Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender

Titel: Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
selbst am lautesten!
    Sie hatte ja auch Deutsch so „aufgepiekt“, während ich Glückspilz es in der Schule systematisch gelernt hatte und keine so großen Schnitzer machte.
    Ich fragte, ob ich vielleicht helfen dürfte.
    „Das ist aber lieb von Ihnen, Heidi. ja, wenn Sie die Petersilie dort wiegen würden, das wäre fein. Denise deckt schon den Tisch, das kann sie so gut.“
    Ja, so was konnte Denise gut. Sie hatte so unglaublich geschickte Hände! Einen Tisch hübsch    decken, ein Blumengesteck
    zusammenstellen, oder ihre eigenen Kleider schneidern, ihre Haare frisieren, so daß sie nie zum Friseur mußte. Sie war beneidenswert geschickt!
    „Brauchen wir Tischkarten?“ fragte die Geschickte durch den Türspalt.
    „Ach, das habe ich vergessen, ich wollte ja die lustigen Kärtchen mit kleinen Pudeln drauf kaufen. dann nehmen Sie einfach ein paar weiße Kärtchen aus dem oberen rechten Schub im Schreibtisch, Denise. Wer von euch hat die hübscheste Handschrift?“
    „Xenia!“ rief ich. „Dies ist eine Aufgabe für sie!“ Ich nahm die Karten und rannte nach oben.
    „Xenia, du kannst so hübsch schreiben, würdest du bitte die Tischkarten ausschreiben - also für uns hier und dann die Namen Manfred, Reni, Jessica und Falko - Frau von Waldenburg wollte Pudelkarten kaufen und hat es vergessen - vielen Dank, Xenia, fein! Bringst du sie nachher runter?“
    Xenia hatte wortlos den Auftrag in Empfang genommen. Ich sah gerade, daß sie sich am Schreibtisch zurechtsetzte und nach einem Stift griff. Dann lief ich wieder zu meiner Petersilie und zu einer
    frischen Ananas, die hübsch in Scheiben geschnitten werden sollte.
    Vom Backofen duftete es himmlisch, und als ich die Ananas aus dem Kühlschrank holte, sah ich zwei große Schüsseln mit einem äußerst vielversprechenden Inhalt. Daß viel Schlagsahne und Pfirsichhälften entscheidende Rollen spielten, konnte ich gleich erkennen.
    Na, das würde vielleicht ein Essen geben!
    Es war urgemütlich, mit Frau von Waldenburg in der Küche zu arbeiten, und das sagte ich ihr.
    „Das finde ich auch“, lächelte sie. „Aber für täglich will ich euch hier nicht sehen! Dann hätte ich immer das Gefühl, ich hielte euch vom Lernen ab und ich würde die Situation ausnützen.“
    „Und das ist es gerade, was Sie nicht wollen!“ sagte ich. „Und was kein Mensch begreift.“
    „Was begreift kein Mensch?“
    „Daß Sie dies alles freiwillig auf sich nehmen, für drei Mädchen zu sorgen, ohne einen Pfennig dadurch zu verdienen.“
    „Begreifen Sie es auch nicht, Heidi?“
    „Doch. Ich verstehe es. Meine Mutter würde genau dasselbe tun. Meine Schwester Beate auch. Denn die beiden sind in dem Punkt genau wie Sie. Es macht ihnen einfach Spaß, was Gutes zu tun.“ „Und Ihnen? Macht es Ihnen auch Spaß?“
    „O ja. Ich bin dazu erzogen worden. Ich fing übrigens den heutigen Tag mit einer guten Tat an“, fügte ich hinzu. Dann erzählte ich Frau von Waldenburg von meinem morgendlichen Brückenfegen. Aber von Bernhard erzählte ich nichts.
    „Da haben Sie wirklich eine gute Tat getan“, lächelte Frau von Waldenburg.
    „Und eine böse“, beichtete ich. „Ich habe nämlich aus Ihrem Schuppen einen Reisigbesen geklaut.“
    „War da ein Reisigbesen? Keine Ahnung. Den hat wohl mein Vorgänger hier hinterlassen. Betrachten Sie den Besen als Geschenk. Legen Sie bitte die Ananasscheiben hier auf diese Platte, ich brauche sie nachher zum Dekorieren. Himmel, nun jault der Köter, er hat den Rehbraten gerochen. hier, Heidi, legen Sie bitte diese Fleischreste in den Hundenapf, o ja, richtig, gucken Sie doch bitte im Flur nach, ob genügend Kleiderbügel für vier Gäste da sind!“
    Im Flur stieß ich mit Xenia zusammen, sie kam gerade die Treppe runter, mit den Karten in der Hand.
    „Glaubst du, daß es so geht?“ fragte sie und hielt mir die Karten
    hin. Ich warf schnell einen Blick darauf, dann rief ich laut: „Aber Xenia! Du bist ja eine Künstlerin! Das ist direkt phantastisch! Frau von Waldenburg.“, ich rannte in die Küche, die Karten in der Hand, „gucken Sie bloß, sehen Sie, was Xenia gemacht hat!“
    Frau von Waldenburg schrie laut vor Begeisterung, und dazu hatte sie allen Grund. Auf jede Karte hatte Xenia mit wenigen Strichen ein Pudelchen gezeichnet - oder vielmehr, eine PudelTerrier-Mischung, genau wie Bicky! Acht verschiedene Zeichnungen waren es. Einmal machte das Tierchen Männchen, einmal war es beim Fressen, einmal kratzte es sich, einmal gab es

Weitere Kostenlose Bücher