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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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Eingangshalle gesehen hatte, deshalb hielt sie den Mund. Die Einzelheiten ihres Fluchtplans konnten sie auch noch ausdiskutieren, wenn sie erst einmal weit genug vom Museum weg waren.
    Cædmon übernahm die Führung. Im Laufschritt überquerten sie die 7th Street und rannten zum Skulpturengarten. Durch das spärliche Laub konnte Edie rechts von sich eine Stahlformation und links ein Bronzegebilde ausmachen. Vor ihnen lag eine Freiluft-Eislaufbahn, auf der drei Eisläufer anmutig übers Eis glitten und augenscheinlich nichts von dem höllischen Chaos auf der anderen Straßenseite zu bemerken schienen.

    Cædmon hielt sich rechts von der Eislaufbahn, bog noch einmal nach rechts ab und wandte sich dann scharf nach links. Für jemanden, der sich in der Stadt nicht auskannte, manövrierte er sie äußerst geschickt durch den Skulpturengarten. Erst als sie an der Constitution Avenue herauskamen, etwa zwei Blocks vom Museumsausgang an der 7th Street entfernt, verlangsamte Cædmon seine Schritte.
    Edies Lungen brannten von der eisigen Dezemberluft, und sie kam heftig nach Atem ringend abrupt zum Stehen. Als Cædmon ihr beruhigend die Hand auf die Schulter legte, warf sie sich instinktiv an seine Brust.
    »Dieser C-cop hätte uns umge… Wenn Sie nicht … Dann wären wir jetzt …« Sie vergrub den Kopf an seiner Schulter. Vor Angst wirbelten ihre Gedanken wild durcheinander.
    Cædmon schlang die Arme um sie. »Schhh. Alles ist gut. Wir sind außer Gefahr«, murmelte er, und sein Atem streifte warm ihre Wange.
    Es dauerte eine gute halbe Minute, bis sie wieder annähernd normal atmen konnte. Verlegen darüber, dass sie sich Cædmon an den Hals geworfen hatte, löste Edie sich aus seiner Umarmung.
    »Besser?«, fragte er besorgt. Abgesehen von der Tatsache, dass seine Augen eine irisierend kobaltblaue Farbe angenommen hatten, zeigte er keinerlei äußere Anzeichen von Anstrengung.
    Wie ein Wackeldackel nickte sie skeptisch. Skeptisch deshalb, weil sie in der Nähe das Geheul von Sirenen hören konnte. Ein Polizeinetz wurde um die National Gallery of Art gezogen. Wenn sich das Netz weiter zuzog, könnten sie immer noch geschnappt werden.
    Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Unglaublicherweise waren nicht mehr als fünfzehn Minuten vergangen, seit die drei Schüsse in der Cafeteria des Museums abgefeuert worden waren. Es kam ihr länger und zugleich kürzer vor, so als ob die Zeit sich gleichzeitig beschleunigt und verlangsamt hätte.

    »Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich fühle mich, als hätte mich gerade ein Monstertornado eingesaugt, und Häuser, Kühe und Farmzäune wirbeln um mich herum.«
    »Mir geht es ähnlich.« Einer seiner Mundwinkel zuckte nach oben. »So hatte ich es mir ganz gewiss nicht vorgestellt, meinen Nachmittag zu verbringen.«
    »Das glaub ich gern.« Immer noch beschämt über ihr Anzeichen von Schwäche wischte sie sich ein paar feuchte Schneeflocken von den Wimpern. Der Schnee hatte nachgelassen, und ein kalter Westwind trieb vereinzelt flaumige Flocken vor sich her.
    Von der Stelle, an der sie standen, schräg gegenüber des Nationalarchivs, konnten sie beide Richtungen der Constitution Avenue ausgezeichnet überblicken. Entlang der breiten Straße lagen vertraute Festungen der Vernunft – Hotdog-Verkäufer, Souvenirläden, T-Shirt-Stände, winzige Interpunktionszeichen zwischen den behäbigen Gebäudeblöcken.
    Edie entschloss sich, die Führung zu übernehmen, und wandte sich nach rechts, um zu ihrem geparkten Fahrzeug zurückzugehen. Doch sie hatte kaum einen Schritt getan, als Cædmon sie am Ellbogen packte.
    »Wo wollen Sie hingehen?«
    »Das hatten wir doch schon besprochen. Ich gehe zu meinem Jeep. Kommen Sie mit oder nicht?«
    »Es mag zwar vorteilhaft sein, ein Fahrzeug zur Verfügung zu haben, aber da gibt es auch gewisse Nachteile, die wir berücksichtigen müssen.«
    Da sie unbedingt zum Jeep zurückwollte, weil das die schnellste Möglichkeit war, diesem ganzen Wahnsinn zu entkommen, straffte sie die Schultern. Kein leichtes Unterfangen, wenn man in eine Lederjacke und einen übergroßen Trenchcoat gezwängt war. »Auf drei: Schere-Stein-Papier.«
    Er zog die kupferfarbenen Augenbrauen zusammen. »Wie bitte?«
    »Sie haben mich schon verstanden. Da wir nur zu zweit sind,
können wir nicht abstimmen. Also entscheiden wir stattdessen mit Schere-Stein-Papier. Das kennt ihr Typen in England doch, oder etwa nicht?«
    »Mit diesem Spiel bin ich vertraut. Tatsächlich wurde es Mitte

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