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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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war.
    »Das ist Shaylee Stillman aus Seattle«, hatte der Reverend Shay vorgestellt. »Von euch Schülern erwarte ich, dass ihr euch während des Frühstücks bekannt macht und alles tut, um ihr das Einleben zu erleichtern.« Dann hatte er väterlich eine Hand auf ihre Schulter gelegt und ein abschließendes Gebet gesprochen, in dem er Gott ausgiebig dafür dankte, dass er sie nach Blue Rock geleitet hatte. Als die Anwesenden unisono »Amen« flüsterten, hatte Reverend Lynch leicht ihre Schulter gedrückt. Shay hatte ihn durchdringend angesehen, doch er hatte sie nur mit einem wohlwollenden Lächeln bedacht.
    Jetzt war es Ethan, der ihr die Hand auf die Schulter legte. Ein angenehmes Gefühl.
    »Ich bin Shaylee«, sagte sie zu ihm und war ein wenig geblendet vom Glanz seiner strahlend weißen Zähne.
    Er war muskulös und gedrungen, wie ein Ringer. »Schätze, ich sollte ›Willkommen‹ sagen.«
    »Tu’s nicht. Ich habe schon genug gehört.«
    »Darauf wette ich.« Er unterdrückte ein Grinsen. Seine dunklen Augen glitzerten verständnisvoll.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Maeve, Nell und Nona miteinander flüsterten und ihr finstere Blicke zuwarfen.
    Daran war sie gewöhnt.
    Sie war schon öfter »die Neue« gewesen. Sie wusste, wie es lief. Entweder sie wurden warm miteinander oder eben nicht. Doch wenn sie sich nun mit Ethan zusammentat, würde sie im Handumdrehen zur Staatsfeindin Nummer eins werden, der Schulschlampe. Das wäre nicht so klug.
    »Holt euch die Sachen und bringt den Stall auf Hochglanz«, ordnete Mr. Trent an. »Letzte Woche hat Dr. Burdettes Trupp großes Lob eingeheimst, weil alles blitzsauber war. Ich denke, denen sollten wir’s zeigen.«
    Shay beugte sich zu Ethan und murmelte: »Jetzt erzähl mir nicht, sie verteilen goldene Sterne fürs Pferdeäpfelschaufeln.«
    Ethan gab sich keine Mühe, sein Grinsen zu verbergen. Beim Anblick seiner weißen Zähne vor der bronzefarbenen Haut wäre ihr fast das Herz stehengeblieben. »Besser noch: Punkte. Die man nutzen kann, um ins Internet zu gehen oder zu telefonieren.«
    »Sie erlauben euch, mit der Außenwelt zu kommunizieren? Wow.« Shay riss ehrfürchtig die Augen auf. »Endlich ein Grund, am Leben zu bleiben.«
    Hatte Nona deshalb ein Handy? Wenn ja, warum versteckte sie es dann?
    »Sicher«, gab er zurück, als sie das Gebäude betraten, wo es nach Pferden, Mist und geöltem Leder roch. Ethan nahm eine Heugabel von der Wand und warf sie ihr zu, die Zinken nach oben gerichtet. Shay fing die Gabel im Flug.
    »Du musst dich nur an die Regeln halten.«
    »Damit habe ich so meine Probleme.«
    »Bestimmt nicht«, prophezeite er, und sie hörte eine Schärfe in seiner Stimme, die sie zuvor nicht bemerkt hatte. Sein Blick war härter geworden.
    Na klar. Der Typ ist eine Sekunde lang nett zu dir, und schon meinst du, er sei in dich verknallt?
    Sie stieß die Forke in einen Heuhaufen und fragte sich, ob es einen Grund dafür gab, dass der Gruppenleiter Ethan herausgepickt hatte, um sie einzuweisen. Vielleicht sollte er sie ein wenig genauer unter die Lupe nehmen, um hinterher alles brühwarm Trent oder Reverend Lynch zu berichten.
    Vielleicht war er ein Spion, der nur so tat, als würde er sie mögen.
    Shaylee erschauderte innerlich, doch sie ließ sich nichts anmerken. Plötzlich fühlte sie sich so allein wie nie zuvor.

    Von der Leseempore der Bibliothek aus beobachtete der Anführer, wie Trents Trupp zu den Stallungen hinübermarschierte.
    Shaylee Stillman kehrte ihm den Rücken zu, und er kam nicht umhin, ihren Gang, das leichte Schaukeln ihrer Hüften zu bemerken. Ihr betontes Draufgängertum – doch langsam fiel ihre Maske, brach die finstere, rebellische Fassade zusammen.
    So war es immer.
    Außer bei Lauren. Sie hatte sich ihre sarkastische Zunge und das dreiste Funkeln in den Augen bewahrt, gleichgültig, wie sehr man sie auf die Probe stellte.
    Ein klassischer Fehler.
    Und dumm dazu.
    Als Kenner der Geschichte wusste er, dass man keiner Frau voll und ganz vertrauen sollte. Kleopatra, Mata Hari und Wallis Simpson bewiesen das deutlich. Sie waren einschlägige Beispiele dafür, dass man den Lauf der Welt allein mittels Verführungskünsten ändern konnte. Und trotzdem hatte er sich auf Lauren Conway eingelassen.
    Sie war nicht irgendeine Frau gewesen, o nein.
    Sie hatte ihn vollständig in ihren Bann gezogen.
    Er war verrückt nach ihr gewesen.
    Völlig kopflos.
    Er hatte sie in seinen inneren Kreis eingeweiht.
    Aus den falschen

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