Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
bemerkte, dass er jetzt ziemlich weit von ihr entfernt war. Langsam beweg te sie sich auf die Ecke zu, schlenderte um sie herum - und setzte sich dann in Bewegung. Fast im Lauf schritt eilte sie weiter. Wenn er an der Ecke ankam, durfte er sie nicht mehr sehen.
Die Gasse endete an einem Kanal. Sabine bog nach links ab und hastete am Kanal entlang.
Eine Gondel kam ihr entgegen. Eine leere Gondel.
„Gondola?“ rief sie fragend hinüber, und der Gon doliere antwortete mit einem begeisterten „Si! Si!“
18
Diese Nacht hatte für Peter einen besonderen Reiz. Er dachte wenig an seine drei Millionen, dafür umso mehr an eine gewisse ’Karin Funke’, und als sie tatsächlich in der Oper auftauchte, begann ihm der Abend zu gefallen. Er spionierte ihr nach, bis er wusste wo ihr Platz war, stellte zufrieden fest, dass er sie von seinem Platz aus beobachten konnte, und dass nach Lage der Dinge zu erwarten war, dass er nach Schluss der Vorstellung früher als sie den Ausgang errei chen würde. Sie konnte ihm also nicht entkommen.
Frohen Herzens genoss er die Oper, von der auch er kein Wort verstand, und als er später vor dem Fenice wartete, erblickte er bald die Gesuch te und konnte ihr mühelos folgen. Natürlich wäre es möglich gewesen, sie sofort anzusprechen, aber der gehabte Musikgenuss und die laue Nacht machten ihn roman tisch. So verfolgte er sie zunächst nur. Er konnte sie ja in jedem Moment einholen und begrüßen.
Sie zeigte, dass sie keine Eile hatte. So war er gar nicht beunruhigt, als sie um eine Ecke schlenderte und er sie aus den Augen verlor. Als er die Ecke erreichte, war er sicher, dass er Karin, wie er sie inzwischen für sich nannte, in nicht allzu großer Entfer nung erblicken würde.
Zu seiner Enttäuschung sah er niemanden.
Hatte sie ihn genarrt?
Er jagte die Gasse hinunter bis an den Kanal und schaute rechts und links am Kanal ent lang.
Von links kam eine Gondel. Der Gondoliere sang ein schmelzendes Lied - nicht laut, aber sehr ergrei fend. Eine einzige Person saß in der Gon del. Peter erkannte sie im Licht der Straßenlater nen auf den ersten Blick. Sie war es! Sie lehnte lässig lä chelnd in der Gondel und ließ verträumt ihre sei dene Stola in der lauen Nachtbrise flat tern.
Die ganze Szene hatte etwas so Unwirkliches, dass Peter fasziniert zusah, wie sie an ihm vorbei glitt. Die Gondel bog in einen anderen Seiten kanal ein und war gleich darauf seinen Blicken ent schwunden; der Gesang des Gondolieres verebbte.
Keine Brücke in der Nähe, keine Chance, ihr zu folgen. Und trotzdem - diese Szene - sie in der Gondel –
Das war von so unbeschreiblichem Zauber gewesen, dass er es nicht missen mochte.
Hatte er Karin in dieser Minute zum letzten Mal gesehen?
Ich bin ein hoffnungsloser Romantiker, stellte er fest. Anstatt mich um meine drei Millionen Mark zu kümmern, verliebe ich mich gleich am ersten Tag, und noch dazu ohne Aussicht auf Erfolg. Peter, Du bist unverbesserlich!
Er atmete ein paar Mal tief die Nachtluft ein. Langsam verebbte die romantische Stimmung. Ernüch tert bummelte er heim wärts.
Peter hatte gehofft im Hotel eine Nachricht von Leo vorzufinden, wurde aber enttäuscht. Es lag nur eine von Kommissar Puggelli vor, die besagte, dass man morgen ganz sicher den Haftbefehl bekommen würde. Puggelli wollte Peter morgen früh am Hotel abholen und mit ihm zusammen nach Rom fahren, um dort Sabine Müller endlich zu verhaften.
Drittes Kapitel
1
„Wir sind da“, sagte Kommissar Puggelli zu Peter, als sie mitten in Rom in eine belebte Straße einbogen. Gleich da rauf hielt Puggelli den Dienstwagen vor dem Hotel Marini Strand an. Peter folgte ihm in die Hotelhalle, wo Puggelli mit einer jungen Dame am Empfang verhan delte.
„Der Autobus mit der gesuchten Person soll zwischen 17 und 18 Uhr hier eintreffen“, stellte er dann, zu Peter gewandt, fest. „Es kann aber auch bis zu zwei Stunden später werden. Das weiß man niemals so genau.“
Peter nickte. „Dann haben wir also noch mindestens eine Stunde Zeit“, meinte er. „Ich will hier ein Zimmer nehmen, denn ich werde ja heute wohl kaum noch nach Haus zurückflie gen können.“
Man gab ihm ein schönes Zimmer mit dem Fenster nach hinten hinaus, wo der Verkehrslärm kaum zu hören war. Zufrieden kam er nach einer halben Stunde herunter.
Puggelli saß auf einem Ledersofa in der Hotelhalle. „Ich habe gerade telefoniert“, sagte er. „Der Haftbefehl ist jetzt endlich ausgestellt. Er
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