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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Robinson und hielt mir beide Fäuste hin. „Aber wie ist es, Frau Reiseleiterin — Assistentin wollte ich sagen - , müssen Sie nicht zusehen, daß Ihre Schäflein zum Futtertrog gehen? In einer Stunde wollen wir doch rausfahren!“
    „O ja, natürlich, sehen Sie, hier vergesse ich alles und benehme mich wie ein Privatmensch. Ach, es ist aber auch dumm: Wenn man zum Zielort seiner Träume kommt, ist man entweder ein folgsames Schäflein in einer Sammelreise, oder man ist Reiseleiter-Assistentin. Wenn man bloß einmal nur Mensch, nur eine Einzelperson sein könnte. Ich meine natürlich zwei Einzelpersonen - und sich einrichten könnte, wie man wollte!“
    Jetzt entdeckte ich plötzlich, daß ich Englisch sprach. Es ließ sich nicht leugnen: Wenn ich meine Muttersprache nicht sprechen
    konnte, war Englisch noch die Sprache, mit der ich am besten zurechtkam.
    „Sie sprechen sehr gut Englisch“, sagte Frau Robinson, als wir zusammen zum Essen rübergingen.
    „Das höre ich gern. Anfangs sprach ich auch immer Englisch mit Heiko.“
    „Spricht er es so fließend wie Sie?“
    „O ja. Das tut er.“
    Wieder bekam Frau Robinsons Gesicht diesen aufmerksamen Ausdruck, als ob sie an etwas ganz Bestimmtes dachte.
    „Nanu!“ sagte ich. „Wo ist denn unser Eßzelt geblieben?“
    „Oh, das ist weg, wußten Sie das nicht? Hier, durch die Loggia durch, da liegt doch das neue Haus!“
    Ja, es war sehr fein geworden, das stimmte. Und doch trauerte ich dem einfachen, primitiven Zelt ein bißchen nach, ebenso den kleinen Mäuschen, die immer unter der Zeltwand hin und zurück gelaufen waren.
    Nach dem Essen hatte ich gerade noch Zeit, zu den zahmen Klippschliefern hinzulaufen, ihnen etwas Obst vom Lunchtisch zuzustecken und mit Freude festzustellen, daß etliche von ihnen
    Junge hatten. Da war der große, fette, der war sehr zahm - ob es
    nicht der war, der mich damals gebissen hatte?
    Sogar diesen Biß hatte ich auf die positive Seite meines
    Lebensbuches geschrieben.
    Als wir in den Wagen stiegen, kam - wie erwartet - eine Person mehr mit, nämlich ein grünuniformierter Begleiter mit einem mörderisch aussehenden Gewehr. Als ich sein Gesicht sah, stutzte ich. Es kam mir so bekannt vor! Er traf meinen Blick, und plötzlich lächelte er breit und strahlend und zeigte seine perlweißen Zähne.
    „Jambo, madam! Willkommen in Afrika! Wie geht es Ihnen? Kriegen Sie hier auch sambusa na ulimi? Und barafu?“
    Da fiel der Groschen bei mir. Ich reichte ihm begeistert die Hand. „Evaristus! Oh, entschuldigen Sie, ich habe Ihren Familiennamen ganz vergessen, ich habe an Sie immer nur als Evaristus gedacht!“ „Und ich an Sie als das kleine Suahelimädchen in Hamburg. Sie verkaufen keine Kuchen mehr?“
    „Nein, ich bin augenblicklich Assistentin bei meinem Mann. Er ist Reiseleiter für unsere Gruppe.“
    „Na, dann müssen wir uns ja gewaltige Mühe geben und Ihnen ein paar Seltenheiten aufspüren, damit Sie Ihrer Gruppe etwas zu
    zeigen haben.“
    Er setzte sich neben Francis, und ich erzählte schnell Frau Robinson von unserer Begegnung in meiner Konditorei in Hamburg.
    Sie lächelte verständnisvoll, und wir fuhren los.
    Dieser Nachmittag brachte uns zwei wunderschöne Erlebnisse, die wir im vorigen Jahr nicht gehabt hatten. Auf denkbar kurze Entfernung hielten wir bei einer Gepardin mit zwei bezaubernden Jungen. Sie waren anmutig wie Kätzchen, so edel, so rassig, so - ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll! Als alle drei Wagen hielten, gelang es mir, Heiko ein Zeichen zu machen, er sollte filmen! Was er auch tat!
    Wir sahen eine Unmenge Paviane, unter anderen ein Weibchen, das die tollsten Kletterkünste in den Bäumen machte, alles mit einem Baby, das sich an ihrem Bauch festklammerte. Dann einen großen Elefanten, auch so unglaublich nah.
    „Sagen Sie doch dem Kerl, er soll den Motor abstellen!“ sagte Herr Braun. „Bei diesem Gewackel hier kann ja kein Mensch filmen!“
    „Das geht leider nicht“, übersetzte ich Francis’ Antwort. „Bei Löwen und Antilopen und Giraffen ja, überhaupt immer, außer bei Elefanten und Nashörnern.“
    Herr Braun nahm das als eine persönliche Beleidigung auf, wir hätten doch einen bewaffneten Begleiter, wozu war er überhaupt da?
    „Um unser Leben gegebenenfalls schützen zu können“, sagte ich. „Aber nicht, um Elefanten zu schießen. Wenn ein Elefant oder ein Nashorn einen Wutanfall kriegen sollte, heißt es, schnell Gas geben und ab und davon!“
    Dann kam der

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