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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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Pullover ausgezogen hatte.
    »Ist irgendwas?«
    Auf frischer Tat ertappt, sah Cædmon schnell zum Fernseher auf der anderen Seite des Raumes hinüber. Mit geröteten Wangen nahm er seinen geleerten Gin Tonic und machte großes Aufhebens darum, die Eiswürfel auf dem Boden des Glases kreisen zu lassen.
    Ein plötzliches Klopfen an der Tür zerstörte den Augenblick.
    »Sie glauben nicht, dass das …?«
    »Nein«, entgegnete er und schritt auf die verschlossene Tür zu. Ein schneller Blick durch den Türspion bestätigte ihm, was er bereits wusste – der Portier war gekommen. Eine glückliche Unterbrechung,
denn das Zimmer war aufgeladen mit sexueller Spannung.
    Was hast du erwartet, wenn du mit einer bezaubernden Amerikanerin in einem Hotelzimmer Gin Tonic trinkst?
    Er schloss die Tür auf und begrüßte den jungen Mann mit einem höflichen Nicken, als dieser ihm eine Papiertüte mit aufgedrucktem Holiday-Inn-Logo überreichte. Bevor er die Tüte entgegennahm, griff Cædmon in die Hosentasche und zog ein paar zerknitterte Geldscheine hervor. Nach erfolgreicher Übergabe schloss und verriegelte er die Tür wieder.
    Mit einem unbeholfenen Lächeln und sich der Spannung immer noch bewusst, schwenkte er die weiße Tüte in der Luft. »Ich bringe Geschenke, mit besten Grüßen der Geschäftsleitung.«
    Edie klopfte einladend auf die Matratze. »Setzen Sie sich und lassen Sie uns nachsehen, was in dem Geschenkesack steckt.«
    Unsicher, was er von der Einladung halten sollte, kam er ihr folgsam nach. Er wusste, dass nach ausgestandener Todesangst jeder Mensch anders reagierte. Manche griffen zum Alkohol, andere wiederum zu Drogen, und nicht wenige hielten sich an Sex. Cædmon bevorzugte Ersteres, hatte nie Interesse an Zweitem gehabt, und war sich nicht ganz sicher, was er von Letzterem hielt. Obwohl er Edie Miller attraktiv fand, wollte er auf keinen Fall die Situation ausnutzen.
    Er schüttete den Inhalt der Tüte aufs Bett. »Eine Tube Zahnpasta, zwei Zahnbürsten, Handcreme, Rasierschaum, Rasierer und, leider Gottes, nur ein Kamm. Ich fürchte, den werden wir uns teilen müssen.«
    »Irgendwie gewöhne ich mich langsam ans Teilen.«
    Cædmon nahm an, dass die flapsige Bemerkung sich auf die Tatsache bezog, dass das Zimmer mit einem aufgeweichten Hundert-Dollar-Schein aus ihrem »Spinat-Fonds« bezahlt worden war. Aus Sorge, dass elektronische Transaktionen nachverfolgt werden könnten, hatte er einen Zahlungsstopp über alle Kreditkarten verhängt.
Überzeugt davon, dass sein Zimmer im Churchill ebenso überwacht wurde, hatte er das Hotel angerufen und sie gebeten, seine Habseligkeiten solange für ihn aufzubewahren, bis er sie wieder abholen konnte. Er hatte auch seine Presseagentin angerufen und sie darüber informiert, dass er einen Spätflug nach Paris zurück nehmen würde. Sollte man sie fragen, würde sie die Verfolger auf eine falsche Fährte locken.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen …?« Edie schwenkte ihr Glas, um zu zeigen, dass es nachgefüllt werden sollte.
    »Nicht im Geringsten.« Cædmon stand vom Bett auf, ging hinüber zur behelfsmäßigen Bar auf der anderen Seite des Zimmers und nahm im Vorbeigehen sein eigenes Glas mit.
    Die Stille setzte ihm zu, deshalb ließ er sich beim Mixen der Drinks Zeit. Besorgt, dass er möglicherweise eine unsichtbare Linie überschreiten könnte, und ebenso besorgt, dass seine Begleiterin dafür empfänglich sein könnte, ging er mit dem Gin sparsam um. Sein Repertoire an Smalltalk-Themen war erschöpft, deshalb reichte er Edie wortlos ein wieder gefülltes Glas.
    »Prost«, sagte er und stieß mit ihr an.
    »Eigentlich wär mir eher nach Trost.« Mit deprimierter Miene hob Edie das Glas lustlos an die Lippen.
    »Ich für meinen Teil ziehe es vor, das Glas halbvoll zu sehen.«
    »Ist es Ihnen denn gleichgültig, dass Ihr Freund ermordet wurde?«
    »Natürlich ist mir das nicht gleichgültig«, versetzte er, da er keine Lust hatte, diese Unterhaltung mit einer Frau zu führen, die er kaum kannte. »Dennoch hat mich die Erfahrung gelehrt, dass Schmerz nur noch schlimmer wird, wenn man sich darin suhlt.«
    »Tue ich das denn, mich darin suhlen?«
    »Nein, Sie suhlen sich nicht. Suhlen ist, wenn man das Tonicwasser weglässt.« Wie er nur zu gut wusste. In der Hoffnung, ihre Stimmung etwas aufzuheitern, meinte er: »Sein Spitzname für mich war Mercuriophilus Anglicus.«
    »Ich nehme an, Sie beziehen sich auf Dr. Padgham.«

    »Padge konnte sich von niemandem den Vornamen

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