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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ausgewechselt hatten, hatte ich mich entschlossen. Es mußte sich jemand finden, den ich fragen konnte, was in aller Welt los war.
    Die Wahl fiel auf meine Friseuse. Mit der verstand ich mich besonders gut. Also nix wie los zum Frisiersalon und „Waschen und Wasserwelle“ verlangen.
    Es war Mittagszeit und wenig Kundinnen im Laden. Als meine Haare gewaschen waren und das Legen an der Reihe war, saß ich als einzige Kundin da.
    Ich versuchte ein paar kleine belanglose Fragen, die nur einsilbig beantwortet wurden. Ich wollte grade das Thema anschneiden, als die Friseuse mir zuvorkam:
    „Nun, war es schön auf dem Jahrmarkt, Frau Brunner?“
    „Wieso - auf welchem Jahrmarkt?“
    „Frau Schulz erzählte doch, daß sie Sie auf dem Jahrmarkt in Kiel gesehen hatte, am Sonntag!“
    Da fiel der Groschen bei mir!
    „Aha. Auf dem Jahrmarkt! Wahrscheinlich zusammen mit einem blonden jungen Mann, nicht wahr? Hatte er womöglich auch ein Auto mit norwegischem Kennzeichen? Und sprach er norwegisch und benahm sich wie ein verliebter Jüngling?“
    Die kleine Friseuse sah mich mit großen Augen an.
    „Ich habe gleich gesagt, daß es nicht stimmen könnte“, flüsterte
    sie.
    „Wenn es gestimmt hätte, wäre es mein Bruder gewesen, denn der ist der einzige junge Mann, mit dem ich auf den Jahrmarkt gegangen wäre außer mit meinem eigenen Mann. Das können Sie all denen bestellen, die jetzt häßlich über mich reden! Nun bringen Sie bloß Ihre Haube, ich habe nichts mehr auf dem Herzen.“
    Das kleine erschrockene Fräulein sah sehr erstaunt aus, als ich ihr mehr Trinkgeld als sonst gab. Ich war ihr ja zum größten Dank verpflichtet!
    Ich raste nach Hause, machte eine Suppe aus einem fertigen Pulver und schmiß ein paar Eier in die Pfanne. Mein Glück, daß mein Göttergatte „Allesfresser“ war!
    Am Mittagstisch erzählte ich ihm die Geschichte.
    „Na so was!“ rief er. „Jetzt erwarte ich bloß, daß jemand zu mir kommt und vertraulich erzählt, daß meine Frau mich betrügt!“
    „Mit hübschen jungen Männern in Kiel“, sagte ich.
    „Senta muß sofort kommen!“ schlug Heiko vor.
    „Ja, ich schreibe ihr gleich!“
    „Schreiben? Telefonieren tust du gefälligst. Glaubst du, daß ich es dulde, daß man meiner Frau so was nachsagt? Wann kommt Senta nach Hause? Achtzehn Uhr - dann renne zur Post und sage ihr, sie soll herkommen wie ein geölter Blitz!“
    Es zeigte sich, daß der Blitz erst zum übernächsten Tag kommen konnte. Dann hatte Senta ihren freien Tag, und sie versprach, mit dem Zug schon acht Uhr morgens zu kommen.
    „Bring deinen alten blauen Popelinemantel mit“, rief ich in die Muschel.
    „Bei dir piept’s wohl“, sagte meine Schwester. „Weiß der Himmel, was du vorhast. Aber ich bin kein Spielverderber.“
    „Das weiß ich, Sentachen. Du mußt es mir glauben, es ist wirklich wichtig, daß du kommst.“
    „Hab ich schon kapiert! Du brauchst mich nicht abzuholen, ich hopse in den Bus in Altona, es genügt, wenn du an der Bushaltestelle stehst.“
    „Tu ich, verlaß dich drauf! Gruß und Kuß an Rolf!“
    „Den Gruß werde ich weitergeben“, sagte Senta, und damit war unser Gespräch zu Ende.
    Aber als ich das kleine Postamt verließ, wußte ich mit inniger Schadenfreude, daß das ganze Dorf morgen wissen würde, Frau Brunner hatte ein Gespräch mit Kiel geführt, und zwar in einer Fremdsprache, höchstwahrscheinlich Norwegisch - aha!
    Noch ein Tag mit neugierigen Gesichtern, eiskaltem Grüßen, Flüstern hinter meinem Rücken. Na, ihr werdet was erleben, dachte ich und freute mich diebisch auf den nächsten Tag.
    Dann war es soweit.
    Es gelang mir, Senta auf einem Umweg vom Bus nach Hause zu lotsen, ohne eine einzige der Klatschbasen zu treffen. Es war ja auch ziemlich früh am Morgen. Heiko schaffte es eben noch, Senta ein Küßchen zu geben - er traf dabei ihre Nasenspitze - , dann lief er zu seiner Schule, und ich schob Senta ins Wohnzimmer.
    „Bleib vorläufig da“, flüsterte ich. „Ich brühe nur den Kaffee auf, dann erkläre ich dir alles.“ Das tat ich dann am Frühstückstisch.
    „Du grüne Neune!“ rief Senta. „Jahrmarkt, ja, natürlich waren wir am Sonntag auf dem Jahrmarkt! Rolf hatte grade eine Lobrede von seinem Professor wegen einer Arbeit bekommen. Er war außer Rand und Band vor Freude und benahm sich danach! Vor einem Schießstand küßte er mich, als er ins Schwarze getroffen und ein rosa Teddybärchen gewonnen hatte. Das Tier sieht scheußlich aus, es sitzt

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