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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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vorbeikamen, war kein einziger der Primaten zu sehen.
    »South Carolina … Wie interessant. Man sollte meinen, dass Sie
einen ausgeprägteren Akzent haben sollten. Und wie lange sind Sie schon in Washington?«
    Sie wünschte sich, er möge aufhören und es gut sein lassen. »Es sind bald zwanzig Jahre. Welches Jubiläum ist das? Das gläserne? Ich bin mir nicht sicher.«
    »Ich glaube, es müsste Porzellan sein«, entgegnete er, wobei er sie aus den Augenwinkeln musterte.
    Edie räusperte sich. Vielleicht hatte sie bei Pops und Grandma ein bisschen zu dick aufgetragen. Wie bei allen neuen Bekanntschaften hatte sie Angst, dieser Mann könne sie durchschauen.
    Als in der Nähe ein Zweig knackte, hielt Cædmon einen Augenblick lang an, und die Stille wurde von mehreren unbekannten Schreien erfüllt. Nachdem er schließlich überzeugt war, dass die Geräusche nicht von einem Menschen stammten, meinte er: »Ich bin neugierig. Warum haben Sie sich für ein Studium der Frauenforschung entschieden?«
    »Warum wollen Sie das wissen? Sie sind doch nicht etwa ein verkappter Chauvinist, oder?«
    »Nicht im Geringsten.«
    Zufrieden mit seiner Antwort zuckte Edie die Schultern. »Da jemand anderes die Rechnung für meine Ausbildung bezahlte, studierte ich, was mich interessierte. Zu der Zeit interessierte ich mich für die Rolle der Frau in der amerikanischen Gesellschaft.« Was sie ihm nicht sagte, war, dass sie hatte herausfinden wollen, warum Frauen die Entscheidungen trafen, die sie trafen. »Ich machte ein Praktikum bei einer gemeinnützigen Organisation, aber wegen Budgetknappheit wurde nichts aus einer bezahlten Anstellung. Glücklicherweise fand ich einen Job in einem Fotoladen im Zentrum.« Zu dem Zeitpunkt hatte sie nicht die geringste Ahnung von Fotografie gehabt und sich den Job nur mit ihrem Charme geangelt. Doch sie lernte schnell, fasziniert von der Tatsache, dass Fotografie dazu benutzt werden konnte, die wirkliche Welt zu manipulieren, das Hässliche auszulöschen.

    »Und wie lange arbeiten Sie nun schon als Fotografin?«
    »Herrje, sind Sie von der spanischen Inquisition?«, konterte Edie, entschlossen, der persönlichen Befragung ein Ende zu setzen. »Wissen Sie, normalerweise liebe ich den Zoo, aber heute ist es hier echt unheimlich.«
    Cædmon verlangsamte seine Schritte, als sie sich schlängelnd den Weg durch eine scheinbar undurchdringliche Schlucht aus riesigen, sandfarbenen Felsblöcken bahnten, die den Pfad säumten und so hoch wie ein ganzes Stockwerk waren. Sie fragte sich, ob der Mann an ihrer Seite das Gleiche wie sie dachte – nämlich, dass das hier ein ausgezeichnetes Versteck für einen Heckenschützen wäre.
    Einige Augenblicke später traten sie zwischen den Felsen hervor und näherten sich dem eingezäunten Hang, der das Gehege für die Mexikanischen Wölfe darstellte und zugleich der vereinbarte Treffpunkt mit Eliot Hopkins war. Rechts von der Umzäunung saß ein einsamer Mann in einen Mantel gehüllt auf einer Bank, einen Becher Starbucks-Kaffee in der behandschuhten Hand.
    »Da ist er«, flüsterte Edie leise, aus Angst, Hopkins könnte sie hören. »Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe vor, diesen Bastard gehörig in die Mangel zu nehmen.«
    Cædmons Kopf ruckte in ihre Richtung.
    »Was? Warum sehen Sie mich so an? Das Spiel nennt man guter Cop – böser Cop«, meinte sie.
    Cædmon packte sie am Unterarm und zog sie zu sich. »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, dass einer von uns aus der Reihe tanzt«, zischte er ihr ins Ohr. »Wir wollen den Mann nur ein bisschen kitzeln.«
    »Ja, bevor wir zum Todesstoß ansetzen.«

27
    »Im übertragenen Sinne«, fügte Edie hinzu.
    »Das will ich doch hoffen.« Besorgt darüber, dass seine Begleiterin möglicherweise zu viele Fernsehkrimis gesehen haben mochte, verstärkte er seinen Griff um ihren Arm. Wie ein gestresster Vater bei einem ungezogenen Kind.
    Verstohlen sah er sich um. Das mit Felsen übersäte, bewaldete und hügelige Gelände bot ideale Verstecke für einen Jäger auf der Lauer. Mit ihrem rot und violett karierten Rock gab Edie ein leichtes Ziel ab. Die Alarmglocken läuteten zwar noch nicht Sturm, doch sie gaben ein leises Klingeln von sich, denn der ganze Ort hatte etwas Bedrohliches an sich.
    Als sie sich dem barhäuptigen Mann auf der Bank näherten, schloss Cædmon den schwarzen Schirm, den er über sie gehalten hatte, und hängte ihn sich über den Arm, denn der winterliche Regen war zu einem schwachen

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