SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
in einer sinnlichen Woge, die mich mal sanft, dann wieder wild an ein unbekanntes Gestade spülte. Dass wir uns dabei auf dem harten, dreckstarrenden Boden des Busses wanden, nahm ich nicht mehr wahr.
Unsere Leiber umschmiegten sich derart schlangenhaft, als suchten wir durch jede Pore in den anderen einzudringen. Ich spürte jeden Zoll von Taschas Haut, und doch war etwas anders als sonst. Ich trank ihren Speichel, kostete ihren Schweiß, ich roch den Duft ihres Haares und den ihres Schoßes. Es war unzweifelhaft Tascha, aber eine andere Tascha: Diese hier wirkte wie mein Idealbild von ihr; zu perfekt, zu erregend war jede ihrer Bewegungen. Mehr noch als früher schien sie immer genau zu ahnen, wann sie ruhig und zärtlich oder aufbrausend und explodierend sein konnte. Und anders als sonst überschritt sie dabei nie die Grenze meiner persönlichen Freiheit. Virtuos bewegte sie sich dabei genau am Rande dieser schmalen Linie.
Es war eine in dieser Art neue Erfahrung für mich. Trotz all unserer Unterschiede (und die konnten zwischen einem Sterblichen und einer Göttin wohl kaum größer sein) fühlte ich mich ihr gegenüber erstmals als gleichwertiger Partner, ohne jede Einschränkung. Es war wie im Traum. Vielleicht, so dachte ich zeitweilig, war es ja auch tatsächlich nur einer. Aber was machte das schon? Ich würde ihn auskosten, solange er andauerte.
Als ich die Augen aufschlug, wusste ich zuerst nicht, wo ich mich befand. Nachdenklich starrte ich auf weiß-grünliche Wände, von denen sich der Lack in großen Flächen ablöste. Sonnenlicht fiel schräg durch kahle, meist zersplitterte Fenster und malte breite Streifen auf den Metallfußboden.
Vorsichtig richtete ich mich auf. Mein Rücken schmerzte, als habe mich eine Herde Rinder überrannt. Angesichts der harten Unterlage war dies allerdings kein Wunder; wahrscheinlich hatte sich die fischgrätenartige Maserung des Bodens wie ein Brandzeichen überall in meine Haut geprägt.
Als ich mich mit beiden Händen an einer der Stangen hochziehen wollte, gehorchte mir mein linker Arm nicht. Schwer und gefühllos hing er von der Schulter herab. Ich stöhnte. Offenbar hatte ich so unglücklich darauf gelegen, dass er eingeschlafen war. Erst nach dreimaligem Anlauf kam ich endlich wieder auf die Beine. Während sich unter schmerzhaftem Kribbeln ganz allmählich wieder Leben in meinem abgestorbenen Körperteil regte, betrachtete ich nachdenklich die Ruinen und Trümmer um mich herum.
Im rötlichen Schein der aufgehenden Sonne täuschten sie beinahe eine idyllische Landschaft vor. Ich stutzte; fielen die langen Schatten nicht nach Osten? Hastig lief ich zu einem Fenster, von dem aus ich den blutorangenen Feuerball genau sehen konnte. Er stand irgendwo über den Hügeln von ›Bernadino-View‹. Im Westen der Stadt! Ein Blick auf meine Uhr sagte mir 8 Uhr 50. 8 Uhr 50 abends! Ich konnte es kaum fassen. Sollte ich tatsächlich den ganzen Tag in dieser abstoßenden Behausung verschlafen haben? Das ausgeschlachtete Skelett des Busses war kaum mehr als ein Unterschlupf für Ratten und streunende Hunde. Selbst für Penner schien es zu ungastlich zu sein; nirgends sah ich leere Weinflaschen, Zigarettenschachteln oder ähnliches, nur zentimeterdicken Staub und Bauschutt. Ohne den gelblichen Nebel wirkte der Raum geradezu auffallend leer und verlassen.
Erst jetzt bemerkte ich auch, dass selbst die ›Totenlichter‹ verschwunden waren. Nichts erinnerte mehr an Taschas (oder Bastets) Anwesenheit. Ihr Tempel zeigte wieder sein hässliches Schrott-Gesicht. Ich bückte mich und begann prüfend am Boden herumzustochern. Ohne jeden Erfolg. Bastet – oder Ach – waren äußerst gründlich gewesen. Es war ihnen sogar auf irgendeine verrückte Weise gelungen, den süßlichen Zimt-Duft wieder mitzunehmen.
Erste Zweifel begannen bereits in mir zu nagen. Was machte ich hier? Wenn die gestrige Nacht nur eine Ausgeburt meiner überschäumenden Fantasie gewesen war, so hätte ich es doch vorgezogen, in meinem Bett zu erwachen. Meine Anwesenheit in diesem Bus genügte mir als Indiz für die Wahrhaftigkeit meiner Erinnerungen.
Da mich nichts mehr dort hielt, zwängte ich mich zur Tür hinaus und eilte zum Haus zurück. Misstrauisch schaute ich mich nach allen Seiten um, aber keine Menschenseele ließ sich blicken.
Ich hatte keine Bank ausgeraubt oder einen Mord begangen, und doch fühlte ich mich unwohl, beinahe schuldig, alleine über dieses trostlose Grundstück zu gehen. Mir
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