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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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nie begreifen können, was dort geschrieben stand. Auf der ersten Seite prangte der Kopf eines Ibis. »Gepriesen seiest du, oh Herrscher des Mondes, oh Thot – König und Gott –, der du uns das Werkzeug gabst, die Weisheit der Götter auch für die, die nach uns kommen, erfahrbar zu machen«, las Tascha in den ersten drei Zeilen, die vertikal rechts neben dem Vogelkopf verliefen. Noch vor dem eigentlichen Anfang hatten der oder die Verfasser eine Art Danksagung gesetzt. Man ehrte Thot, da er als Erfinder der Hieroglyphen galt. In ähnlicher Weise hätte Luther auch Gutenberg zur Erfindung seiner Buchpresse gratulieren können.
    Aber diese Symbolschrift war mehr als nur ein Werkzeug, sie war ein lebendiger Wächter über das Wissen der ›Ersten Wesen‹. Denjenigen, die sie zu entschlüsseln vermochten, öffnete sich ein Tor in eine völlig andere Welt, zu einem Universum, in dem nahezu alle irdischen Maßstäbe ihre Gültigkeit verloren.
    Angespannt las Tascha auch den Rest der Danksagung; etwas in ihr zwang sie dazu, jede noch so nebensächlich erscheinende Bemerkung aufmerksam zu betrachten. Keine Silbe durfte ihren wachsamen Augen entgehen, denn vielleicht lag gerade dort der Schlüssel zu ihrem Ziel. Die Zeichen der übrigen Reihen waren einfacher strukturiert und schienen wesentlich später hinzugefügt worden zu sein. ›Lob und Ehre auch dir, oh allwissende Seschat, göttliches Weib des Thot‹, hieß es dort weiter, ›auf dass du das Bücherhaus beschützest und jedem Unbefugten den Zutritt verwehrst.‹
    Vorsichtig blätterte Tascha weiter; erst hier war der eigentliche Titel des Buches verzeichnet: ›Der Atem der Neith‹. Neith war die Urgöttin, die Mutter allen Seins, die als Himmelskuh das Firmament geboren und aus dem Nichts die Erde gewoben hatte. Sie allein war es, die den obersten Thron im Reich der Götter beanspruchen durfte. Erst in späteren Epochen hatten die Menschen andere Gottheiten an ihre Stelle gesetzt, so vor allem den Sonnengott Re, den mutmaßlichen Sohn der Neith. Die Sage berichtete, wie Re, nachdem er im Urmeer ausgeharrt hatte und auch der Geborgenheit einer Lotusblüte überdrüssig geworden war, schließlich die Erde betrat.
    ›Der Atem der Neith‹ war von einer erwählten Priesterkaste aufgezeichnet worden, die sich der Vielzahl der Götter wohl bewusst war, auch ihrer oft verdienstvollen Eigenschaften, den wahren Herrschaftsanspruch billigten sie aber nur Neith zu. Natascha blätterte weiter. Auch wenn sie sich mehr Re und vor allem ihrer Stamm-Mutter Bastet verpflichtet fühlte, so erhoffte sie sich, in den magischen Gottesworten dennoch hilfreiche Hinweise zu finden, wie sie wieder zu alter Stärke erwachen konnte. Sie wusste es: Irgendwo existierte eine Formel mit der Macht, Ka, Ba, Ach und Schatten mit einem neuen Leib verschmelzen zu lassen.
    ›Du, der du bist auserwählt, verneige dein Haupt im Staube und lausche den Worten deiner Göttin. Derjenige aber, der du unrechtmäßig die heiligen Weisheiten besudelst, mögest du in der Unterwelt tausend Qualen erleiden, tausend mal tausend Leben lang.‹
    Taschas Barthaare vibrierten wie unter Starkstrom; da sie wusste, hier keinen abstrusen Horror-Roman vor sich zu haben, jagte ihr der einleitende Fluch wohlige Schauer über den Rücken. Begierig verschlangen ihre weit aufgerissenen Nachtaugen Zeile um Zeile. Immer schneller verwandelte ihr Geist die Flut der Symbole in Worte und Sätze. Sie benötigte diesmal auch keine der sonst üblichen Hilfsquellen. Lesen und Verstehen wurden eins. Uraltes Wissen erwachte zu neuem Leben und ließ die seitdem verstrichenen 5000 Jahre nicht länger als einen Tag erscheinen.
     
    Tascha wurde ungeduldig. Seite um Seite arbeitete sie sich angespannt durch den Wust der Schriftzeichen, aber nichts schien ihr hilfreich zu sein. Sie erfuhr von den vielfältigen Webkünsten der ›Großen Göttin‹, die Mutter, die Vater war. Über das Chaos stellte sie acht Wächter: Nun und Naunet über das Urmeer, Huh und Hauhet über die Unendlichkeit des Raumes, Kuk und Kauket über die Urfinsternis und Amun und seine Gefährtin Amaunet über die Leere.
    Die Priester sparten nicht mit blumenreichen Beschreibungen und überschwänglichen Lobpreisungen, und so überschlug Taschas Pfote nun immer öfter die eine oder andere Seite. Einige Male riss das brüchige Pergament unter ihren zuckenden Krallen, aber sie achtete kaum darauf. Die Nacht würde schnell vorüberziehen und jede Minute war kostbar. Wenn

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