SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
von allen Seiten anzustarren schienen, ein nicht definierbares Gefühl der Beklemmung ließ sich aber nie ganz abschütteln. In manchen Stunden, wenn ich unruhig und grübelnd durch die vielen Zimmer und Flure schlich, sah ich mich eher als den Wärter oder Wächter einer heidnischen Kultstätte, eingemauert tief im Inneren einer Pyramide. Viele der Räume, selbst Taschas Arbeitszimmer, hatte ich bislang nur flüchtig untersucht. Obwohl sich dort vielleicht Hinweise auf meine katzenhafte Geliebte verborgen hielten, fehlte mir stets der Mut, diese aufzuspüren. Ich war ein ›gebranntes Kind‹; durch meine Neugier war es schließlich zur Katastrophe gekommen. Irgendwie fürchtete ich, ein weiteres Nachforschen könnte noch grausigere Ereignisse heraufbeschwören.
Nach Taschas leiblichem Tod schien dieses Verhalten geradezu widersinnig zu sein. Ihr wundervoller Körper war unter den Pranken der tobenden Katze in einen bluttriefenden Haufen zerfetzten Fleisches verwandelt worden, in ein menschenunwürdiges Etwas. Was konnte danach denn noch geschehen? Auch meine dunkelsten Ahnungen wussten hierzu keine Steigerung. Schon wenig später sollte ich erfahren, wie lächerlich beschränkt selbst meine morbidesten Fantasien waren.
Als die Tür mit ihrem gewohnt leisen Quietschen nach innen schwang, nahm mich die sonderbar lauernde Stille des Flurs augenblicklich gefangen.
»Tascha?« Meine Frage war mehr ein Flüstern als ein Rufen. Ich wartete, bis sich mein rasender Puls wieder beruhigt hatte, schluckte den trockenen Kloß im Hals hinunter und versuchte es ein zweites Mal.
»Tascha, bist du da?« Diesmal hallten die Worte beinahe schon frevlerisch laut durch den Korridor. Nichts rührte sich; selbst die winzigen Staubflusen, die in den schmalen Lichtbändern der teilweise geöffneten Zimmer glitzerten, schienen wie erstarrt.
Es galt, diese beunruhigende Atmosphäre abzuschütteln. Je länger ich im Vorraum verharrte, umso mehr drohte die Stille meine Entschlossenheit wieder zu ersticken. Ich schleuderte die Einkaufstüte in eine Ecke und marschierte entschlossen in Richtung Küche. An den Stellen, die nicht von Teppichen bedeckt waren, stampften meine Füße bewusst laut auf.
»Wo steckst du nur? Komm raus, Tascha! Bitte! Wir müssen uns einmal ernsthaft miteinander unterhalten. Es ist sehr wichtig.«
Nirgends konnte ich sie entdecken; auch der ›Katzen-Schrein‹ lag verlassen im dunkel-orangenen Licht der späten Nachmittagssonne. In Nataschas früherem Büro meinte ich etwas entdeckt zu haben, die Schatten waren aber nichts weiter als am Boden aufgestapelte Bücher.
Sie war also wieder einmal verschwunden. Diesmal allerdings zu einer für sie ungewöhnlichen Zeit. Was war nur los mit ihr? Floh sie meine Nähe, da sie spürte, wie zerrissen ich innerlich war? Empfand sie gar einen ähnlichen Schmerz?
Ich seufzte laut. Wenn dem so war, so musste doch gerade sie, die über wundersame Kräfte und ein übersinnliches Gespür verfügte, wissen, dass Flucht keine Lösung war.
In der Küche fielen mir sofort die beiden leeren Fressnäpfe auf. Zumindest hatte Tascha vor ihrem Ausflug ein ausgiebiges Mahl eingenommen. Nachdem ich die Näpfe gesäubert und wieder mit etwas Milch und ›Sheba mit Huhn‹ aufgefüllt hatte, holte ich mir eine Diet-Pepsi aus dem Kühlschrank und verdrückte mich damit in mein Arbeitszimmer.
So leicht sollte sie mir nicht davonkommen; ich beschloss auf Taschas Rückkehr zu warten, wie lange es auch dauern mochte. In der Zwischenzeit leistete mir ein Skizzenblock Gesellschaft. ›B.S.A.‹ schrieb ich in verschnörkelten Linien auf die Mitte des ersten Blattes.
Die drei Buchstaben hatten die Aufgabe, mich immer wieder auf den Kern des Problems zurückzuführen. Außerdem hasste ich, wie wohl jeder Künstler – ob nun Maler, Schriftsteller, Komponist oder Fotograf – eine leere weiße Fläche.
Über zwei Stunden arbeitete ich konzentriert an unterschiedlichsten Layouts für die Fluggesellschaft. Es kümmerte mich hierbei zuerst nicht, inwieweit eine Idee überhaupt durchführbar war oder das zur Verfügung stehende Budget sprengte. Wollte man innovativ, vielleicht sogar revolutionär sein, durfte man sich keinerlei Beschränkungen auferlegen. Später gab es schließlich noch genügend Zeit, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wo man in drei Teufels Namen einen kinderlieben Grizzly oder einen Dreirad fahrenden Walfisch auftreiben sollte.
Es mochte fast neun sein, als ich vom
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