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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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auf die Entscheidung wartete, ob sein Vater ihn zu einem Fußballspiel gehen lassen würde. Nur, dass Sir Kenneth
nicht sein Vater war. Allerdings war er einst eine Vaterfigur für ihn gewesen. Vor vielen Jahren.
    »Ich könnte den leitenden Bibliothekar anrufen und ihn bitten, dass Sie beide eine Ausnahmegenehmigung erhalten, um die Sammlung der Bibliothek einzusehen. Aber ich warne Sie. Galens Vierzeiler sind sprachliche Rätsel, ein einziger verschlungener gordischer Knoten.«
    Respektvoll senkte Cædmon, der nichts Geringeres erwartet hatte, den Kopf. »Ich stehe in Ihrer Schuld, Sir Kenneth.«
    »Wussten Sie, meine Liebe, dass der junge Aisquith sein Studium mit Auszeichnung abgeschlossen hat?«, wechselte Sir Kenneth unvermittelt das Thema.
    Edie, die gerade ihren Becher an die Lippen führen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. »Ähm, nein. Schätze, das macht Cædmon zu einem echten Schlaukopf, nicht?«
    »In der Tat, das tut es. Der Schlaukopf schrieb anschließend eine brillante Magisterarbeit über den heiligen Bernhard von Clairvaux und die Gründung der Tempelritter. Später, als er nach Jerusalem ging, um die Recherchen für seine Dissertation durchzuführen, hatte ich die höchsten Erwartungen, dass er eine ebenso brillante Doktorarbeit abliefern würde.«
    Der Kloß in Cædmons Magen zog sich schmerzhaft noch stärker zusammen. Teufel noch mal. Das war der Preis des alten Mannes für diesen Gefallen: seine Eingeweide mit glühend heißen Kohlen zu füllen.
    »Wie du zweifellos erraten hast, war ich der Herausforderung nicht gewachsen. Ich erfüllte nicht Sir Kenneths hohe Ansprüche«, gestand er, denn er wollte seinen ehemaligen Mentor nicht den Todesstoß ausführen lassen. Besser eine selbst zugeführte Wunde, als widerstandslos zum Schafott geführt zu werden.
    »So hätte es nicht sein müssen. Wenn Sie zu mir gekommen wären und Ihre Pläne mit mir besprochen hätten, anstatt einfach loszulegen, hätte ich …«

    »War es das, was Sie verärgert hat? Dass ich Sie nicht um Ihre geschätzte akademische Meinung gefragt habe?« Oder waren Sie verärgert darüber, dass der Sohn den Vater zurückwies?
    Edie sah, dass die Funken kurz davor standen, ein Feuer zu entfachen, und sprang auf die Füße. »Wir sind etwas vom Thema abgekommen, denken Sie nicht auch?« Dann, als ob nichts Ungewöhnliches vorgefallen wäre, ging sie ruhig zum Tablett hinüber und nahm sich noch eine Pastete. »Nun, lassen Sie mich sichergehen, dass ich das richtig verstehe, Sir Kenneth. Sie sagten, dass Galen of Godmersham keine Kinder hatte.«
    »Das ist richtig.«
    »Aber da er den Malteserorden verließ, nachdem er nach England zurückgekehrt war, nehme ich an, dass er verheiratet war.« Sie hielt das Törtchen zwischen Daumen und Zeigefinger und wedelte damit hin und her, während sie sprach.
    »Galen ging nicht nur einmal zum Altar, sondern dreimal. Kaum hatte jedes Eheweib die Mühsal alles Irdischen hinter sich gelassen, nahm Galen sich einen jungen Ersatz. Seine letzte Frau, Philippa Whitcombe, war die Tochter des Friedensrichters von Canterbury. Als Galen starb, trat Philippa umgehend einem Klosterorden bei. Man darf annehmen, dass ihr der Ehestatus nicht sonderlich zugesagt hatte.«
    Edie ließ das Törtchen sinken, von dem sie gerade hatte abbeißen wollen. »Also, wer erbte dann die goldene Truhe?«
    »Ah! Eine ausgezeichnete Frage, meine Liebe.« Sir Kenneth ging zum Tablett hinüber und nahm sich ein Hackfleischpastetchen von dem fast leeren Teller. »Da die goldene Truhe nach 1348 in keiner Aufzeichnung der ›Feet of Fines‹ mehr auftaucht, kann man daraus schließen, dass sie nie gefunden wurde. Nicht völlig überraschend, wenn man bedenkt, dass kein einziger Bewohner des von Gott verlassenen Dorfes Godmersham die Pest überlebte.«
    »Was bedeutet, dass niemand übrig blieb, der sich daran hätte erinnern können, Galens Schätze je gesehen zu haben«, murmelte
Cædmon. »So als hätte Galens goldene Truhe nie existiert, nachdem die Pest zugeschlagen hatte.« Und er wusste, da es für die seitdem verstrichenen Jahrhunderte keine Aufzeichnungen der »Feet of Fines« gab, würde das Rätsel ungleich schwerer zu lösen sein.
    »Okay, aber was ist mit den Quartetten? Wie wurden die entdeckt?«, wollte Edie wissen, offensichtlich genauso entschlossen wie er, an Informationen zu kommen.
    »Galens Landsitz blieb eine Ruine bis zur Herrschaftszeit Königin Elisabeths. Der neue Besitzer, ein wohlhabender

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