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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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ihr Gesicht Bedauern oder Gereiztheit aus? Ich konnte es nicht sagen.
    Ach schob mich unsanft hinter den Schreibtisch und drückte mich dann fest auf einen hochlehnigen, viktorianischen Stuhl. Vor mir lagen mehrere gewellte, unbeschriftete Pergamente und eine schmale Rohrfeder. In einem kleinen Tonschälchen schimmerte stumpf eine blau-schwarze Flüssigkeit.
    Wie überaus stilecht , dachte ich ironisch. In meinem eigenen Büro stand noch ein alter ›286er‹; warum konnte ich nicht den benutzen? Meine eigene Schrift kam mir oft ähnlich unleserlich wie diese Hieroglyphen vor. Ich wagte es allerdings nicht, meinen Vorwand laut vorzubringen. Das Monster in meinem Rücken wartete doch nur darauf, mich wegen ›gotteslästerlichem Verhaltens‹ verstümmeln zu können.
    Erst als ich nach der Feder griff, ließ der widerliche Druck in meinem Nacken etwas nach. Was nun folgte, ist eigentlich recht einfach zu beschreiben, gleichzeitig war es aber in höchstem Maße skurril: Ach diktierte und ich schrieb. Vieles, wenn nicht alles von dem, was ich hörte, klang aber auch in der mir vertrauten Sprache fremd und unverständlich. Immer wieder setzte ich abrupt ab (und erzeugte dadurch einen unschönen Klecks) und fragte nach der genauen Schreibweise. Ach kam zwar anfangs der Aufforderung nach, doch als sich drei, vier oder mehr Fragen pro Satz ergaben, ignorierte sie sie einfach. Die Tatsache, dass sich ihr neuer ›Sekretär‹ als Analphabet entpuppte, vergrößerte nicht gerade ihre Zuneigung zu mir.
    Notgedrungen entwickelte ich – dem Klang der Worte entsprechend – eine ganz persönliche Schreibweise. So schrieb ich z.B. ›Miehsis‹ statt ›Miysis‹ oder ›Ancktauhi‹ statt ›Anchtaui‹. Bastet, die sich neben dem Pergament niedergelassen hatte und jede Bewegung der Feder kritisch beobachtete, schien sich an diesen Sonderformen jedoch nicht zu stören. Wichtig schien vor allem die Reihenfolge und der Gesamtzusammenhang der Texte zu sein. Ich füllte die Blätter, ohne auch nur eine Ahnung von der Bedeutung des Inhalts zu haben; ein gehorsamer aber unwissender Diener. Ich hätte kaum mehr verwirrt sein können, wenn mir ein Physiker endlose Zahlenfolgen zur Quantenmechanik diktiert hätte. Doch diese Rolle war natürlich so erwünscht; die Worte, die ich schrieb, waren geheim und sollten es auch bleiben. Ich war nur ein passives Werkzeug; niemand, der eine eigene Entscheidung traf. Durch meinen Pakt hatte ich mich völlig in Bastets Hände gegeben. Unwiderruflich.
     
    Drei Tage lang kritzelte ich umständlich Buchstaben, die sich zu kryptischen Worten und Sätzen zusammenfügten und nach und nach einen ganzen Stapel von Papieren füllten. Ich kann heute nicht mehr sagen, wie viele Seiten ich schrieb, denn nach jedem Tag brachte Ach die fertigen Blätter an einen mir nicht bekannten Ort. Sie wollte dadurch offenbar verhindern, dass ich die Texte nochmals durchlas und vielleicht doch etwas davon in Erinnerung behielt.
    Als Ach ihr endloses Diktat endlich beendete, hoffte ich vergeblich darauf, nun aus ihren Diensten entlassen zu sein. In der gewohnt ›freundlichen‹ Art forderte sie mich aber auch am vierten Tag auf, ihr in Taschas Büro zu folgen.
    Der Raum hatte sich deutlich verändert; jeder Foliant und jede Papyrusrolle, aus denen Ach monoton zitiert hatte, waren wieder an ihrem Platz. Erstmals konnte ich wieder die verschlungenen Muster des Teppichs erkennen, kein noch so winziges Stück Papier lag mehr auf dem Boden. Bei näherer Betrachtung fiel mir auf, dass auch viele der obligatorischen Bücherstapel rings um den Schreibtisch herum entfernt worden waren. Das Zimmer wirkte dadurch größer aber auch unbelebter.
    Bastet saß wieder auf ihrem Stammplatz, doch auch hier hatte sich eine Wandlung vollzogen. Kein Buch, kein Schriftstück war mehr auf dem Schreibtisch zu sehen; nicht einmal die Lampe oder das Telefon hatte man an ihrem Platz gelassen. Stattdessen war ein dickes, samtiges Tuch darüber drapiert worden, auf dem verschiedenste Gegenstände lagen. Wie Diamanten bei einem Juwelier , dachte ich.
    Diesmal war es Ach, die hinter dem Tisch Platz nahm und ihre langen, schmalen Arme weit gespreizt an der Kante abstützte. Obwohl das Samttuch weit über zwei Meter breit war, umspannte sie es dabei ohne jede Mühe. Ich starrte aber nur auf ihre tentakelartigen Finger, die in gelben Stahlnägeln auszulaufen schienen. Jeden Augenblick wartete ich darauf, sie in der Holzplatte des Tisches versinken zu sehen,

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