SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
zunichtemachen konnten. Falls sich meine neue Geliebte unter ihnen befand, sollte sie Yucca Springs nicht mehr verlassen.
»Gehen Sie anschließend doch ein wenig bummeln und schauen sich die Sehenswürdigkeiten an«, riet ich Ty. »Wir sind hier zwar nicht in L.A., aber Yucca ist weltbekannt für seine Murals; außerdem hat die Stadt einen großen Zoo, zwei imposante Kirchen im spanischen Kolonialstil und jede Menge vorzüglicher Restaurants. Verwöhnen Sie ihren Gaumen; ich komme für die Spesen auf.« Mit dieser kleinen Offerte versuchte ich auch die Unentschlossenen zu ködern; für gewöhnlich erhielten die Mädchen für ein Casting nicht einen Cent für eventuelle Auslagen. Berufsrisiko.
»Ach übrigens, ich hoffe, Sie haben nichts gegen Katzen«, fragte ich abschließend.
»Katzen?«, verwunderte sich Ty. »Heißt das, ich soll mit Tieren zusammen vor der Kamera stehen?« Sie betonte es beinahe so, als habe ich ihr soeben einen unsittlichen Antrag gemacht.
»Nein, nein, das nicht«, zerstreute ich ihre Bedenken. »Mein Studio und die gesamte Wohnung ist sozusagen das Reich meines Haustigers. Sie ist ein recht stolzes und eigensinniges Tier, müssen sie wissen. Nicht ich gebe ihr Unterkunft und Nahrung, sondern ›ihre Majestät‹ geruht, mich an ihrem Hofe zu dulden, verstehen Sie, was ich meine? Es kommt gelegentlich vor, dass ich eine Fotoserie unterbrechen muss, weil Shana ganz fasziniert von einem bestimmten Dekorstoff ist.«
»Klingt so, als hätten Sie sie mächtig verzogen«, bemerkte Ty.
»Tja«, seufzte ich, »das sagen mir alle meine Freunde. Aber nun werde ich wohl damit leben müssen.« Für Außenstehende klang die Sache sicher recht amüsant – ein schrulliger Fotograf, der sich von seiner Katze tyrannisieren ließ. Auf den Gedanken, dass meine Darstellung keineswegs maßlos übertrieben war, kam natürlich niemand.
Bastet, die während des Gesprächs dicht neben mir saß, blickte mich nachdenklich an. Sie schien sich nicht darüber klar zu werden, ob ich mich über sie lustig machte oder nicht. Die Tatsache, dass ich ihr einen neuen Namen gegeben hatte, verwirrte sie wohl zusätzlich. Wenn ich es recht bedenke, so begann für mich ihre ›Wandlung‹ bereits schon in diesem Moment. Der neue Name war ein erster Schritt. ›Bastet‹ erschien mir in Gegenwart Fremder ungeeignet, da er zu ungewöhnlich und daher erklärungsbedürftig war. Und Tascha? Von ihr hatte ich mich schon vor Tagen endgültig verabschiedet: Von ihrer Erscheinung und ihrem Namen.
Ty bestätigte mir schließlich, dass sie Katzen sogar ganz gern mochte und zum verabredeten Zeitpunkt erscheinen würde.
Nach diesem Muster verliefen fast alle Telefonate. Wie sich herausstellte, musste ich nur bei zweien ein wenig Druck wegen des Termins machen, ansonsten zeigten sich alle mit den von mir genannten Bedingungen einverstanden. Mehr oder weniger waren alle Mädchen noch Amateure, die sich bislang durch kleinere Auftritte bei regionalen Mode-Schauen ein Zubrot verdient hatten.
Von 9 Uhr an legte ich die Casting-Termine jeweils im Stundentakt. Da ich ohnehin keine richtigen Probefotos schießen wollte, rechnete ich mit 30 bis 45 Minuten pro Model. Eine zugegeben recht kurze Zeitspanne, doch es ging hierbei schließlich nicht darum, den wahren Charakter eines Menschen auszuloten. Ausschlaggebend für die Wahl war ganz allein das äußere Erscheinungsbild.
Schon nach einer kurzen Weile konnte ich zufrieden meinen vollen Terminplan für Montag betrachten. Wenn ich ohne große Pause durcharbeiten würde, konnte ich alle Mädchen bis etwa gegen 5 Uhr nachmittags gesichtet haben. Für die letztendliche Entscheidung gab ich Bastet und mir eine weitere Stunde. Ich überschlug den Plan nochmals im Kopf. Wenn alles glatt lief, würde ich in weniger als 80 Stunden das neue Gesicht meiner Geliebten kennen – oder aber die Suche ging von vorne los.
Ich stöhnte; es wollte mir wohl nie gelingen, nur die positiven Seiten einer Sache zu sehen. Um mich von weiteren pessimistischen Gedanken abzulenken, ging ich augenblicklich daran, weitere Vorbereitungen zu treffen. Es galt nun vor allem, das Studio wieder herzurichten. Seit meinen ›Black Cat‹-Bildern hatte ich es nicht mehr benutzt. Ich saugte Staub, rollte Hintergrundwände auf, entfernte ungeeignete Requisiten und justierte das Licht neu.
Die Arbeit bekam mir richtig gut; endlich wieder tat ich etwas, von dem ich wirklich etwas verstand.
Als der Raum langsam wieder einen
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