SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
Überraschung habe ich noch vorbereitet.«
»Ni…nicht so schnell«, protestierte sie. »Mein Rock ist so eng, dass ich nur Mäuseschrittchen machen kann.« Sie fand den Umstand aber gleichzeitig auch wieder so amüsant, dass sie in ein prustendes Lachen ausbrach. Ich musste sie schon bewundern. Für einen letzten Opfergang zeigte sie wirklich eine erstaunliche Lässigkeit.
Unweit des Eingangs standen zwei flache Schalen am Boden. Eine durchsichtige Flüssigkeit – vermutlich Wasser – schimmerte darin. Weiter hinten verbreitete in Kupferbecken schwelender Weihrauch einen schweren, süßlichen Duft. Ach hatte es ›Kyphi‹ genannt, eine wundersame Mischung aus Honig, Wein, Rosinen, Wacholder, Myrrhe, Ampfer und noch vielen anderen Ingredienzien. Überall erstrahlten kleinere und größere Kerzen. Vorsichtig ließ ich meinen Blick schweifen. Der Raum hatte sich völlig verändert. Die Schreibtische waren ganz an die Wand gerückt worden, um einem einzelnen, hochlehnigen Holzstuhl Platz zu machen. Goldene Schnitzereien mit komplizierten Mustern verzierten Beine, Arm- und Rückenlehnen. In einigen Lichtflecken erkannte ich Falken- und Löwenköpfe. Zielstrebig ging ich mit meiner immer noch fröhlich kichernden Erwählten darauf zu.
»Hier riecht’s aber ein bisschen streng«, bemerkte sie. »Kann nicht jemand mal ein Fenster öffnen?«
»Gleich«, erwiderte ich höflich, »doch zuerst sollte die Königin auf ihrem Thron Platz nehmen.«
»Im Ernst?«, lächelte sie. »Ist das hier so eine Art Schauspiel … wie ›Cleopatra‹? Liz Taylor hatte aber wenigstens schwarze Haare …«
»Nein, nein, kein Schauspiel und auch kein Film. Ein echter Thron für eine echte Königin.«
Mit einem schweren Plumps ließ sie sich schließlich auf den Sitz fallen. »Mann, Sie sind mir ja vielleicht ein Schmeichler.« Neugierig schaute sie sich nach allen Seiten um. »Und nun? Wollen sie mich etwa bei diesem Licht fotografieren?«
»Nicht unbedingt«, sagte ich. Weitere Ausführungen konnte ich mir ersparen, da in diesem Augenblick ein schmaler Schatten hinter dem Thron aufgetaucht war: Ach. Grüne Bänder schimmerten in ihren Spinnenhänden. Während ich ehrfürchtig ein paar Schritte zurückwich, wirbelte die Botin plötzlich ins Licht und ließ ihr Band in irrsinnigen Spiralen kreisen. Es wirkte wie eine zu schnell ablaufende Gymnastikkür. Als ich wieder genau hinsah, waren die Arme meiner Auserwählten an die Lehne ihres Throns gefesselt.
»Heeeh, was … was soll das?«, rief sie erschrocken. »Wer sind Sie? Heeeh!!«
»Oh, nur keine Angst«, beruhigte ich sie. »Ich habe meine Assistentin völlig vergessen. In besonderen Fällen wie diesem arbeite ich halt doch nicht allein. Ich hoffe nur, Ach war nicht gar zu stürmisch. Manchmal geht der Arbeitseifer nämlich mit ihr durch, müssen Sie wissen.« Mit einem sardonischen Grinsen trat ich vor ihren Stuhl. Ach hielt sich bereits wieder in einer dunklen Nische verborgen. »Nun, meine Teuerste, sitzen Sie auch bequem?«
»Wie … was? Ich verstehe nicht …«
Ganz allmählich wurde ihre Ausgelassenheit von einem anderen Gefühl überlagert. In ihren schönen weit aufgerissenen Augen las ich erste Ansätze von Angst und Panik.
»Hö … hören Sie, Ihre … diese Frau … Sie hat mich an diesen verdammten Stuhl gefesselt. Hier, sehen Sie«, nickte sie mit dem Kopf. Die goldene Kobra tanzte dabei angriffslüstern auf ihrer Stirn. »Ich kann mich kaum bewegen!«
Ich betrachtete mir nun Achs Arbeit aus nächster Nähe. Von den Handgelenken bis zu den Ellenbögen waren die Arme fest verschnürt.
»Ja, schön«, sagte ich, »doch wo liegt das Problem?«
Sie gab ein kurzes, humorloses Lachen von sich. »Hey, das ist gut. Das ist wirklich gut. Ich weiß nicht, was Sie hier für ein Spiel mit mir spielen, aber ich möchte jetzt gehen. Verstehen Sie, ich will raus hier!« Die letzten Worte spuckte sie mir förmlich ins Gesicht.
Ich schüttelte bedauernd den Kopf. »Aber das geht doch nicht. Sie sind doch die Hauptperson. Die Königin. Ich habe diese kleine Feier doch nur allein wegen Ihnen arrangiert. Da wäre es doch unhöflich, schon vor dem Hauptakt zu gehen, nicht wahr?« Meine ruhige, freundliche Art ließ ihre Panik noch weiter ansteigen.
»Sie sind ja verrückt«, schrie sie. »Vollkommen wahnsinnig. Wenn Sie glauben, Sie könnten mich in ihrem Museum hier gefangen halten, dann haben Sie sich aber getäuscht. Eine … eine Freundin weiß genau, wo ich bin. Wenn
Weitere Kostenlose Bücher