S - Spur Der Angst
außer der armen Maeve noch zwei andere sterben müssen?«
»Du ziehst voreilige Schlüsse«, warnte Trent. »Jetzt dreh bitte nicht durch. Du musst klar denken können. Kapiert? Du musst einen klaren Kopf behalten.«
Sie nickte und wandte sich zur Tür. Sie wollte hier raus, fort von dem unheimlichen rötlichen Schimmer und dem Geruch des Todes.
»Warte«, sagte Trent und schloss die Finger um ihren Arm. »Halt den Strahler hoch. Höher. So.« Er umfasste den Griff des grellen Strahlers und hielt ihn so, dass er direkt auf Maeves Leichnam gerichtet war. »Hier, nimm. Und jetzt halt still.« Rasch zog er sein Handy aus der Tasche und fing an, Fotos von dem toten Mädchen zu machen.
Bei jedem Klicken seiner Kamera zuckte Jules zusammen.
Klick. Ein weiteres Bild des Todes.
»Wir haben zwar keinen Empfang, aber das Telefon erfüllt zumindest einen Zweck.« Er schoss zwei weitere Fotos. Ein Pferd wieherte nervös. »So können wir wenigstens festhalten, wie wir den Tatort vorgefunden haben.«
Klick. Klick. Klick. Noch drei grauenvolle Bilder.
»Ich würde nur ungern hier weggehen und beim Wiederkommen feststellen, dass das Mädchen anders dasitzt oder ganz verschwunden ist oder sonst etwas.«
Er bat Jules, den Strahler auf Omens Box zu richten, und machte auch davon Fotos, dann holte er ein kleines Maßband aus einem Geräteschrank, das er auf etwa dreißig Zentimeter auszog und neben Maeves Hand und das Messer legte. »Nur, damit man sich das Ganze besser vorstellen kann«, sagte er, ehe er weitere Aufnahmen machte.
Draußen ertönten Schritte.
Jules schlug das Herz bis zum Hals.
Trent zog seine Pistole und richtete sie auf die Stalltür, die eben zur Seite geschoben wurde. Frank Meeker, die Waffe ebenfalls im Anschlag, schlüpfte herein. »Polizei!«, rief er, und Trent ließ die Pistole sinken.
»Bin ich froh, dass Sie hier sind«, sagte er, während die Augen des Deputys suchend durch den Stall glitten und an Maeves Leichnam hängenblieben.
»Noch ein Opfer?«, fragte er. Jules nickte.
»Hurensohn.« Meeker schüttelte fassungslos den Kopf und steckte die Pistole ins Holster. »Gottverdammter Hurensohn.«
Kapitel vierzig
C ooper Trent!
Shay lag auf ihrem Bett im Wohnheim, als ihr plötzlich einfiel, weshalb er ihr so bekannt vorkam.
Jules war mit ihm zusammen gewesen, während jener seltsamen Zeit, in der die ganze Familie aus dem Gleichgewicht geriet. Max hatte gerade wieder geheiratet und seinen Sohn, Max junior, bekommen, was dazu führte, dass er seine Tochter nur noch mehr aus seinem Leben ausgrenzte. Edie hatte so viel wie möglich von Max’ Vermögen an sich gerissen und war zu diesem Scheißkerl Rip Delaney zurückgekehrt. Für alle außer für die liebestrunkene Edie war klar ersichtlich, dass Jules’ Vater nur deshalb zu seiner Ex-Frau zurückgekehrt war, weil er es auf ihren Anteil des Stillman-Vermögens abgesehen hatte, die Almosen, die ihr Scheidung Nummer zwei einbrachte.
Gier, Gier, Gier. Bei Edie ging es immer um Geld. Genau wie bei Rip.
Und dann war da noch Max Stillman, der liebe alte Dad. Ach nein, für sie war er ja nun Max senior, für den nur noch Max junior zählte. Shays jüngerer Halbbruder war angeblich ein äußerst schwieriges Kind. Gut. Das geschah dem Alten recht. Es hatte Shay immer zu schaffen gemacht, dass Edie bei ihrer Hochzeit mit Max schwanger gewesen war. Der Gedanke, dass Edie ihn in die Falle gelockt hatte, war ihr nie aus dem Kopf gegangen; vermutlich war das der Grund dafür, dass er nie ein innigeres Verhältnis zu seiner Tochter aufgebaut hatte.
»Wen kümmert’s?«, murmelte sie, doch sie spürte, wie es hinter ihren Augenlidern zu brennen begann. In Wirklichkeit war Maxwell Octavius Stillman nur ein selbstverliebter Widerling, der seine Tochter weggeworfen hatte wie die Reste vom Vortag, als der dämliche Maxwell junior zur Welt kam.
Aber auch vorher hatte er nie viel mit ihr anfangen können, hatte sich einen Scheißdreck um sie gekümmert.
Rip Delaney war mit Jules ganz anders umgegangen. Ja, er war ein echter Verlierer gewesen, hatte ständig alles in den Sand gesetzt und Spielschulden gemacht, doch wenigstens hatte er Jules geliebt, hatte sie beinahe krankhaft vergöttert.
Shay riss sich von den Erinnerungen los und kehrte zurück in die Gegenwart.
Hör auf damit! Dein Alter ist ein Scheißkerl, na und? Konzentrier dich lieber auf das Hier und Jetzt.
Sie war völlig überdreht, konnte nicht einschlafen. Ganz anders als Crystal. Shays
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