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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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vergeht. Trage ihn von nun an an deiner Herzhand. Das Gegenstück muss während des Ritus den neuen Körper zieren.«
    Überrascht, überhaupt eines der Schmuckstücke anfassen zu dürfen, kam ich ihrer Bitte nur äußerst zögerlich nach. Ich wollte es um jeden Preis vermeiden, Achs widerliche Finger zu berühren. Nachdem mir das Kunststück mit chirurgischer Genauigkeit gelungen war, streifte ich den Schen über den Ringfinger meiner linken Hand. Er war etwas zu klein, und so bedurfte es einiger Mühe, bis ich ihn ganz auf dem Finger hatte.
    Es handelte sich um einen eher schlichten Goldring, auf dessen rechteckigem Kopf ein sitzender Greifvogel eingraviert war.
    »Mögest du dich als würdig erweisen, den Falken des Horus als Schutz zu tragen.«
    Achs frommer Wunsch gehörte sicherlich nicht zum offiziellen Protokoll , dachte ich. Er war eher Ausdruck ihres unverhohlenen Misstrauens mir gegenüber. Für mich war ihre Entscheidung immer noch ein völliges Rätsel; handelte es sich bei ihr nun um einen besonderen Teil von Bastets unsterblicher Seele, also um eine Art gespensterhaftes Unterbewusstsein, oder war sie ein vollkommen unabhängiges Wesen, nur dem behilflich, dem sie dienen wollte? Vieles sprach für die zweite Möglichkeit: Ihr selbstbewusstes, ja herrisches Auftreten; ihre kaum verhohlene Unzufriedenheit, wenn sie mit einer Entscheidung ihrer ›Herrin‹ nicht einverstanden war. Etwas in mir schloss aber auch nicht aus, dass sie auf eine bestimmte Weise direkt mit Bastet verbunden war, dass ein Teil der Göttin direkt durch sie sprach. Ein dunkler, unbeherrschter Teil. Wenn dem so war, so zeigte meine Geliebte eine deutliche innere Zerrissenheit. Ich interpretierte es als den andauernden Kampf zwischen ihrer animalischen und menschlichen Seite. Nur wenig später sollte ich entdecken, dass Bastet noch einen ganz anderen Wesenszug besaß, eine finstere Persönlichkeit, gegen die sich Ach wie eine tugendhafte Ordensschwester ausnahm.
    Unbemerkt von mir zog dieses ›Ding‹ bereits in einem Zwischenreich unruhig seine Kreise. Lüstern bleckte es seine Zähne und wartete. Die Stunde seiner Wiederkehr war nicht mehr fern.
     
    In den darauffolgenden Tagen führte mich Ach immer wieder zu den Amuletten und wiederholte mir mit stoischer Einsilbigkeit deren Bedeutung und Verwendung, so oft, bis ich schon von blaugrünen Skarabäen und Udjat-Augen träumte.
     
    Da der heiße Santa-Ana die Stadt auch in den Nächten nicht verschonte, gelang es mir nur selten bis zum Morgen durchzuschlafen. Wenn ich nicht gerade von verworrenen Amulett-Träumen gepeinigt wurde, lag ich schwitzend im Bett und starrte durch das Schwarz der Decke hindurch in völlige Leere. Die Zeit dehnte sich in diesen Stunden wie zähe Melasse. Mit jedem neuen Tag und vor allem mit jeder neuen Nacht spürte ich, wie meine Ungeduld wuchs. Die ersten braunen Umschläge waren bereits eingetroffen, doch Ach erlaubte mir nicht, sie zu öffnen. Die Auswahl der Bewerberinnen sollte erst nach Ablauf meiner ›Exerzitien‹ in Angriff genommen werden. Nur widerwillig ergab ich mich in mein Schicksal. Ich wollte es endlich wissen. Ich wollte es hinter mich bringen. Der Grund dafür lag nicht allein darin, dass ich Bastets ›Verwandlung‹ herbeisehnte, es war der Vorgang an sich. Mir waren zwar mittlerweile die Abläufe des Sarx-Werdens genauestens vertraut, ich hatte allerdings keine Vorstellung davon, zu welchem Ergebnis das magische Ritual führen würde. Ich kannte ja noch nicht einmal das Aussehen der Frau, für die ich diese ganzen Mühen auf mich nahm. Eine verrückte Situation. Was mein Innerstes aufwühlte und meine Nerven bis aufs äußerste gespannt hielt, war die Ungewissheit. Die Angst vor dem Unbekannten.
    In einigen dieser langen Nächte wurden meine Grübeleien durch das Auftauchen von Bastet unterbrochen. Sie sprang aufs Bett, rieb ihren Kopf an meiner Schulter und kuschelte sich dann in meiner Armbeuge zusammen. Ihr schlanker Körper bildete dabei noch eine zusätzliche Wärmequelle; ich unterließ es aber, sie von mir zu weisen. Ihre Nähe und ihr sanftes Schnurren beruhigten mich. Mit einer neu erwachten Zuneigung drückte ich sie sogar fest an meine nackte Haut und streichelte ausgiebig ihr seidiges Fell.
    Von meinen Sorgen erzählte ich ihr nichts; ich war mir aber sicher, dass sie meine Angespanntheit spürte.
     
    Meine Lehrzeit währte noch vier weitere Tage, dann war sie mit einem Mal vorüber. Als ich an diesem Morgen erwachte,

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