Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
Vom Netzwerk:
da so sicher sein, dass er echt ist?«
    »Das Artefakt ließe sich mühelos anhand der ausführlichen Beschreibung im Buch Exodus authentifizieren. Als Rechteck angelegt, bestand es ursprünglich aus miteinander verschnürten goldenen Leinenstücken, besetzt mit zwölf Juwelen in vier Reihen zu je drei Steinen.« Cædmon schnappte sich dasselbe Blatt Papier, das sie vorhin benutzt hatte, um das Jerusalemkreuz zu zeichnen, und skizzierte einen Entwurf. »Basierend auf den Berichten im Buch Exodus glaube ich, dass der Brustschild in etwa so ausgesehen haben musste.« Er schob die Zeichnung in ihre Richtung.

    »Wie Sie sehen können, sind meine künstlerischen Fähigkeiten bestenfalls rudimentär. Wie es auch sein mag, jeder der zwölf Edelsteine besaß göttliche Macht. In der ersten Reihe waren es ein Karneol, ein Topas und ein Granat …« Während Cædmon sprach, schrieb er sorgfältig den Namen jedes Edelsteins nieder. »In der zweiten Reihe ein Smaragd, Saphir und Diamant; in der dritten ein Hyazinth, ein Achat und ein Amethyst; und schließlich, in der vierten Reihe, Beryll, Onyx und Jaspis. Ziemlich funkelnd, nicht wahr?« Er lächelte leicht, was Edie bewusst machte, dass er ein gut aussehender Mann war. Sie stand normalerweise nicht so sehr auf Rothaarige, aber dieser Mann, der ihr gegenübersaß, hatte etwas einzigartig Anziehendes an sich. Und der Akzent schadete ebenfalls nicht.
    Ihr Blick wanderte zwischen dem Digitalfoto und der Zeichnung hin und her, und plötzlich konnte sie erkennen, wie schön das Artefakt vor Ewigkeiten gewesen sein musste. »Hat die Tatsache, dass es zwölf Steine sind, irgendeine Bedeutung?«
    »Eine entscheidende Bedeutung«, antwortete Cædmon. »Die Zahl zwölf symbolisiert die Vollendung des heiligen Kreises. In der Tora, den ersten fünf Büchern des Alten Testaments, steht geschrieben, dass die zwölf Steine für die zwölf Stämme Israels stehen. So wie jeder Stamm eine besondere Funktion hatte, zum Beispiel waren die Leviten die Priesterkaste, so symbolisierte jeder der zwölf Steine eine verborgene Wahrheit oder Tugend.«

    »Da der Smaragd mein Geburtsstein ist, weiß ich, dass er Unsterblichkeit symbolisiert.«
    »Welche Ironie, dass das Artefakt auf mysteriöse Weise auftaucht, nachdem es so viele Jahrhunderte lang verborgen war, angeblich für immer verloren.« Der ehrfurchtsvolle Ausdruck, den Edie bemerkt hatte, als Cædmon zum ersten Mal das Foto gesehen hatte, kehrte zurück. »Wenn das Artefakt für echt befunden werden kann, wäre das eine wahrhaft erstaunliche Entdeckung. Die Steine des Feuers verschwanden schon vor mehreren tausend Jahren aus den Seiten der Bibel.«
    Schweigend saßen sie da. Irgendwo im Café wurde chinesisches Essen serviert. Edie konnte wok-gegartes Gemüse und Sojasauce riechen und schluckte einen unangenehmen Kloß in ihrer Kehle hinunter.
    »Bibelexperten zufolge verschwand der Brustschild während der babylonischen … Geht es Ihnen gut?«
    »Nein, mir geht’s …« Sie wollte schon lügen, doch stattdessen sagte sie: »Ich bin ängstlich, hungrig und erschöpft. Suchen Sie sich was davon aus.«
    »Möchten Sie gerne etwas essen?« Er deutete auf die Kuchen und Desserts am Tresen der Espressobar.
    »Ich verzichte auf die Desserts. Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, mir noch einen Cappuccino zu holen …«
    »Mit Vergnügen.«
    Mit einer Entschuldigung stand Cædmon vom Tisch auf, und Edie folgte ihm mit den Blicken. Obwohl er mit ordentlichem englischem Akzent sprach und einen ordentlichen englischen Namen, wenn auch einen antiquierten, hatte, ließen Cædmon Aisquiths rotes Haar, die blauen Augen und seine Größe den Schotten in ihm vermuten. Einen wirklich klugen Schotten. Der Mann, der an der Espressobar stand, war ein Ein-Mann-Expertengremium. Diese Intelligenz machte sie zugegebenermaßen an, schließlich war das Gehirn das erotischste Organ, das ein Mann haben konnte. Wenn
sie und der Brite mit dem seltsamen Namen sich unter anderen Umständen kennengelernt hätten, könnte sie sich mühelos vorstellen, ihn um eine Verabredung zum Essen zu bitten.
    Als Cædmon zurückkehrte und eine dampfende Tasse Cappuccino vor ihr abstellte, lächelte Edie dankbar.
    »Sagen Sie mir, als Sie die Steine des Feuers gesehen haben, ist Ihnen da etwas Ungewöhnliches, etwas Seltsames oder sogar Geheimnisvolles aufgefallen?«
    Sie dachte einen Augenblick über die Frage nach. »Nein. Hätte mir etwas Ungewöhnliches auffallen sollen?«
    »Schwer zu

Weitere Kostenlose Bücher