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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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ehrlichen, liebenswerten Mädchen geworden?«
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Überbewertet. Lass uns nicht davon anfangen.«
    »Okay.« War da ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen zu sehen? Sie spürte Zuneigung in sich aufsteigen und gab sich innerlich schnell einen Tritt.
    »Bitte gib mir einen kurzen Überblick über die Schule, und zwar ohne Beschönigung!«
    »Zu Befehl, Madam!« Er lachte kurz auf, was sie ihm nicht verübeln konnte. Cooper Trent war immer schon geradeheraus gewesen, hatte stets gesagt, was er dachte, ohne sich um die Konsequenzen zu scheren.
    »Nun, da ich dir nicht ausreden kann, die Stelle anzutreten …«
    »Nein, das kannst du in der Tat nicht. Vergiss es.«
    Er legte die Stirn in Falten und schien mit einer Entscheidung zu ringen. Vielleicht wurde ihm aber auch nur klar, dass er sich mit ihrer Anwesenheit abfinden musste, gleichgültig, ob ihm das gefiel oder nicht.
    »Du hast etwas von einem Kreuzverhör erwähnt«, sagte er schließlich, »und das ist gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Blue Rock wird beherrscht von Regeln, Vorschriften und Kontrollen oder – wie du dich so schön ausgedrückt hast – Kreuzverhören.« Er schüttelte den Kopf, doch sein Zorn schien weitestgehend verraucht zu sein.
    »Ist das denn schlimm?«
    »Vermutlich nicht. Die Jugendlichen, die hierherkommen, brauchen ein festes Ordnungsgefüge, daran besteht kein Zweifel. Sie müssen Autorität erkennen und akzeptieren. Die meisten von ihnen müssen zudem die ganze Zeit über beschäftigt werden.«
    »Müßiggang ist aller Laster Anfang?«
    »So ungefähr«, bestätigte er. »Viele der Kids sind sehr clever. Die meisten von ihnen haben einen guten Kern und sind einfach nur außer Kontrolle geraten.«
    »Und die übrigen?«
    Er überlegte. »Natürlich sind ein paar faule Äpfel dabei, aber ich denke, das Problem sind nicht unbedingt die Schüler. Ich habe den Verdacht, dass an der Schule etwas nicht stimmt. Es ist zwar nur ein Gefühl, aber hier ist etwas Finsteres im Gange, etwas …«
    »Böses?«
    Wieder schüttelte er den Kopf, doch er sagte: »Ich weiß es nicht. Was letzte Nacht passiert ist, war ziemlich übel.« Er warf Jules einen Seitenblick zu. »Ich habe die Kids gefunden. Den Jungen mit gebrochenen Knochen und kaum noch am Leben auf dem Fußboden, das Mädchen …« Trent starrte angestrengt auf die Straße. Die Schneedecke funkelte im Licht seiner Scheinwerfer. »Es hing an einem Seil von den Dachsparren des Pferdestalls, nackt.«
    Jules erschauderte. Sie wusste, dass Cooper Trent ein Realist war, ein Mann, dem klar war, dass der Tod zum Leben gehörte. Trotzdem schien er erschüttert zu sein über das, was er letzte Nacht gesehen hatte. Zutiefst erschüttert.
    »Es heißt, sie habe Selbstmord begangen, sei durchgedreht und habe sich mit einem Seil um den Hals von den Balken gestürzt, aber das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Denkst du, sie ist ermordet worden?«
    »Darauf würde ich mein bestes Pferd wetten.« Er nickte. »Solange der Junge keine Aussage machen kann, haben wir keinen Zeugen, also können wir nichts mit Bestimmtheit sagen. Noch nicht. Wir müssen auf den Gerichtsmediziner warten, der sich den Leichnam ansehen und eine Autopsie machen wird, dann wissen wir mehr.« Er warf ihr einen weiteren Seitenblick zu, der tief in ihre Seele drang. »Noch einmal fürs Protokoll: Ich tippe auf Mord.«

Kapitel neunzehn
    M aeve Mancuso griff unter den weiten Glockenärmel ihrer schwarzen Bluse und spielte mit ihrem Armband, das sie wieder und wieder schnalzen ließ, einmal, zweimal, dreimal … So lange, bis ihre Haut brannte, bis sie etwas fühlte. Etwas Echtes. Echten Schmerz. Echtes Leben.
    Sie und ihre Freundinnen langweilten sich schrecklich im Gemeinschaftsraum, während sie auf die Cops warteten, die draußen ihre Arbeit taten, worum auch immer es sich dabei handeln mochte. Nell gähnte.
    Lesen, lesen, den ganzen Tag nur lesen, dachte Maeve, denn das war ihre Hauptbeschäftigung an diesem Tag gewesen. Lesen und warten. Manche der Schüler waren während der schier endlosen Zeit im Gemeinschaftsraum eingenickt, was die Lehrer ausnahmsweise geflissentlich übersahen. Aber Maeve wollte nicht schlafen, nicht wenn Ethan in der Nähe war. Bei ihrem Glück würde sie im Schlaf auf ihr Buch sabbern. Sie musste sich Ethan im bestmöglichen Licht präsentieren, wenn sie ihn zurückgewinnen wollte. Wieder ließ sie ihr Armband – ein breites Etwas aus Gummi –

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