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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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50er-Jahre-Image störte lediglich die Frisur. Das Mädchen hatte kurzes, braunes Haar, welches ihr gewollt unordentlich nach allen Seiten abstand.
    Wie ein Stachelschwein nach einer ausgiebigen Liebesnacht , schoss es mir durch den Kopf. Obwohl ich bei Frauen eigentlich langes Haar bevorzugte, störte mich diese wilde, punkige Aufmachung seltsamerweise nicht. Irgendwie passte sie zu der Unbekannten. Durch die kurzen Strähnen konnte ich zudem den schlanken Halsansatz und die leicht geschwungenen Schultern bewundern. Ein Hamilton-Bild ohne Weichzeichner.
    Als sich das Mädchen für einen kurzen Moment zur Seite drehte und mir einen Blick auf ihr Halbprofil gewährte, fasste ich einen spontanen Entschluss. Das klebrige Hemd fühlte sich einfach unerträglich auf meiner Haut an. Nie gab es eine günstigere Gelegenheit, um an neuen, frischen Ersatz zu gelangen. Hastig schlang ich den Rest des Sandwichs hinunter.
    Ich löste mich von der ›delikaten Auslage‹ und betrat den Laden durch die weit geöffnete Eingangstür. In grünlichem Dämmerlicht erkannte ich lange, deckenhohe Regalreihen und zwei oder drei Kleiderständer. Am gegenüberliegenden Ende des langgestreckten Raums deuteten dunkle Konturen auf eine Theke und Umkleidekabinen hin.
    Ich ging zu einem der Drehständer und wühlte betont geräuschvoll zwischen Hosen herum, die ›extra moonwashed‹ waren.
     
    »Hi, schon was gefunden?«
    Die Stimme überraschte mich derart, dass ich vor Schreck beinahe den Ständer umgerissen hätte. Wie aus dem Nichts stand plötzlich ein dunkler Schatten vor mir. Bei genauerem Hinsehen stellte ich zu meiner Enttäuschung fest, dass nicht die attraktive Brünette, sondern ein hagerer, groß gewachsener Typ mit Vollbart meine Anwesenheit registriert hatte.
    »Wie? Äh, … nein«, stotterte ich. »Haben Sie … äh … ich suche ein Hemd. ›L‹ oder ›XL‹.« Das Halbdunkel verdeckte gnädigerweise meinen sicherlich recht dämlichen Gesichtsausdruck. Der Bärtige nickte nur grinsend und führte mich zu einer Regalwand auf der rechten Seite, wo er demonstrativ einige Exemplare hervorzog. »Alles vorhanden, mein Freund«, kommentierte er lächelnd. »Für jeden Geschmack. Nur mit Perlen oder Seide kann ich nicht dienen.«
    Nach kurzer Durchsicht wählte ich zwei Teile zur Anprobe. Das Mädchen war immer noch nicht aufgetaucht; offenbar dekorierte sie noch immer das winzige Fenster. Oder aber sie war tatsächlich zu dem Reifen schwingenden Adonis ins Bild geklettert , dachte ich.
    Ich hatte mich gerade notgedrungen für ein dunkelblaues ›Street-Fashion-Shirt‹ entschieden – eine phlegmatische Schnecke konnte nicht langsamer sein – als sie sich endlich bemerkbar machte.
    »Hey, Spike, ich bin hier soweit fertig. Vorn wär’ aber noch’n bisschen Platz.«
    Der Bärtige, der geduldig vor meiner Kabine ausgeharrt hatte, drehte sich halb dem Eingang zu und antwortete schläfrig: »Okay, Sugar, dann hol’ dir halt noch ’ne rote ›501‹ vom Lager.«
    Ich wünschte Spike zwar die Pest an den Hals, doch galt es, wenigstens diese kleine Chance zu nutzen. Gleich würde sie hinter die Theke gehen müssen, in wenigen Sekunden, und ich musste vor ihr dort sein.
    Schnell knüllte ich mein altes Hemd zu einem Bündel zusammen und eilte an Spike vorbei zur Kasse.
    »Das hier gefällt mir. Ich behalt’s gleich an«, gab ich ihm zu verstehen. Spike wurde durch meinen rasanten Tempowechsel völlig überrumpelt. Er glotzte mich noch immer mit großen Augen an, als ich längst schon meine strategisch wichtige Position gegenüber der geschlossenen Hintertür eingenommen hatte.
    Nackte Füße tapsten näher. Sie verstummten schließlich genau hinter mir. Erst als ein Finger gegen meine Schulter tippte, drehte ich mich – Verwirrung vortäuschend – um. ›Sugar‹ trug einen Karton mit Kleiderbügeln. Mit ihrem Kinn deutet sie in Richtung Lager. »Tschuldigung, aber ich müsste eben mal vorbei.«
    Einen Atemzug lang betrachtete ich nur ihre hellen Augen, die vollen, ungeschminkten Lippen und ihre vorwitzige Stupsnase, dann jedoch erinnerte ich mich an meine gute Erziehung und sprang förmlich zur Seite.
    »Et voila, Mademoiselle«, entgegnete ich möglichst locker, wobei ich zusätzlich zu einer übertriebenen Verbeugung ansetzte. ›Sugars‹ Lächeln wurde eine Spur breiter.
    »Daran sollten sich ’n paar Kerle mal ’n Beispiel nehmen«, kicherte sie. Mit drei Schritten war sie an mir vorbei und verschwand im Lager. Nur der

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