SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
ausgiebigen Dusche flohen auch die letzten Schemen der Nacht aus meinen Gedanken. Ich schrieb meinen unruhigen Schlaf und die seltsamen Träume einer wachsenden Anspannung zu, die sich mit dem kommenden Tag verband. Meine Unsicherheit und Nervosität (vielleicht auch meine unterdrückten Skrupel) suchten sich auf diese Weise ein Ventil. Zum Teil lag ich damit sicher richtig; allerdings nur zum Teil.
Was die Temperaturen betraf, so brachte der Sonntag immerhin eine spürbare Erleichterung. In den frühen Morgenstunden hatte ein heftiges, aber regenloses Gewitter das Thermometer auf beinahe 20º C fallen lassen. Die Abkühlung währte aber nicht lange; schon nach kurzer Zeit rissen die Sonnenstrahlen große Löcher in die geschlossene Wolkendecke. Gegen Mittag erstrahlte über der Stadt bereits wieder der gewohnt weißlich-blaue Wüstenhimmel.
Ich hockte in meinem Büro, fand aber keine richtige Beschäftigung. Die Wohnung befand sich wieder in einem akzeptablen Zustand, die Kameras lagen bereit, neue Filme waren eingelegt. Das Studio erwartete seinen ersten Gast.
Noch 22 Stunden.
Ich blätterte durch meine Notizen und zog wahllos ein Blatt heraus. Darauf fand ich eine rätselhafte, unmathematische Gleichung: ›T.I. = B. S. A.‹. Unter der ›Formel‹ hatte ich ›Nilpferd?‹, ›Schildkröte?‹ und ›Adler?‹ gekritzelt. Was hatte es mit den verschiedenen Tieren auf sich? Doch dann klingelte es irgendwo bei mir. Ich blickte auf das Gedankenprotokoll meines Telefonats mit Donelly. B.S.A. Eine kleine Fluggesellschaft, die mit einem reisenden Zoo Reklame machen wollte, irgendetwas in der Art. Etwa eine halbe Stunde lang versuchte ich vergeblich, an meinem Konzept weiterzuarbeiten. Immer wieder drifteten meine Gedanken in andere Sphären ab, in Bereiche, die ausschließlich von einem Wesen beherrscht wurden: Bastet. Allerdings verlor ihre Katzengestalt an Klarheit; mehr und mehr tauchte vor meinem geistigen Auge der undeutliche Schemen einer Frau auf. Schlank, wohlgeformt aber gesichtslos.
Entnervt legte ich das Blatt zurück in die Ablage; bis Bastet nicht ihre Wandlung vollzogen hatte, würde es mir unmöglich sein, mich meiner Arbeit zu widmen. Ich wollte schon das Büro verlassen, als mir der kleine, selbstklebende Zettel an der Tischlampe auffiel. Ich zog ihn ab und las:
McMillian
- Daguerre Books -
- Bespr. Wg. 'Black Cat' Band -
- Zoo - 11 Uhr - Mittw. - 16. Spt. !!!?
Selbst diesen wichtigen Termin hatte ich völlig vergessen. 16. September? Das war bereits in drei Tagen. Ich überlegte, ob ich das Treffen besser verschieben sollte. Wer konnte schon sagen, ob sich in meinem wirren Leben bis dahin alles so eingerenkt hatte, dass ich die nötige Ruhe für Vertragsverhandlungen fand. Ich hatte bereits die ersten Ziffern von Donellys Nummer gewählt, als ich den Hörer wieder auflegte.
Angenommen, die Sache am morgigen Tag schlug fehl, so wäre ich mit der erneuten Suche sicherlich auf unabsehbare Zeit beschäftigt. Welches Datum sollte ich der Dame vom Verlag da nennen? Etwa ›irgendwann gegen Ende des Jahres, gleiche Zeit, gleicher Ort‹? Der Fotoband war eine fabelhafte Chance; wenn ich sie derart arrogant ausschlug, konnte ich auch gleich meine Kameras zur Pfandleihe bringen.
Schon immer war es mein Traum gewesen, von künstlerischen Fotos leben zu können. Von Bildern, die ohne jede Beeinflussung von Kommerz und Mode entstanden, nur meinem ureigensten Konzept unterworfen. Sollte dies jemals möglich werden, so musste ich den Termin unbedingt einhalten.
Ich klebte den rosa Zettel wieder an die Lampe und seufzte. Was aber war, wenn man zwei Träume hatte? Würde es mir das Schicksal erlauben, beide zu verwirklichen?
Nachdenklich ging ich zum Buchregal und zog einen schmalen, in dicker schwarzer Pappe gebundenen Band heraus. ›Black Cat – von Thomas W. Trait‹ verkündeten verschlungene, weiße Buchstaben. ›Ausstellungskatalog – 14. - 23. Juli – Amundsen Galerie-Seattle‹. 62 meiner über tausend Bilder hatte ich ausgewählt. Meist DIN A4 oder DIN A3 große Schwarz-Weiß-Abzüge. Farbe hatte zu Tascha/Bastet einfach nicht gepasst. Sie war ein Wesen zwischen Tag und Nacht, Licht und Schatten, Weiß und Schwarz.
Beim Durchblättern stellte ich zum wiederholten Male fest, dass die Wirkung der Bilder trotz der verkleinerten Reproduktionen kaum beeinträchtigt wurde. Auf jeder Aufnahme zeigte sich die überdeutliche beinahe schon unheimliche Präsenz der Katze. Selbst wenn
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