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Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender

Titel: Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Familie denn so groß?“
    „Und ob! Ich bin die jüngste von acht Geschwistern!“
    „Heiliger Bimbam! Und ich bin der einzige, teure Sprößling meiner Eltern. Müssen Sie schon weiter? Wann fängt denn Ihre Vorlesung an?“
    „Um neun.“
    „Dann haben Sie ja reichlich Zeit. Sie brauchen erst mit dem 8.15-Uhr-Bus zu fahren. Kommen Sie doch mit ein Stückchen, nachher bringe ich Sie zum Bus!“
    Ich kam mit. In dem anbrechenden Tageslicht konnte ich ihn endlich deutlich sehen. Er hatte ein nettes, offenes Gesicht, ein Paar kluge Augen, aber eine eigentliche Schönheit war er nicht. War ja auch egal! Eine Schönheit bin ich auch nicht!
    Wir plauderten fröhlich und ungezwungen, als hätten wir uns lange gekannt. Zwischendurch begrüßte er Hunde und Hundebesitzer. Es war eine bunte Gesellschaft von Vierbeinern, die sich am Flußufer tummelte! Ein weißer Spitz, ein schwarzer Pudel, ein junger, verspielter Boxer und ein edler, rotbrauner irischer Setter. Ganz zuletzt kam eine Dame mit einem winzigen, struppeligen Etwas auf dem Arm. Es war ein „Yorkshire toy terrier“, der auf den Namen Fips hörte.
    Es machte furchtbar viel Spaß, der ganzen morgenfrischen Bande beim Spielen und Laufen zuzusehen!
    „Schade, daß Bicky nicht dabei ist“, sagte ich. „Vielleicht könnte ich meine beiden Mitpensionäre dazu überreden, etwas früher aufzustehen, damit wir rechtzeitig frühstücken könnten, so daß Frau von Waldenburg zu diesem ,Hundetreffen’ kommen kann!“ „Verstehen Sie sich gut mit Ihren beiden Mitstudentinnen?“
    „O ja. Aber wir kennen uns ja erst seit wenigen Wochen. Die eine ist munter und offenherzig und plauderfreudig, die andere ist sehr schweigsam. Ich weiß eigentlich wenig über sie. Nur eins haben wir ganz bestimmt gemeinsam, wir haben wenig Geld und müssen furchtbar sparsam sein!“
    Bernhard hörte meinem Geplauder belustigt zu. „Für eine Norwegerin ist es wohl auch sehr teuer, in Deutschland zu studieren“, meinte er. „Ich denke an die Währung.“
    „Und ob es teuer ist! Ich hätte es auch nicht machen können, wenn Frau von Waldenburg nicht so ein Engel gewesen wäre und uns so unglaublich wenig Geld abgenommen hätte! Hundert Mark im Monat für Vollpension!“
    „Was? Hindert Mark? Das ist ja unglaublich! Und was müssen Sie dafür leisten?“
    „Nichts! Überhaupt nichts! Das ist es ja! Wir haben jede ein nettes Zimmer, und wir haben ungestörte Ruhe zum Arbeiten. Es ist zu gut, um wahr zu sein!“
    Bernhard schüttelte den Kopf. „Das begreife ich nicht. Da muß doch. ach, Heidi, wir müssen umdrehen, sonst verpassen Sie Ihren Bus!“
    Wir rannten los, und ich kam gerade noch mit. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich während der Busfahrt keinen Gedanken der Zahnheilkunde widmete. Ich lächelte so vor mich hin und dachte an Bernhard und Hasso. Besonders an Bernhard. Er war furchtbar nett, er hatte ein so lustiges Lächeln und eine so hübsche Stimme!
    Aber dann dachte ich an seine letzten Worte - daß er es unglaublich fand, daß Frau von Waldenburg so lieb zu uns war und nichts dafür verlangte. Derselben Meinung war auch Frau Segermann auf dem Schiff bei der Herreise gewesen. War es denn wirklich eine so große Seltenheit, daß Leute Gutes tun, einfach weil es einem selbst Freude macht?
    War denn meine eigene Familie eine Ausnahme? Meine Eltern waren ja auch so und Beate und ihre Familie. Was hatte Mutti manchmal gesagt, als ich klein war? „Denk daran, Heidilein, es macht viel mehr Spaß, lieb zu sein!“
    Dann fand Bernhard es womöglich auch komisch, daß ich früh aufgestanden war, um die Brücke zu fegen?
    Na, dann würde ich es ihm zeigen, daß es Menschen gibt, die gern was Gutes tun! Denn ich würde weiterhin die Brücke saubermachen. Ganz einfach, weil es mir Freude machte, daran zu denken, daß die spielenden Hunde sich nicht die Pfoten verletzen würden! Frau von Waldenburg machte es auch Spaß, lieb zu sein! In dem Punkt war sie genau wie meine Mutter!

Jeder Tag ist Donnerstag!
    Ich hörte Stimmen aus der Küche. Es war spätnachmittags, Frau von Waldenburg arbeitete bestimmt auf Hochtouren mit den Vorbereitungen für den Abend.
    Ob sie vielleicht Hilfe brauchte?
    Ich lief nach unten und fand sie am Herd vor. Denise war dabei, das feine Porzellan aus dem Schrank zu holen, und fragte gerade: „Welchen Tischdecke soll auf das Tisch?“
    Sie brachte immer „der, die und das“ durcheinander, und wenn wir uns vor Lachen kringelten, lachte sie

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