Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
bemerkte Leo.
„Und schade um dich“, ergänzte Peter.
2
Der nächste Tag verging in quälender Langeweile. Zu allem Überfluss herrschte zwischen ihnen dicke Luft. Sie warteten darauf, dass die Poli zei eine Spur von „Sabine Müller“, also von Kitty, fand, setzten sich immer wieder mit Sokrates in Verbin dung und gingen sich immer mehr auf die Nerven. Sabine hatte schon lange keinen so unerfreulichen Tag erlebt.
So lungerten sie den ganzen Vormittag im Ort her um, dann trennten sie sich.
Sabine machte eine Wanderung in die weitere Umge bung, besuchte unter anderem auch die Ausgrabungs stätte des Hera - Tempels, das „Heraion“, war aber nicht in der Stimmung, sich für die herumliegenden Steintrümmer und die einzige, noch aufrecht ste hende Säule zu be geistern. Erst am späten Nachmittag kehrte sie in die Stadt zurück. Leo saß vor dem Hotel, das unvermeidliche Weinglas vor sich. Sie zögerte eine Weile und setzte sich dann zu ihm.
„Gibt es etwas Neues?“, fragte sie.
„Nichts“, sagte er.
„Wo ist Peter?“
„Ich weiß nicht. Ich denke, er wird sich auch bald hier einfinden.“
Sabine nickte und bestellte sich eine Kleinigkeit zu essen.
„Da sitzen wir beiden Ausgestoßenen also nun zu sammen“, bemerkte Leo.
Sabine blickte ihn erstaunt an. „Ausgestoßenen? Wie meinen sie das?“
Er lächelte vielsagend und schwieg.
Sie sah ihn an und wusste nicht, was sie von der Situation halten sollte. Hatte er nur Sprüche gemacht, oder war das, was er nicht sagte, der Schlüssel zu Peters ablehnendem Verhalten. Sollte sie ihn noch einmal, etwas dringender, fragen? Würde er ihr etwas sagen?
„Sie wissen ja sicherlich inzwischen auch, was ich auf dem Kerbholz habe“, unterbrach Leo ihre Über legungen.
Sie sah ihn verständnislos an. „Ich verstehe nicht, wovon sie reden.“
„Wissen sie denn nicht, dass Peter über uns beide bei der Kripo in Deutschland Auskunft eingeholt hat?“
Sie war völlig überrascht. „Hat er das?“ Ihre Gedanken überstürzten sich. Er hatte über sie Auskunft eingeholt. So ein Schuft! „Wann hat er das gemacht?“
„Ich weiß nicht. Ich glaube, schon in Venedig.“
So ein misstrauischer Hund, dachte sie. Aber - schon in Venedig, wo wir uns noch gar nicht richtig kannten. Das ist ja nicht ganz so schlimm.
Und dann ging ihr plötzlich ein Licht auf: er hat ja nicht über mich Auskunft eingeholt, sondern über Kitty.
„Und was hat man über mich berichtet?“ Sie neigte sich leicht vor, gespannt auf die Antwort.
Die Antwort überwältigte sie.
„Nun, was wird er wohl erfahren haben? Die Wahr heit natürlich! Dass sie ihr Geld in der Horizonta len verdie nen. Ich konnte es zuerst ja auch nicht glauben. Ehrenwort! Sie sehen ja auch wirklich nicht wie ein Callgirl aus. Aber es ist eben immer wieder so, dass man im Leben die tollsten Überra schungen erlebt.“
Sabine schaute ihn mit vor Überraschung weit auf gerissenen Augen an. Dann prustete sie los. Es war auch zu köstlich. Armer Peter! Da hatte er sich verliebt - natürlich hatte er sich verliebt, sie wäre keine Frau gewesen, wenn sie das nicht be merkt hätte - und dann hatte man ihm gesagt - - -
Sabine lachte laut heraus, und lachte, und lachte, und lachte. Die Leute an den Nachbartischen und die Passanten am Kai schauten einen Moment zu ihr herüber, gingen dann aber weiter ihren Geschäften oder ihrer Unterhaltung nach.
„Ich scheint euch ja gut zu amüsieren.“ Peter stand plötzlich mit finsterem Gesicht neben ihnen.
Sabine sah Peter an, spürte seine freudlose Stim mung und hörte auf zu lachen. „Peter“, sagte sie zärtlich. „Lieber, dummer, armer Peter!“
„Quatsch“, sagte Peter. „Wie kommen sie dazu, mich so zu nennen?“
„Ich verweigere die Aussage“, sagte Sabine und dachte daran, wie schrecklich enttäuscht er gewe sen sein musste, als er die Auskunft über Karin Funke bekommen hatte.
Peter sah sie einen Moment verärgert an. „Na, dann amüsiert euch nur weiter“, sagte er und wandte sich zum Gehen.
„Warte“, sagte Leo. „Ich komme mit.“
Sabine blieb allein zurück. Ihre Lachlust war ebenso schnell verflogen, wie sie gekommen war. Nachdenklich schaute sie über den Hafen aufs Meer hinaus. Kitty war also eine Prostituierte. Inter essant! Vielleicht erklärte das manches. Was war aber mit Leo los? Schade, dass sie ihn nicht ge fragt hatte, was er, wie er sich ausgedrückt hat te, auf dem Kerbholz hatte.
Eine Segeljacht kam vom Meer in
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