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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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dass Sie die Quartette falsch gedeutet haben?«
    Der Gelehrte rieb sich den Nacken. »Hmm … das kann sein, aber … ich dachte wirklich, dass ich sie richtig entschlüsselt habe. Das ist das Knifflige am Mittelenglischen, die meisten Begriffe haben eine vielschichtige Bedeutung. Hey, macht es euch Jungs was aus, wenn ich im Range Rover warte? Ich hol mir sonst noch den Tod, wenn ich hier draußen noch länger rumstehe.«
    Stan blendete das jämmerliche Gewinsel des Mannes aus und dachte sorgfältig über seinen nächsten Schritt nach, einen Schritt, den zu machen es mehr als fünfundzwanzig Jahre gebraucht hatte. Denn es war fünfundzwanzig Jahre her, dass ihm die Erzengel Michael und Gabriel erschienen waren, kurz nach der Explosion in Beirut. Gesandt von Gott, um ihn aus den Trümmern zu retten.

    Der Terrorangriff auf die Behausungen der Marines war das erste Zeichen dafür gewesen, dass die letzten Tage der Menschheit nahe waren.
    Sein Körper, und noch wichtiger, sein Geist waren errettet worden, und daraufhin hatte er sein Leben Gottes Werk gewidmet. Nicht ein einziges Mal war er vor seiner Pflicht zurückgeschreckt, betraut mit der Aufgabe, Gottes heilige Armee hier auf Erden auf die Beine zu stellen. Was im zweiten Golfkrieg als ungezwungene Gebetsgruppe begonnen hatte, war elf Jahre später, als die Panzer in Bagdad einrückten, zu einer zwanzigtausend Mann starken, auf dem Glauben basierenden Streitmacht geworden.
    Fünfundzwanzig Jahre waren gekommen und vergangen, und immer noch war seine Mission nicht erfüllt.
    Gott hatte etwas Großes und Ruhmreiches mit ihm vor.
    Doch nur , wenn er die Bundeslade entdeckte.
    Die Bundeslade war der Schlüssel, der die Tore des tausendjährigen Königreichs aufschließen würde.
    Die Bundeslade war die Waffe, die die muslimischen Ungläubigen vernichten würde.
    Genauso wie sie die Kanaaniter vernichtet hatte, und die Hethiter, und die Jebusiter.
    »Wissen Sie, ich bin genauso ratlos wie Sie.« Der Gelehrte hatte sich offenbar entschieden, nicht zum Range Rover zurückzugehen.
    Aus seinen Gedanken gerissen, fiel Stan auf, dass die Bemerkung des anderen Mannes nicht aufrichtig klang. Zu glatt. Zu eingeübt. Als würde er mit einer Pistole auf kurze Distanz zielen, hielt Stan dem dürren Mann die Taschenlampe ins Gesicht und dessen Pupillen zogen sich blitzschnell zu schwarzen Punkten zusammen. »Wie kommt es, dass ich Ihnen plötzlich nicht glaube?«
    »Sie machen Witze, oder?« Der andere Mann heuchelte einen theatralischen Ausdruck staunender Ungläubigkeit. »Welchen Grund hätte ich denn zu lügen? Ich brauche Geld, um meinen Kredit abzuzahlen.«

    »Mir fallen da eine ganze Reihe von Gründen ein, warum Sie mich anlügen könnten.« Stan leuchtete dem Mann immer noch mit der Stablampe ins Gesicht. Als wollte er ihm ein Loch mitten durch die Stirn bohren.
    »Hören Sie, ich war mir wirklich sicher, dass die Lad… äh, Truhe in Galens Grab wäre.«
    »Was haben Sie da gerade gesagt?« Der Lichtstrahl bohrte sich noch tiefer.
    »Truhe. Ich sagte Truhe. Dass die Truhe in Galens Grab wäre.«
    Nun, da die Wahrheit ans Licht gekommen war, starrte Stan den Gelehrten an, und Verachtung spülte in Wellen über ihn hinweg.
    Als der Harvard-Wissenschaftler spürte, dass der Wind sich plötzlich gedreht hatte, warf er nervös einen Blick zum Auto. Zweifellos versuchte er sich zu erinnern, ob die Schlüssel noch im Zündschloss steckten.
    »Einer Kugel kannst du nicht davonlaufen«, feixte Boyd Braxton, der aus dem Grab geklettert war.
    Richter und Geschworene in einer Person, hob Stan anklagend den Finger. »›Und dann wird der Böse offenbart werden. Ihn wird der Herr umbringen mit dem Hauch seines Mundes und wird ihm ein Ende machen durch seine Erscheinung.‹«
    Überraschend kampflustig zeigte der andere Mann ebenfalls mit dem Finger auf ihn. »Sie sind ein verdammter Irrer, das sind Sie!«
    »Unfreundliche Worte für den Mann, der dein Schicksal in den Händen hält.«
    Der Harvard-Absolvent warf einen Blick auf die in Israel hergestellte Desert-Eagle-Halbautomatik, die der Gunnery Sergeant nachlässig in der rechten Hand hielt, und seine Kampfeslust wich Angst. Feiger, winselnder Angst.
    »Du hast recht, Mann. Das war der Eifer des Augenblicks. Tut mir leid. Und um zu beweisen, dass ich immer noch zum Team gehöre: Ich glaube, ich weiß, wo die Lade versteckt ist.« Der Gelehrte deutete mit dem Kinn in Richtung der kleinen Kirche auf der anderen
Seite des Friedhofs.

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