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S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

Titel: S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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geklärt. Sicherlich könnten Sie von anderen Mitarbeitern, die da anders veranlagt sind, noch ganz andere Geschichten hören über die Bibliothek. Aber da bin ich die falsche Ansprechpartnerin ... Möchten Sie noch einen Kaffee?
     
    I: Ja gerne, ähm das war’s dann eigentlich auch schon.
     
    R: Gut, hoffe ich konnte Ihnen etwas weiterhelfen
     
    I: Ja, auf jeden...
     
    [Ende der Aufnahme]
     
    Nach dem Interview bin ich noch ca. 10 Minuten bei Frau Pesch. Ich bitte sie, bei ihren ehemaligen Kollegen nachzufragen, ob jemand etwas Seltsames in der Bibliothek erlebt hat und bei einem Interview mitmachen würde. Aber Frau Pesch meint nur, sie habe nicht mehr viel Kontakt und ich solle doch einfach selbst Mitarbeiter der Bibliothek ansprechen. Es scheint mir, als betrachte sie die Sache als „abgehakt“, als habe sie keine große Lust, sich weiter mit der Bibliothek bzw. dem, was darin passiert, zu befassen. Ich trinke aus und lasse Frau Pesch in Ruhe.
     

23. Lukensuche
     
    Montag, 14. April 2008: Kurz nach 19 Uhr bin ich auf S3. Ich setzte mich an einen der Tische, klappe meinen Laptop auf und bastle an meiner Dissertation. Wie meistens ist es ruhig, kaum andere Menschen, nur ab und zu jemand an einem der Kopierer, die etwa 10 Meter links von meinem Platz stehen. Eigentlich gute Arbeitsvoraussetzungen. Aber irgendwie gefällt es mir hier immer weniger. Ich spiele wieder mit dem Gedanken, in einen anderen Bereich zu wechseln.
     
    Nicht dass ich Angst hätte. Ich erwarte nicht, dass sich eine unsichtbare Hand auf meine Schulter legt oder mir über den Kopf streicht. Ich war bestimmt schon hundert Mal hier unten und nie habe ich etwas Unheimliches erlebt. Aber heute gefällt es mir hier einfach nicht, ich mag die Atmosphäre nicht. Meine Hände sind kalt und irgendwie ist nicht genug Licht da. Dieser Bereich hat etwas Ungemütliches und trotzdem bin ich fast am Einschlafen. Ich kann mich nicht konzentrieren, meine Gedanken schweifen ab, die Arbeit geht viel zu langsam voran und ich habe das Gefühl, dummes Zeugs zu schreiben. Wahrscheinlich werde ich alles wieder löschen.
    Vielleicht habe ich mittlerweile doch zu viele Interviews geführt und zu viele Gruselgeschichten gehört. Vielleicht ist es mir doch unheimlich hier unten. Vielleicht habe ich doch Angst und will es mir bloß nicht eingestehen. Jedenfalls bin ich in einer seltsamen Verfassung, gleichzeitig müde und angespannt. Mir ist unbehaglich zumute und trotzdem könnte ich einfach die Augen zumachen und einschlafen. Ein komischer, unvertrauter Zustand.
     
    Gegen 21 Uhr nehme ich die Hände von der Tastatur. Es läuft einfach nicht. Ich speichere ab, fahre den Computer herunter, stehe auf und klemme mir das Gerät unter den Arm. Die Maus lasse ich liegen, das abgegriffene Ding klaut schon keiner. Dann gehe ich die Luke suchen, von der Frau Pesch erzählt hat. Irgendwo zwischen S3 und dem Philosophie-Bereich müsste sie sein. Öffnen werde ich sie wahrscheinlich nicht können, Frau Pesch meinte ja etwas von einem „speziellen Schlüssel“.
    Ich gehe den Raum ab, in dem die Luke sein müsste und finde auch einige Klappen, die in den Boden eingelassen sind. Allerdings ist keine so groß, als dass sich jemand hindurchzwängen könnte. Diese Luken kann Frau Pesch nicht gemeint haben. Ich suche weiter und entdecke eine etwas größere Luke in einer hölzernen Wandverkleidung, fast schon eine Tür. Wahrscheinlich liegen dahinter irgendwelche technischen Einrichtungen. Aber ich bin mir sicher, dass Frau Pesch von einer Öffnung im Boden sprach.
    Versuchsweise mache ich mir an einer der kleinen Luken im Boden zu schaffen. Der Deckel ist mit einer Art Drehverschluss gesichert, man braucht keinen besonderen Schlüssel. Ich nehme den Deckel ab aber darunter ist kein Schacht sondern nur irgendein Ventil, das von einer Schicht aus Staub und Öl bedeckt ist. Keine Ahnung, wozu das gut ist. Als ich Schritte höre, lege ich den Deckel zurück in die Vertiefung, nehme mein Notebook, stelle mich zwei Meter weiter an ein Bücherregal und tue so, als würde ich irgendetwas suchen. Eine ältere Frau geht vorbei, einige Bücher im Arm. Als ihre Schritte kaum noch zu hören sind, gehe ich zurück und schraube den Deckel fest.
    Nein, das hier kann Frau Pesch nicht gemeint haben. Es muss irgendwo eine größere Öffnung im Boden geben. Ich sehe mich weiter um und tatsächlich finde ich etwas, eine feine Unterbrechung im Teppichboden, leicht zu übersehen. Eine Quadrat

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