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Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender

Titel: Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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kochen - und was hat sie gekocht? Kaffee und zwei Eier! Das müßte genügen, wenn wir heute abend zu dir eingeladen waren, behauptete sie!“
    „Aber Manfred, so war es doch immer, als wir Studentinnen waren!“ rief Jessica. „Donnerstags gab es doch nie ein Mittagessen! Wir hatten einen Kohldampf, wenn wir hier eintrudelten, weißt du noch, Tante Christiane?“
    „Und ob ich das weiß! Ach, Kinder, es war ja so schön, euch zu bekochen und zuzusehen, wie es euch schmeckte!“
    „Dann mußt du ja jetzt in einem wahren Glücksrausch leben, wo du jeden Tag hungrige Studentinnen bekochen kannst!“ lächelte Falko. „Wie ist es.“, er sah uns drei der Reihe nach an, „kriegt ihr nun auch was Anständiges zu essen?“
    „Und ob!“ riefen wir im Chor.
    „Und was sagst du, Tante Christiane?“ fragte Reni. „Essen die Mädchen auch brav alles, was auf den Tisch kommt?“
    „Bis jetzt ja! Allerdings habe ich Milchsuppe vermieden, ich weiß nämlich, daß Denise dann Zustände kriegen würde! Übrigens, da fällt mir ein - ich habe ja ganz vergessen, die beiden anderen zu fragen, ob es etwas gibt, was sie nicht essen!“
    „Bist du aber eine schlechte Pensionatswirtin!“ lachte Jessica. „Also, schnell, raus mit der Sprache, selbst esse ich sehr ungern Tomaten, und Reni hat eine ausgeprägte Abneigung gegen Blutwurst. Wie ist es mit Ihnen, Heidi?“
    „Oh, ich esse eigentlich alles, das mußte ich schon als Kind. Das einzige wäre vielleicht Fenchelgemüse.“
    „Da haben Sie Glück, das mag ich selbst nämlich auch nicht!“ sagte Frau von Waldenburg. „Und Sie, Xenia? Gibt es etwas, was Sie nicht essen?“
    „Kalbfleisch“, antwortete Xenia.
    „Was? Kalbfleisch? Das ist doch was Wunderbares! Mögen Sie das wirklich nicht?“ Es war Reni, die fragte.
    „Ich habe nicht gesagt, daß ich es nicht mag. Ich sagte, daß ich es nicht esse.“ Xenia sprach leise, aber sehr deutlich.
    „Schade“, sagte Frau von Waldenburg. „Ich kriege ab und zu schönes Kalbfleisch von meinem Sohn. Richtiges, gesundes Fleisch, ohne Antibiotika, von gesunden Tieren.“
    Xenia sah sie aufmerksam an.
    „Meinen Sie, daß die Kälber auf die Weide gehen?“
    „Und ob sie das tun! Den ganzen Sommer!“
    „Und im Winter?“
    „Da sind sie natürlich im Kuhstall. In schönen, geräumigen Boxen, mit viel Licht und Luft. Wißt ihr, Kinder, ihr müßt einmal an einem Sonntag mit mir zu meinem Sohn fahren. Es ist ein schöner Besitz, nicht wahr, Denise? Und wenn Sie Tiere gern haben.“
    Hier unterbrach das einzige vorhandene Tier sein Frauchen. Bicky hatte sich mit den Gäste-Mitbringseln - zwei Würstchen - ins Körbchen zurückgezogen, aber jetzt wurde ihr wohl der Bratenduft zu interessant, und sie kratzte energisch an Frauchens Knie. Mit Erfolg, nebenbei gesagt.
    Manfred Ingwarts Blick ruhte auf Xenia, und dann sprach er sie
    an.
    „Sie dachten vielleicht an die Massentierhaltung, als Sie das Kalbfleisch ablehnten?“ fragte er.
    „Ja“, sagte Xenia. Sie schluckte, dann fuhr sie fort: „Ich habe einen solchen Stall gesehen. Mit Hunderten von Tieren. In so engen Boxen, daß sie sich buchstäblich nicht rühren konnten. Sie hatten kein Streu in den Boxen, das Streu, das sie so dringend gebraucht hätten, wurde verbrannt, weil man nicht wußte, wohin damit. Sie bekamen nur flüssiges Futter durch einen Schnuller, und sie tranken und tranken, weil sie bei der Hitze immer Durst hatten. Wie war es heiß drinnen - und dunkel.“ Hier versagte Xenias Stimme und sie schluckte wieder.
    „Meine Mutter sagt dasselbe wie Sie“, erzählte Manfred. „Sie hat diese Tierquälerei im Fernsehen gesehen, und seitdem kommt kein Kalbfleisch in unser Haus.“
    „Bei Manfred und Reni ist es nämlich die gute Mutter, die kocht!“ rief Jessica. „Und das ist Manfreds Glück.“
    „Und meins!“ ergänzte Reni. „Wenn Muttchen eines Tages streiken würde, dann müßten wir.“
    „. zu uns kommen“, schlug Falko vor. „Was man sonst über mein Eheweib sagen kann - kochen kann sie!“
    „Aber eins tu ich doch!“ verteidigte sich Reni. „Ich fahre jede Woche aufs Land und hole ,glückliche Eier’!“ Da lächelte Xenia wieder.
    „Meinen Sie damit Eier von glücklichen Hühnern? Also von frei gehaltenen Hühnern?“
    „Erraten! Es ist furchtbar weit zu fahren, aber ich tu es gern!“ „Hier im Haus essen wir auch nur ,glückliche Eier’“, sagte Denise eifrig. „Vom Gut. Als ich da war, ging ich jeden Morgen und sammelte die Eier

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