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Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Jones
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gibt es nur wenige Fragen, die ich als zu aufdringlich empfinde. Außerdem war es die Gelegenheit, ihn beim Lügen zu ertappen. Er fiel prompt drauf rein.
    »Ja, glaub schon. Wie gesagt, ich war ziemlich neben der Spur. Wahrscheinlich haben sie beide hinten im Gästezimmer gepennt.«
    »Und wann sind sie gegangen?«
    »Keine Ahnung. Ich hab bis mittags geschlafen. Du weißt ja: Rock’n’Roll, Baby! Mittlerweile allerdings mehr Rolle als Rock, was?« Er tätschelte seine runder werdende Körpermitte. »Im Gegensatz zu dir. Du siehst echt super aus, Lizzy. Ich hab gerade Wasser aufgesetzt. Willst du ’ne Tasse Tee oder irgendwas anderes?«
    Da das »andere« vermutlich eine Lebensmittelvergiftung war und ich sowieso nichts Brauchbares aus ihm herausbekam, lehnte ich höflich ab und ließ ihn auf dem Treppenabsatz stehen, wo er sich, noch immer leicht verblüfft, übers Holzgeländer beugte und mir hinterhersah.
    »War wirklich schön, dich wiederzusehen, Lizzy! Komm doch auf einen Kaffee vorbei, wenn du wieder mal in der Gegend bist.«
    »Danke, Gabe!«, rief ich und hob von unten die Hand zum Gruß.
    Zupf, zupf machte der Faden. Und es kamen immer mehr Details zum Vorschein.

Cora
    I ch halte das nicht aus«, sagte sie noch einmal. »Ich halte die Vorstellung nicht aus, dass er mit einer anderen schläft, egal mit wem, aber am allerwenigsten mit ihr. Es fühlt sich an wie ein Messerstich, und zwar jede Minute des Tages. Es macht mich verrückt. Ich bin verrückt, ich bin gar nicht mehr ich selbst. Ich weiß einfach nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll, was ich tun soll. Ich weiß nicht mehr, wer er eigentlich ist. Oder wer ich bin. Wer bin ich?«
    Cora hielt einen Monolog, und ich ließ sie reden. Sie verlangte sowieso nicht von mir, dass ich ihre Fragen beantwortete, das wusste ich. Mir war schleierhaft, wie wir plötzlich wieder auf dieses Thema gekommen waren. Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass sich die Wogen längst geglättet hatten.
    Ein Monat war vergangen seit der Nacht, die wir anfänglich Coras und Mikes »großen Krach« nannten, die später jedoch nur noch als » die Nacht« bezeichnet wurde, im Flüsterton, als könnte man sie durch lauteres Sprechen wieder heraufbeschwören. Eine nähere Bezeichnung war überflüssig, weil wir alle ohnehin genau wussten, welche Nacht gemeint war. Danach gab es eigentlich nur noch eine Nacht.
    Ich hatte noch ein weiteres schweigendes, an Hysterie grenzendes Abendessen mit Mike und Cora über mich ergehen lassen müssen, bevor die Luft langsam wieder wärmer und das Atmen leichter wurde und alles vergessen und vergeben schien. Mike musste das Gefühl haben, noch einmal glimpflich davongekommen zu sein. Bei unseren Treffen fiel mir auf, dass er Cora mit kleinen Aufmerksamkeiten und leicht zweideutigen Bemerkungen regelrecht überhäufte.
    Umso schwerer wurde mir das Herz, als sich Cora bei unserem gemeinsamen Mittagessen in der Bar Europa zu einem Wortschwall über Mikes angebliche Untreue hinreißen ließ. Während ich mir mein Hähnchen vom Holzkohlegrill mit einem großzügigen Klecks süßem Zwiebel-Chutney schmecken ließ, zerteilte Cora die Thunfischklumpen auf ihrem Nizza-Salat in immer kleinere Flocken, pickte die Kerne aus den Tomatenscheiben auf und leerte entschlossen ihr zweites großes Glas Weißwein.
    Ich hatte noch immer nicht mehr über diese Jenny in Erfahrung gebracht, und es nervte mich, dass sich Cora weiterhin über sie aufregte.
    Innerlich seufzend bemühte ich mich, beruhigend auf sie einzuwirken: »Cora, nicht schon wieder dieses Thema! Du glaubst doch nicht wirklich, dass er mit dieser Jenny geschlafen hat, oder? Jetzt mach aber mal halblang.« Ich blieb ganz ruhig und hoffte, dass meine Ruhe auf sie abfärbte. »Ich meine, du vertraust ihm doch! Er ist bestimmt nicht so dumm, für eine einzige Nacht mit einem dahergelaufenen Flittchen alles aufs Spiel zu setzen. Sieh es realistisch: Du weißt doch, wie ungeschickt Mike manchmal ist. Er hat einfach nicht nachgedacht und mal wieder einen für ihn typischen Bock geschossen. Eigentlich glaubst du doch gar nicht, dass er fremdgegangen ist, Cora. Das weiß ich genau.« Also lass endlich die Scheiße , fügte ich in Gedanken hinzu. »Meinst du nicht, dass du es ein bisschen langsamer angehen lassen solltest?«, ermahnte ich sie eindringlich und wies mit einer Gabel voller Kopfsalat auf ihr fast leeres Weinglas.
    Aber sie starrte nur hinaus auf die Queen Street, wo sich dick

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