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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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Aber auch der menschliche Teil in ihr sehnte sich danach, mit mir wieder jene unbeschreiblich süße Lust zu erleben.
    Taschas offene Kritik und ihre Gefühle mir gegenüber machten mich betroffen. Meine längst verdrängt geglaubten Skrupel lasteten nun noch schwerer auf mir. Ich glaubte nun auch zu wissen, wann sich Tascha derart erregt hatte. Es musste kurz nach unserem ersten heftigen Disput gewesen sein, zu Beginn meiner ›Kneipenphase‹.
    Gespannt starrte ich durch ihre Augen auf die kommenden Dinge. Ich spürte zwar nach wie vor jede Regung der Katze, doch gelang es mir immer besser, zwischen Taschas und meinem Bewusstsein zu unterscheiden.
     
    Mit zwei, drei eleganten Sprüngen gelangte sie auf das Vordach, setzte sich an den Rand und legte den Kopf verdrossen auf ihre gekreuzten Pfoten. Unter ihr warfen die Natriumdampflampen blendend helle Lichtkreise auf den Asphalt. Es war eindeutig Nacht, dennoch herrschte das sanfte Licht eines Sommernachmittags. Nur alle zwei oder drei Minuten röhrte ein Auto durch die Straße.
    Sie hatte ihre Wohnung damals mit Bedacht gewählt, abgelegen und unauffällig. Sie seufzte, wenn Katzen überhaupt einen derartigen Ton erzeugen konnten. Dann, obwohl kein Lichtstrahl sie geblendet hatte, zogen sich ihre Augen plötzlich zu zwei Schlitzen zusammen. Ein leises, kaum wahrnehmbares Knurren durchfuhr ihren Körper und ließ ihre Schwanzspitze hin und her pendeln. Ihre Krallen fuhren wie winzige Skalpelle aus und gruben sich in die weiche Teerpappe.
    Damals , dachte sie, wobei sie scharf schnaubte, damals war alles noch in allerbester Ordnung gewesen. Und eigentlich wäre es auch heute noch so. Nur Thomas war schuld daran, dass sie nun – gefangen im Körper einer kleinen, schwarzen Katze – den Mond anheulte. Nur sein Misstrauen und seine Neugier waren verantwortlich für ihr schreckliches Ende. Ja, diese Tatsache durfte sie niemals vergessen. Thomas Trait hatte – ob nun beabsichtigt oder nicht – ihren ›Tod‹ verursacht. Ihre wie wild scharrenden Krallen wirbelten kleine Teerstücke vom Dach. ›Unwissenheit schützt vor Strafe nicht‹ hieß eines der Gesetze dieses Landes. Thomas hatte eine Verpflichtung ihr gegenüber; wenn er sie leichtfertig von sich weisen und ihre Liebe verraten sollte, würde sie dafür sorgen, dass er seine gerechte Strafe erhielt.
    In Taschas Augen tanzten winzige Reflexionen, dann verschwammen sie in einer kleinen Träne. Hätte jemand in diesem Moment ihren Gesichtsausdruck zu lesen gewusst, so wären ihm zugleich Trauer und Entschlossenheit aufgefallen. Nicht jedoch Hass. Von Triumph ganz zu schweigen.
    Tascha betrachtete stumm die Sichel des Mondes. Zeitweilig schoben sich langgezogene, zerklüftete Wolkenfetzen davor und tauchten das Haus in grauschwarze Schatten. Sie genoss die Finsternis; sie war ein Wesen der Nacht, welches dann auf Jagd ging, wenn andere sich ängstlich hinter verriegelten Türen versteckten. Es war hierbei fast nebensächlich, in welchem Körper sie jagte oder nach welcher Beute sie Ausschau hielt. Es machte kaum einen Unterschied, ob das Ziel ein Mann war, den sie begehrte oder eine Wühlmaus, deren heiße Gedärme sie verschlingen wollte. Beides erfüllte sie gleichermaßen mit Lust. Ja, in ihrer kurzen Zeit als Katze hatte sie zu ihrem eigenen Erstaunen feststellen müssen, wie erregend, wie lustvoll das Jagen und Töten sein konnte. In ihrer menschlichen Hülle hatte sie diese Urinstinkte fast völlig verdrängt, doch nun durfte sie sie ungehemmt ausleben. Aber war das wirklich ein Ersatz? Nein. Wenn sie tief in sich hineinhorchte, so verspürte sie ein ungestilltes Verlangen, eine brennende Gier gepaart mit Verzweiflung, die nichts auszulöschen vermochte. Sie musste sich ihres Erbes besinnen, ihrer Macht. Als Nachfahre der göttlichen Bastet besaß sie eine unsterbliche Seele, und diese durfte einfach nicht derart gefesselt bis zum unbestimmten Zeitpunkt einer möglichen Erlösung ausharren. Zwar war es ihr damals fast mühelos gelungen, schon Stunden nach der Zerstörung ihrer leiblichen Hülle einen neuen Wirtskörper zu finden, doch nun galt es ganz andere Mächte zu entfesseln. Ihre jetzige Existenz durfte nur eine kurze Zwischenstation auf ihrem langen, endlosen Weg durch die Äonen hindurch sein. Sie musste wieder auferstehen, ein menschliches Wesen werden, voller Größe, Macht und Schönheit.
    Erneut raubten dichte Wolken ihren Augen jede Reflexion; sie verwandelten sich zu zwei Kohlestücken auf

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