SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
dezent professionellen Anstrich bekam, überlegte ich mir, auf welche Weise ich die Mädchen ablichten wollte. Angesichts meiner wahren Motive und der Kürze der Zeit benötigte ich nur eine recht unkomplizierte Kulisse. Eigentlich hätte ein weißer oder pastellfarbener Hintergrund ausgereicht; damit die Models allerdings nicht von einem minimalistischen Ambiente abgeschreckt wurden, entschied ich mich dafür, die Szene durch ein Möbelstück aufzulockern. Nach einigem Suchen wählte ich eine dreisitzige, verchromte Ledercouch aus, die ich unter nicht unbeträchtlichen Mühen an ihren Zielort bugsierte.
Bastet sprang mir während der Umräumarbeiten ständig neugierig zwischen den Füßen herum. Sie schnupperte an Stromkabeln, benutzte ein Stativ als Kratzbaum und nahm recht unverfroren auf der Couch Platz. Während ich stöhnend abwechselnd an dem Gestell zog oder schob, lag sie ausgestreckt auf dem weichen Polster und schaute mich mit großen Augen an.
»Oh, sagen Sie nur, wenn es Madame zu sehr schaukelt«, konnte ich mir nicht verkneifen zu bemerken, »ich werde mich bemühen, Sie so angenehm wie möglich zu befördern.«
Das war wieder einmal typisch; gerade dann, wenn ich einmal ein Paar kräftiger Arme brauchte, ließ sich ihre unheimliche Botin nicht blicken. Ach war sich offenbar für solch profane Dinge wie Möbeltransporte zu fein.
Als das sperrige Teil schließlich auf der kleinen Bühne stand, sah es im Licht der Scheinwerfer so aus, als würden jeden Augenblick die Teilnehmer einer Talk-Runde darauf Platz nehmen. Erneut fügte sich ein kleines Mosaiksteinchen in das große Bild von Bastets Rückkehr.
In dieser Nacht hatte ich einen seltsamen Traum; ich träumte nicht etwa wieder von magischen Zeremonien, von Horus-Augen oder göttlichen Mistkäfern, sondern von einem Löwen. Vielmehr einer Löwin.
Zuerst meinte ich Taschas Liger vor mir zu sehen, doch dann erkannte ich die geringere Größe und eine andere Art der Bewegung. Das Tier federte seine Schritte nicht nur ab, es tänzelte beinahe. Ich war – wie so oft – nur ein außenstehender Beobachter, der sah, wie die anmutige Katze eine öde Savanne durchstreifte. Doch dann änderte sich die Umgebung. Vereinzelte menschliche Behausungen tauchten auf, die Landschaft wurde hügeliger und schließlich sah man erste Menschen, an denen die Löwin allerdings achtlos vorbeilief.
Immer mehr Menschen säumten ihren Weg, Männer mit kurzen Lendenschurzen, die glänzende Schilde und Speere trugen. Andere waren mit Langbögen und Schwertern bewaffnet. Ich erkannte ein imposantes Heerlager, das sich bis zum Horizont erstreckte. Die Krieger reagierten aber sehr ungewöhnlich auf das Erscheinen der gefährlichen Raubkatze; niemand stieß eine Warnung aus oder versuchte, den Eindringling mit Waffengewalt zu vertreiben. Stattdessen liefen sie zusammen und bildeten eine enge Gasse. Viele von ihnen fielen sogar auf die Knie und drückten ihre Stirn in den Sand.
Die Löwin schien diese Gesten nicht zu sehen, jedenfalls reagierte sie nicht darauf. Unaufhaltsam strebte sie dem Kamm eines entfernten Hügels zu. Die ganze Flanke der sandigen Erhebung wimmelte nur so von bewaffneten Soldaten. An der Spitze der Truppe traf die Katze auf einen groß gewachsenen Mann, der sich auch durch seine Kleidung deutlich von den anderen Kriegern abhob. Neben breiten goldenen Armreifen schützte ihn ein prächtiger mit Gold und Halbedelsteinen verzierter Brustpanzer. Darunter trug er ein eng anliegendes, knielanges Gewand aus feinem, golddurchwirktem Stoff. In der rechten Hand hielt er eine Art Zepter; es war ein schwarz-grün gestreifter Stab, der an seiner Spitze rundlich gekrümmt war. Die Größe des Mannes wurde noch zusätzlich durch seine Kopfbedeckung – eine hohe, weiße Kappe, die in einer Tropfenform auslief – betont.
Als der offensichtliche Heerführer die Löwin erblickte, senkte er stumm sein Haupt und wies zum Gipfel des Hügels. Bedächtig erklomm die Katze die letzten Meter und spähte dann auf die angrenzende Ebene hinab. Erstmals gab sie ein deutliches Schnauben von sich. Direkt unter ihr hatten sich die Krieger eines zweiten Heeres formiert. In dicht gestaffelten, langen Linien marschierten sie auf den Hügel zu. Die Löwin legte den Kopf in den Nacken, stieß ein zorniges Brüllen aus und jagte dann ohne zu zögern auf die Reihen der Angreifer zu. In ihrem Rücken erscholl aus tausenden von Kehlen das Echo ihres Schlachtrufes.
Obwohl sich der Feind
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