S - Spur Der Angst
Kids nicht aus der Reihe tanzen?«
»Oder einer der Schüler will den anderen Angst einjagen.« Trent blickte in den Rückspiegel und runzelte die Stirn. »Es kommt jemand.«
»Wer?«
»Keine Ahnung, aber die Cops sind schon den ganzen Tag hier unterwegs.« Er musste nicht extra erwähnen, dass er genauso wenig Lust hatte wie sie, zu erklären, warum sie nicht direkt zur Schule gefahren waren. Schweigend legte er den Gang ein, und der Jeep geriet leicht ins Schlittern, als er sich auf dem vereisten Schnee in Bewegung setzte.
Sie hatten noch keine Meile zurückgelegt, als der hinter ihnen fahrende Wagen so weit aufgeschlossen hatte, dass seine Scheinwerfer das Innere des Jeeps in ein hartes, weißes Licht tauchten. »Noch mehr Polizei?«, fragte Jules mit einem Blick über die Schulter.
Trent schaute blinzelnd in den Rückspiegel. »Kann ich nicht genau sagen, aber ich nehme es an. Wenn sie überholen wollten, würden sie das Signallicht anstellen.«
»Ist es noch weit?«
»Wir sind fast da.«
Jules verspürte ein unangenehmes Ziehen im Bauch. Sie hatte die erste unerwartete Hürde genommen, Trent und sie hatten vorübergehend Waffenstillstand geschlossen. Der Dämon der Vergangenheit verfolgte sie zwar nach wie vor, aber zumindest im Augenblick hielt er sich im Verborgenen.
Jules machte sich nichts vor. Ungelöste Probleme hingen weiterhin zwischen ihnen in der Luft. Der Mann neben ihr hatte sie während der schmerzhaftesten Zeit ihres Lebens im Stich gelassen.
Du warst doch diejenige, die ihn abgewiesen hat. Du hast doch behauptet, du wolltest ihn nie wiedersehen. Er hat lediglich deine Entscheidung respektiert.
Jules’ Hände in den warmen Strickhandschuhen ballten sich zu Fäusten. Das war ihr Problem: Immer erwartete sie zu viel von den Menschen, die sie liebte. Hatte sie sich nicht mehr als alles andere gewünscht, dass ihr Vater sie vergötterte, dass er ihre Mutter zum zweiten Mal heiratete und sie eine perfekte kleine Familie waren, ein idyllisches Leben führten? Und was war daraus geworden? Ein absolutes Desaster!
Nein, es gab kein Happy End. Es konnte nicht sein, dass Eltern einander zum zweiten Mal heirateten und plötzlich für ihre Kinder da waren. Ein Mann wie Cooper Trent kam nicht auf einem weißen Ross dahergeritten, schwor ihr seine Liebe und kämpfte allen Widrigkeiten zum Trotz um sie.
Nein, Trent hatte einfach getan, was sie von ihm verlangte, und sie verlassen.
Endgültig.
Sie war zutiefst verwundet gewesen, gezeichnet von dem Mord an ihrem Vater, versunken in Elend und Schmerz.
Damals war sie knapp zwanzig gewesen.
Sie blickte Trent an und verspürte einen Anflug von Reue. Sie hatte ihn geliebt, mit dem törichten, aberwitzigen Enthusiasmus eines Teenagers. Sie hatte gedacht, er sei in der Lage, ihr Leben zu ändern, dabei hatte er es lediglich fertiggebracht, daraus zu verschwinden.
Sie fragte sich, ob seine Gedanken um dasselbe Thema kreisten, ob auch er das Desaster ihrer Liebesbeziehung und der abrupten Trennung noch einmal durchlebte. Wenn dem so war, kam er zweifelsohne zu demselben Schluss wie sie: Sie hätten niemals zusammenkommen dürfen, genauso wenig wie sie jetzt das kurzlebige Flämmchen erneut entfachen durften.
»Mach dich auf etwas gefasst«, sagte Trent, als der Jeep einen Hügel erklomm und plötzlich helle Lichter in der verschneiten Nacht auftauchten. »Es ist Showtime!«
Kapitel zwanzig
W enn auf dem Gelände tatsächlich Chaos herrschte, so war es hinter dem Schneevorhang gut verborgen. Das einzige offensichtliche Anzeichen dafür, dass etwas auf diesem wunderschönen Campus nicht stimmte, waren die Polizeifahrzeuge, die mit blinkenden Signalleuchten vor den einzelnen Gebäuden parkten.
»Wo sind die ganzen Schüler?«, fragte Jules, als Trent den Jeep vor einer Garage abstellte.
»Die Schüler werden im Gemeinschaftsraum betreut, das Gemeinschaftsgebäude liegt in der Mitte des Campus. Ich nehme an, dass die Mitarbeiter des Sheriffs noch immer Schüler und Lehrpersonal vernehmen.« Er stellte den Motor ab, und sie beobachteten, wie das Fahrzeug, das ihnen gefolgt war, ein Range Rover, vor einem großen Blockhaus am Rand des Campus anhielt.
Jules erkannte eine breite Eingangsveranda und Dachgauben auf dem steilen, schneebedeckten Schrägdach. Hinter den Fenstern brannte warmes Licht. Das Haus sah aus, als stammte es aus einer Lithographie von Currier & Ives. Jetzt stieg ein Mann auf der Fahrerseite aus dem Wagen, eilte zur Beifahrertür und half
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