte Heiko. „Wir sind doch zweimal zu meinen Eltern gefahren!“
    „Ja, das schon, aber wenn ich ,in die Stadt’ sage, dann meine ich einen Stadtbummel, Stadtfahrt mit der Absicht, etwas zu kaufen.“ „Da hast du wohl recht. Übrigens bist du furchtbar leichtsinnig mit deinem Geld. Aber es hilft mir wohl gar nichts, wenn ich protestiere.“
    „Gut, daß du das einsiehst. Außerdem möchtest du gern eine Schreibmaschine haben, da habe ich bestimmt wieder recht?“
    „Ja, du hast heut unaufhörlich recht!“
    Wir waren zur Bushaltestelle gekommen. Da stand die junge Verkäuferin vom Milchgeschäft. Ich nickte und lächelte.
    Sie bewegte nur etwas den Kopf, spendierte aber kein Lächeln. „Na, die ist vielleicht schlechter Laune heut!“ sagte ich. „Sonst ist sie so freundlich, ich kann mich kaum wehren gegen ihre Redelust!“
    Übrigens hatte ich mich schon am selben Morgen gewundert. Ich hatte Frau Schulz wie immer ein freundliches Guten Morgen gesagt, als ich sie traf. Sie stand grade und putzte das Türschild, als ich zum Bäcker lief.
    „Nun, hatten Sie gestern einen schönen Tag?“ fragte sie.
    „O ja, sehr schön. Sie hoffentlich auch?“
    „Gewiß. Ich war gestern in Kiel.“
    „Ach, waren Sie? Ja, Kiel kenne ich gut.“
    „Da ist zur Zeit Jahrmarkt.“
    „So? Das wußte ich nicht.“
    „Sie sollten mal hinfahren, mit Ihrem Mann.“
    „Wenn mein Mann bloß Zeit dazu hätte! Er hat immer so furchtbar viel zu tun. Gestern mußte er nach Hannover fahren, beruflich.“
    „So was habe ich mir gedacht.“
    „Haben Sie? Entschuldigen Sie, ich muß laufen, heut habe ich nämlich auch zu tun - Wiedersehen, Frau Schulz!“
    Komisch war sie gewesen. - Ihr Tonfall war so - ja, so anders gewesen.
    Aber jetzt saß ich im Bus neben Heiko, und wir wollten zusammen etwas kaufen, was er sich brennend wünschte. Das war so schön, daß ich Frau Schulz und die Milchverkäuferin völlig vergaß.
    Wir fanden eine sehr praktische, wenn auch nicht ganz billige Reiseschreibmaschine. Als der dezente Verkäufer sich umdrehte, um die Quittung zu schreiben, bekam ich einen blitzschnellen Kuß.
    Heiko freute sich wirklich ganz schrecklich.
    Dann standen wir vor dem Geschäft, Heiko mit dem netten kleinen Köfferchen in der Hand. Ich wollte grade vorschlagen, daß wir in der Stadt eine Kleinigkeit äßen, wir hatten ja kein Mittagessen gehabt. Aber es war Heiko, der etwas vorschlug:
    „Wollen wir auf einen Sprung zu den Eltern? Wenn ich Muttchen richtig kenne, zaubert sie ein bißchen Essen für uns.“
    Gut. Also gingen wir zu den Schwiegereltern. Ich hätte so furchtbar gern noch ein Stündchen mit Heiko allein gehabt, grade heut, an unserem „Jubiläumstag“. Wir waren nie zusammen ausgegangen. Aber, wenn er es gern so haben wollte, natürlich!
    „Warte eine Minute, Heiko, ich kaufe schnell ein paar Blumen für deine Mutter!“
    „Das ist nicht nötig, Sonnie. Muttchen ist so was gar nicht gewohnt.“
    „Aber ich!“ antwortete ich und ging in das Blumengeschäft.
    Nein, das stimmte schon, daß man in Heikos Familie mit solchen kleinen Aufmerksamkeiten nicht verwöhnt war. Heiko hatte mir auch nie ein Blümchen oder eine Schokoladentafel oder sonst was mitgebracht. Meine Gedanken flogen für einen Augenblick zu Beatemutti, zu dem Gespräch, das wir damals, am Tage vor dem Heiligen Abend, gehabt hatten. Ob es auch in ihrem Elternhaus so gewesen ist? Hatte Opa Hettring nie ein paar Blumen oder ein Tütchen Süßigkeiten für seine Frau gehabt?
    Muß man denn wirklich immer sooo eisern sparsam sein, wenn man doch eine Stellung und ein festes Gehalt hat?
    Aber eins mußte ich zugeben: Heikos Mutter wirkte immer froh und zufrieden, sie erwartete nicht mehr vom Leben als das, was sie hatte.
    „Nein, Kinder, seid ihr es, wie reizend, wie geht es euch? Wie schade, daß Vati nicht da ist. Komm, Sonja, gib mir deinen Mantel, warte mal, hier ist ein Bügel. Geht rein, ich mache schnell eine Tasse
    Kaffee. Nein, Kind, was für ein Leichtsinn, so entzückende Anemonen, tausend Dank, du solltest nicht - aber ich freue

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