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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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doch so auf sie gefreut!
    Damals hatte unsere kleine Gruppe das ganze Lodge für sich allein gehabt. Jetzt wimmelte es von Menschen. Da klang Englisch, Deutsch, Holländisch, Französisch.
    Ja, jetzt waren in allen Ländern Sommerferien, und überall stand zu lesen, daß die Sommerhitze in Afrika nicht viel schlimmer sei als in einem schönen europäischen Sommer. Was auch stimmte. Jetzt war ja Winter hier! Winter mit blühenden Bäumen, mit Touristen in Shorts und ärmellosen Kleidern, mit nackten Füßen in Sandalen! Winter mit 25 Grad Wärme!
    Ich traf Heikos Blick, er zwinkerte, und ich wußte, was das bedeutete: „Erinnerst du dich noch, Impala?“
    Und ob ich mich erinnerte! Jede Minute, jedes Wort, das gesagt worden war. Jetzt, als ich in derselben Umgebung war, als ich alles, wovon ich anderthalb Jahr geträumt hatte, lebendig und wirklich vor Augen hatte, jetzt stieg das ganze Glücksgefühl von damals wieder an die Oberfläche meiner Seele, und es war schrecklich, daß ich Heiko nicht sofort in die Arme fliegen konnte.
    Aber was hätte wohl unsere Gruppe dazu gesagt?
    Hier hieß es, sich zusammennehmen!
    „Ja, gnädige Frau, das Gepäck wird in Ihr Appartement gebracht“ (gerade hier, unter diesem Baum standen wir damals). „Nein, Herr Professor, mehr als einen Schilling brauchen Sie nicht zu geben, das ist das Übliche“ (da war dein Appartement, Heiko, da vor der Tür hast du mich geküßt). „Nein, Sie brauchen sich nicht umzuziehen.
    Sie können getrost in Ihrem Safarianzug zum Lunch gehen“ (und weißt du noch, wie kühl es war an dem Morgen, das Schwimmbecken war ganz kalt). „Ja, heute abend zum Dinner müssen die Damen ein Kleid anziehen, o nein, es kann gern ein schlichtes Sommerkleid sein“ (ob du noch weißt, was du mir ins Ohr geflüstert hast, als wir - ). „Ja, gewiß, Herr Roeder, wir machen nach dem Lunch eine Pirschfahrt ins Gelände!“
    Das taten wir dann auch, und die Afrikaneulinge machten Augen, als sie den ersten Löwen sahen und das erste größere Giraffenrudel.
    Ich war aus irgendeinem Grunde wieder in meinem Wagen II gelandet und hatte die Freude, neben Frau Robinson zu sitzen - und die nicht ganz so große Freude, an der anderen Seite Herrn Braun neben wir zu haben.
    Er ging uns allen auf die Nerven.
    Wir fuhren mit offenem Dach, und wenn es etwas zu sehen und zu knipsen gab, hielten wir. Dann mußte man aufstehen und durchs Dach rausgucken und fotografieren. Herr Braun hatte da auch eine Eigenart. Er schoß hoch, legte seine Ellbogen auf die Kante, machte es sich unsagbar bequem und kümmerte sich überhaupt nicht darum, daß er der restlichen Gruppe im Wege war.
    Wir hatten gerade ein bezauberndes Motiv vor uns: eine bildschöne Löwin mit zwei spielenden Jungen. Die nette Lehrerin versuchte bald rechts, bald links von Herrn Brauns Ellbogen dranzukommen, die beiden Fußballjünglinge hatten sich hingesetzt und versuchten, durchs Fensterglas zu knipsen. Frau Robinson und ich fotografierten nicht, wir genossen nur den Anblick der wunderbaren Tiere.
    Da erklang es hinter uns: „Herr Braun, es ist mir eine Ehre, Ihre Ellbogen fotografieren zu dürfen, ich habe schon mehrere Nahaufnahmen davon. Dürfte ich vielleicht zur Abwechslung auch ein Löwenbild machen?“
    Es war die sonst so sanfte und freundliche Lehrerin.
    Die beiden Jünglinge grinsten, Frau Robinson gelang es grade noch, das Lachen im Keim zu töten, es kam nur ein kleiner Gluckser. Herr Braun drehte einen Augenblick den Kopf, murmelte etwas, stieß ein verächtliches „Puh“ aus und zog den einen Ellbogen um ein paar Zentimeter an sich.
    Und solche Situationen sollte ich, die Jüngste der ganzen Gesellschaft, die nicht einmal einwandfrei deutsch sprach, meistern!
    Was hätte ich bloß ohne Frau Robinson getan? Sie fand die
    richtigen Worte, sie war so ruhig, so beherrscht und hatte Autorität.
    Ich konnte nun meiner Gruppe die Kennzeichen der verschiedenen Antilopen und Gazellen erklären, ich machte sie auf ein paar Hyänen und einen kleinen Schakal aufmerksam. Aber plötzlich wußte ich auch nicht Bescheid. Da waren zwei Tiere, die ich nicht kannte, etwas Kleines, Hundeähnliches. Schakale waren es nicht; es müßte eine Art Füchse sein. Sie waren sehr scheu, rannten weg, verschwanden in ein Loch in der Erde. Francis hielt, bat uns, vollkommen still zu sein. Und siehe da - da lugte ein kleines Fellgesichtchen hervor, ein reizendes, feines Köpfchen mit zwei großen, lauschenden Ohren. Das Fell hatte

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