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Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender

Titel: Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Pfötchen und so weiter. Und das alles in wenigen Minuten gezaubert!
    „Xenia, Menschenskind!“ rief Frau von Waldenburg. „Warum haben Sie nie erzählt, daß Sie zeichnen können! Und so phantastisch! Wo haben Sie das bloß gelernt?“
    Ein kleines Lächeln kam auf Xenias Gesicht zum Vorschein, ein kleines, scheues, ungewohntes Lächeln.
    „Oh, das ist doch nichts, nein, ich habe nichts gelernt, es ist wohl angeboren. Ach, da habe ich ja einen Fehler gemacht. ich habe Jessica mit k geschrieben, einen Augenblick, ich mache eine neue Karte.“, und schon war sie weg.
    Frau von Waldenburg sah ihr nach, schüttelte den Kopf.
    „Ein merkwürdiges Mädchen“, sagte sie, irgendwie mehr zu sich selbst als zu mir.
    „Frau von Waldenburg“, sagte ich, „Sie haben mich einmal gebeten, lieb zu Xenia zu sein. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich es nicht vergessen habe, aber es ist so furchtbar schwer. Xenia schließt sich ganz in sich ein, ich ahne nicht, was in ihr vorgeht, und sie spricht ja kaum. Dabei möchte ich wirklich gern lieb zu ihr sein.“
    „Ich weiß, daß es schwer ist, Heidi“, nickte Frau von Waldenburg.
    „Ich empfinde ja genau dasselbe wie Sie. Aber früher oder später wird sich bestimmt eine Gelegenheit ergeben, Xenia zu zeigen, daß wir es gut mit ihr meinen, und eine solche Gelegenheit wollen wir wahrnehmen.“
    Ich nickte eifrig. „Ja, das wollen wir!“
    „Xenia hat es bis jetzt sehr schwer gehabt im Leben“, sagte Frau von Waldenburg. Mehr sagte sie nicht, sondern widmete sich der duftenden Wildsoße auf dem Herd.
    Die Gäste waren da.
    „Machen Sie auf, Heidi!“ rief Frau von Waldenburg, als es klingelte.
    Ein schlankes, dunkelhaariges Mädchen, was sage ich, eine dunkelhaarige junge Frau war die erste, die eintrat.
    „Hallo, Sie sind bestimmt Heidi? Ich bin Jessica. Furchtbar nett, Sie kennenzulernen. Ich kenne ja schon Ihre beiden. ja wie ist es nun, sind Sonja und Senta nicht Ihre Tanten?“
    „Ach, du bringst alles durcheinander, Jessica!“ erklang nun eine muntere Stimme, und der nächste Gast kam zum Vorschein. „Tag, Heidi, ich bin Reni, und ich weiß sehr gut, daß Sonja und Senta Ihre Nichten sind! Übrigens, Sie sind ja jetzt Großtante von Zwillingen geworden! Ich gratuliere!“
    Eine kräftige kleine Hand drückte die meine, ein Paar blaue Augen in einem sommersprossigen Gesicht, von roten Locken umgeben, strahlten mir entgegen.
    Dann kamen die beiden Ehemänner, Manfred Ingwart und Falko Eichner zum Vorschein, und Frau von Waldenburg erschien in der Küchentür in ihrer weißen Schürze.
    „Kinder, wie schön, euch zu sehen, geht mal rein, ich komme gleich. ihr kennt euch schon, das ist fein, ach, da haben wir ja Xenia.“
    Sie kam die Treppe runter. Ihre brausenden roten Haare waren sorgfältig gekämmt, und sie trug einen leuchtend grünen Pulli, den ich nie gesehen hatte. Er stand ihr großartig. Zum erstenmal sah ich, daß Xenia hübsch war.
    „Xenia, du siehst aber blendend aus!“ rief Jessica. „Geht es dir gut? Bist du zufrieden mit der Pension, die ich dir vermittelt habe?“ „Zufrieden ist gar kein Wort“, antwortete Xenia und reichte Jessica die Hand. „Ich habe es nie so gut gehabt wie jetzt!“
    „Siehst du, eine solche Patentante habe ich!“ lächelte Jessica. „Tante Christiane, soll ich dir nicht helfen?“
    „Gar nicht“, erklang es aus der Küche. „Nur rein mit euch!“ Denise war anscheinend in der Küche. Reni und ihr Mann hatten tausend Dinge zu fragen. Sie hatten ja Sonja und Heiko in Afrika besucht und eine herzliche Freundschaft mit ihnen geschlossen. Jetzt wollten sie wissen, wie es den Zwillingen ging und ob die Familie in England bleiben sollte und ob und ob und ob. und während ich alles erzählte, was ich wußte, unterhielten Jessica und ihr Falko sich mit Xenia.
    Irgend etwas war mit Xenia geschehen. Sie sah wie gesagt erstens großartig aus, und dann hatte sie einen neuen Gesichtsausdruck. War es das Lob über die Zeichnungen, oder war es das Zusammentreffen mit ihrer alten Bekannten Jessica, das die Änderung herbeigeführt hatte? Tatsache war, daß sie ein paarmal wirklich lächelte, und sie sprach auch mehr als sonst.
    Einmal sah ich, daß Jessica ihre Hand über Xenias legte und ich hörte sie leise sagen: „Ich freue mich so für dich, Xenia!“ Dann wurde zu Tisch gebeten.
    „Tante Christiane, ich habe einen Mordshunger!“ rief Manfred Ingwart. „Meine Mutter war heute in der Stadt, und meine Angetraute sollte

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