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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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war, dem heiligen Laurentius. Oder vielleicht auch hinter einer Gedenktafel oder einem Wandrelief. Weshalb er auch die Aufmerksamkeit des alten Knaben und seiner drei großen, bösen Buben von der Kirche weg und stattdessen auf den angrenzenden Friedhof lenken wollte. Dann, sobald sein Wohltäter die Suche aufgegeben
hatte, würde er heimlich zu St. Lawrence the Martyr zurückkehren und sich seine Beute holen.
    Trommelwirbel, bitte …
    »Galen of Godmershams Grab – sind Sie da absolut sicher?«
    »Sicher genug«, gab er zurück, da es ihm nicht gefiel, so darauf festgenagelt zu werden.
    Der ältere Mann, der es ganz offensichtlich gewohnt war, Befehle zu erteilen, deutete schroff auf den mit Papier überladenen Tisch. »Packen Sie ein. Wir brechen in zehn Minuten auf.«

44
    »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin kein großer Fan von düsterem, trübem Wetter«, murmelte Edie. Die letzten paar Minuten hatte sie am Fenster ihres Hotelzimmers Wache gestanden und den Hof unten aufmerksam beobachtet, erleichtert darüber, dass sie kein Zimmer im Erdgeschoss hatten.
    Erleichtert, weil ihr sechster Sinn ihr sagte, dass sie beobachtet wurden.
    Wenn man allerdings bedachte, dass sie absolut keine übersinnlichen Fähigkeiten hatte, dann konnte sie die Möglichkeit nicht ausschließen, dass ihre Intuition nichts weiter war als irrationale Angst.
    Cædmon, der damit beschäftigt war, Bleistifte und Papier auf dem kleinen runden Tisch auszubreiten, der bei dem Erkerfenster auf der anderen Seite des Raumes stand, sah zu ihr hinüber. »Kein Wunder, dass wir Engländer so ein schwermütiger Haufen sind.«
    »Mahler ist auch keine große Hilfe.« Edie wandte sich vom Fenster ab und warf einen bedeutsamen Blick zu dem kleinen Radio auf dem Nachttisch. Das unablässige Geräusch von Regen auf Kopfsteinpflaster
wetteiferte mit den getragenen Klängen der 6. Sinfonie in a-Moll.
    »Ach, aber er schadet auch nicht.« Cædmon hatte sie vorhin bereits darüber informiert, dass sentimentale klassische Musik ihm beim Denken half. Irgendetwas über Musiknoten und höhere Mathematik.
    Edie, die Rhythm and Blues bevorzugte – Macy Grey war ihre Lieblingssängerin -, ließ es dabei bewenden. Es gab Schlimmeres als einen fragwürdigen Musikgeschmack.
    Mit einem Ruck zog sie die Damastvorhänge vor dem Fenster zu. Dann sah sie sich in dem kleinen Hotelzimmer um. Zum wiederholten Mal, seit sie eingecheckt hatten, fiel ihr Blick auf das King-Size-Bett mit der rot gestreiften Bettdecke. Anscheinend hatte man in England von Hotelzimmern mit zwei großen Einzelbetten noch nie etwas gehört, denn als sie an der Rezeption danach gefragt hatte, hatte der Mann sie angestarrt, als wäre sie übergeschnappt.
    Edie wandte den Blick ab.
    Wenn sie einmal über das Bett hinwegsah – und das war verflixt schwierig -, dann hatte das Zimmer etwas Warmes und Einladendes an sich. Elfenbeinfarbene Wände, unterbrochen von dunklen Holzbalken, und jede Menge geblümter Plissee-Stoff. Passend zur Weihnachtszeit hing eine mit Schleifen besetzte Tannengirlande über der Tür.
    Wieder sah sie zum Bett hinüber.
    »Ja, ich weiß«, sagte Cædmon, der bemerkt hatte, wohin ihr Blick gerichtet war. »Ziemlich beeindruckend, nicht wahr?«
    »Es ist nur, weil wir nicht … Du weißt schon.« Sie kämpfte gegen den Impuls an, den Blick abzuwenden. Das unausgesprochene Thema Sex hob sein verführerisches Haupt.
    Cædmon hielt ihren Blick eine Sekunde zu lange fest, und sie hatte deutlich den Eindruck, dass er ihr eine stumme Frage stellte. Als keine Antwort von ihr kam, trat er zum Fuß des Bettes. Mit
angespannter Miene legte er eine Hand auf jede Seite der Matratze und …
    … schob das Doppelbett zu zwei Einzelbetten auseinander.
    »Ich weiß allerdings nicht genau, was wir mit dem Bettzeug machen sollen.« Er deutete auf die rote Bettdecke, die nun zwischen den beiden Betten durchhing.
    Einer Ahnung folgend ging Edie zum Schrank, öffnete ihn und holte zwei Einzeldecken heraus. »Wir haben Glück. Da sind Ersatzdecken für genau diesen Notfall vorhanden.« Sie warf die zusammengefalteten Decken aufs Bett. »Keine Sorge. Darum kümmere ich mich später.«
    Wenn er enttäuscht war, dann verbarg er es gut.
    »Fürchte, wir müssen uns das Bad teilen. Meine Macht erstreckt sich leider nicht über das Teilen des Bettes hinaus.« Er wandte sich vom Bett ab und griff nach der Flasche Portwein. »Aus irgendeinem Grund fühle ich mich durch unseren heutigen Fortschritt

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