S - Spur Der Angst
pervers?
Natürlich bedeutete das nicht, dass sie ein geringes Selbstwertgefühl hatte oder was Dr. Williams und Reverend Lynch ihr sonst noch für einen Schwachsinn verkaufen wollten. Es bedeutete lediglich, dass sie ein aufregendes Leben bevorzugte. Gern an ihre Grenzen ging.
Wenn er so hinter ihr stand, seinen Schwanz an ihren Pobacken rieb und gleichzeitig ihre Brüste massierte, biss er sie gern in den Nacken …
Ja, sie würde es tun! Alles, was er von ihr wollte!
Bis jetzt hatte sie ihm nicht erlaubt, in sie einzudringen, vermutlich war das ein Rest Skrupel aus alten Tagen, als sie noch »Daddys braves Mädchen« hatte sein wollen. Auf keinen Fall wollte sie eine »Schlampe« oder »dreckige Hure« werden wie ihre Mutter. Zumindest behauptete ihr Vater, Peggy Vickers wäre genau das gewesen. Soweit Nona wusste, war ihre Mutter auf und davon gegangen, als sie noch sehr klein gewesen war, und hatte es ihrem Vater überlassen, sie großzuziehen. Kein Wunder, dass Dad so entsetzliche Dinge über ihre Mutter sagte!
Peggy Vickers hatte ihre einzige Tochter niemals angerufen und ihr weder zum Geburtstag noch zu Weihnachten geschrieben, und Nona wusste, wie dumm es gewesen war, dass sie dennoch Jahr für Jahr darauf gehofft hatte.
Ihr Vater hatte vermutlich recht.
Dennoch glaubte sie nicht, dass »schlechtes Blut« in ihren Adern floss oder dass sie aufpassen musste, damit sie nicht als billiges Flittchen endete wie ihre Mutter.
Heute Nacht, so beschloss sie, würde sie sämtliche Warnungen ihres Vaters ignorieren. Schließlich hatte er sie hierhergeschickt, oder? Weil der Besuch einer katholischen Schule sie nicht davon hatte abhalten können, sich klammheimlich davonzustehlen, um zu rauchen, Alkohol zu trinken und mit Meth, Ecstasy und anderen bunten Pillen zu experimentieren. Der Ladendiebstahl war der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Mit Hilfe ihrer Großmutter, die ihm das Geld dazu borgte, hatte Mr. Vickers seine missratene Tochter auf die Blue Rock Academy verfrachtet.
Entweder in die Wildnis Südoregons oder eine Pflegeunterbringung, hatte er ihr geschworen, und sie hatte sich für die Schule am Ende der Welt entschieden. Ihr herzallerliebster Daddy wäre sicher sehr überrascht, wenn er erführe, dass sein Plan nach hinten losgegangen war. In dem Wunsch, seine Tochter möge blütenrein wie eine Lilie bleiben, hatte er sie nach Blue Rock geschickt, wo sie mit anderen straffällig gewordenen Jugendlichen zusammengewürfelt wurde, die nicht besser waren als sie.
Und genau hier hatte sie ihren ersten richtigen Freund kennengelernt.
Heute, dachte sie, war es an der Zeit, ihre lästige Jungfräulichkeit zu verlieren. Warum sollte sie sich daran klammern? Der alte katholische Keuschheitsglaube war ohnehin nichts für sie – so ein Schwachsinn!
Ohne Licht zu machen, griff sie unter ihr Bett und zog ihre Jeans und einen langärmeligen Kapuzenpulli hervor. Ihren BH, der alles andere als sexy war, hätte sie am liebsten gar nicht erst angezogen, doch sie wollte nicht, dass ihre Brüste wackelten, wenn sie zu den Stallungen rannte, wo sie sich mit ihm treffen würde. Sie konnte den BH auch später noch unbemerkt ausziehen, bevor sie richtig zur Sache kamen …
Sie lächelte in die Dunkelheit hinein, während sie lautlos in ihre Daunenjacke mit dem Logo der Blue Rock Academy darauf schlüpfte. Die toughe Shaylee wäre sicher sehr erstaunt, wenn sie davon erführe. Ihr ungläubiger Blick, als sie ihr anvertraut hatte, sie habe einen Freund, war ihr nicht entgangen. Shaylee hatte geglaubt, sie würde schwindeln.
Als wäre es unmöglich, dass ein Junge – nein, ein Mann – Interesse für Nona bekunden würde!
Das zeigte doch bloß, wie dämlich ihre Zimmergenossin war. Von der Tür aus warf sie einen prüfenden Blick auf Shaylees Bett. Sie wälzte sich hin und her, rastlos wie immer, aber sie wachte nicht auf.
Bevor sie auf den Gang hinausschlich, nahm Nona Shaylees knallgelbe Oregon-Ducks-Baseballkappe vom Haken, setzte sie auf und stopfte ihre Haare darunter. Das hatte sie schon einmal gemacht, um sich für den Fall zu tarnen, dass sie tatsächlich von einer versteckten Kamera oder einem umherstreifenden Lehrer entdeckt wurde. Pech für Shay.
Niemand würde auch nur in Erwägung ziehen, dass Nona gegen die Regeln verstieß, schon gar nicht jemand von den Lehrern. Die hatte sie allesamt davon überzeugt, dass sie an die streng reglementierte christliche Doktrin glaubte
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