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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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herausströmenden menschlichen Verkehr – Cops hinein, Touristen heraus -, hob das Gesicht zum grauen Himmel empor und betete.
    Lieber Gott, hilf mir, das hier in Ordnung zu bringen.
    Boyd wollte den Colonel nicht enttäuschen. Er schuldete Colonel Stan MacFarlane alles, was er hatte. Manchmal, wenn seine Gedanken abschweiften, stellte er sich gerne vor, der Colonel wäre der Vater, den er nie gehabt, sich aber immer gewünscht hatte. Streng,
aber gerecht. Rechtschaffen. Ein Mann, der einen nie schlug, außer, wenn er guten Grund dazu hatte.
    Wie lindernder Balsam legte sich der sanft fallende Schnee kühl auf seine Stirn. Große, weiche Flocken blieben an seinen Wimpern hängen, an seinen Lippen, seiner Nasenspitze. Es erinnerte ihn daran, wie er das erste Mal Schnee vom Himmel hatte fallen sehen. Es war bei einem Einsatz in Japan gewesen. Aufgewachsen in der tiefsten Provinz in Pascagoula, Mississippi, kannte er Schnee nur aus Filmen. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er dagestanden hatte, ein knallharter, gut hundert Kilo schwerer Marine, und sich am liebsten in den Schnee gelegt und wie ein Epileptiker mit Armen und Beinen gewedelt hätte, um den Abdruck eines Engels im Schnee zu hinterlassen. Wenn er so darüber nachdachte … Es hatte auch an dem Tag geschneit, an dem er das erste Mal getötet hatte. Ein rotzfrecher Japse hatte behauptet, er wolle ihn um die Sake-Rechnung prellen, und war ihm in die Gasse gefolgt, wo er ihn von hinten angriff, während er gerade pisste. Er tötete den schlitzäugigen Scheißer mit einem Ellbogenstoß, der ihm die Nase bis ins Gehirn rammte. Ein tiefroter Blutfleck auf jungfräulich weißem Schnee. Es war ein wunderschöner Anblick gewesen. Wie eine in Seide gekleidete Hure, die einladend die Beine spreizte.
    Mit neuer Kraft straffte Boyd die Schultern, und das Blut strömte ihm schnell und wild durch die Adern, während er an dem schwarzen Wrangler vorbeistiefelte. Der Colonel sagte, dass Gott die Gläubigen gerne prüfte. Vielleicht ging es darum bei all diesem verdammten Herumgemurkse – er wurde geprüft.
    Wenn das der Fall war, dann nur her damit!
    Er war bereit für die Herausforderung.
    Er öffnete den Kofferraum des Ford und nahm einen Stoffbeutel heraus. In dem Beutel befanden sich zwei Mobiltelefone, aufgewickelte Drähte, Klebeband und ein kleiner Block C 4 -Plastiksprengstoff. Alles, was er brauchte, um die Sache in Ordnung zu bringen.

19
    Während Edie durch die Glastüren des Ausgangs zur 7ten Straße nach draußen sah, stellte sie sich die Eilmeldung der örtlichen Fernsehnachrichten vor: Amokschütze wütet in National Gallery of Art. Soeben waren Ü-Wagen von Channel 9 und Channel 4 vor dem Museum vorgefahren, und Techniker luden hastig ihre Ausrüstung aus. Während sie die Vorgänge draußen weiter verfolgte, schien es, als ob jede Menge Leute dabei waren, Ausrüstung aus offiziell aussehenden Fahrzeugen zu laden: Sanitäter mit Tragen, Feuerwehrmänner, die Äxte und Wasserschläuche stemmten, Polizisten, die orangefarbene Verkehrshütchen aufstellten. Das Museum bot eine Szenerie geschäftiger Entschlossenheit – durch eine Tür kamen Besucher nach draußen, durch eine andere Tür Rettungskräfte hinein.
    Immer noch im Rollstuhl sitzend, ließ sie sich schweigend von Cædmon hinüber zu einer großen chinesischen Vase schieben, die in einer Nische stand.
    »Zeit für Mylady, aus ihrer Kutsche zu steigen.«
    Hastig stand Edie aus dem Rollstuhl auf. Ihre Beine waren so wackelig, dass sie sich gedankenlos an der Vase aus der Qing-Dynastie festhielt, um nicht zusammenzuklappen.
    Sanft legte Cædmon ihr einen Arm um die Schultern und löste ihre Finger von dem unschätzbar wertvollen Kunstgegenstand. »So ist’s recht«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Tiefe Atemzüge, das beruhigt Ihren Pulsschlag. Jedenfalls hilft mir das immer.«
    Dankbar nickte sie, überrascht über das Geständnis. Obwohl sie ihn kaum kannte, hatte sie angenommen, dass Cædmon Aisquith kaum Bedarf an solch einer Atemtechnik hätte.
    »In Anbetracht des offensichtlich gut geplanten Angriffs müssen wir davon ausgehen, dass noch mehr Leute in die Sache verwickelt sind und dass unsere Gegenspieler versuchen werden, auch all
unsere elektronischen Banktransaktionen zu verfolgen.« Cædmon zog seine Brieftasche aus der Hosentasche und warf einen Blick in die abgegriffene braune Lederbörse. »Ich fürchte, meine Mittel sind etwas dürftig. Fünfundsiebzig Dollar und dreihundert Euro.

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