SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
Tri…Tresor?«
»Nein, nein«, widersprach ich lachend, »sie liegen nur ein paar Zimmer weiter ausgebreitet auf einem Tisch. Sie warten nur darauf, am Körper einer schönen Frau ihren wahren Glanz entfalten zu können.«
»Das klingt … klingt wirklich gut«, meinte sie. »Von wem stammt das? Vivienne Westwood?«
Fröhlich plaudernd schlenderten wir zum hell erleuchteten Ankleideraum. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Sie würde das Zeremonienkleid wirklich aus freien Stücken heraus anziehen, nur so zum Spaß. Es war verrückt; selbst auf die in Aussicht gestellte Bezahlung hatte sie verzichtet. Im Stillen dankte ich allen Schutzgeistern und der Firma Heidsieck für ihre Unterstützung. Angesichts der schimmernden Pracht wäre sie beinahe wieder nüchtern geworden. Ihre Augen weiteten sich zu zwei riesigen strahlendblauen Ovalen.
»Das ist ja … phönoma … toll!«, rief sie aus. »Toll, einfach … ja, toll!« Ihre schwere Zunge erlaubte keine komplizierteren Worte mehr. Auf eine ruhige, aber sehr präzise Weise erklärte ich ihr, wie sie die einzelnen Schmuckstücke anlegen sollte. Meine Geliebte in spe war reichlich verwirrt und nur noch begrenzt aufnahmefähig, und so wiederholte ich die genaue Kleiderordnung immer und immer wieder. Eine kleine Hürde galt es für mich noch zu überwinden, als sie feststellte, dass das weiße Plissee-Kleid die Brüste unbedeckt ließ.
»Ahh, jetzt komme ich endlich dahinter«, kicherte sie. »Von wegen Schmuckfotos und so. Du … du willst nur meine Titten sehen, habe ich Recht?«
Es dauerte eine Weile, bis ich ihr verständlich gemacht hatte, dass die klassischen Gewänder der Ägypterinnen tatsächlich in dieser Art geschnitten waren. Außerdem würde das breite Skarabäus-Symbol einen großen Teil ihres Busens bedecken. Um mich aber vom Verdacht des Voyeurismus gänzlich zu befreien, vergewisserte ich mich ein letztes Mal, ob sie alles verstanden hatte und verließ dann den Raum.
»Nehmen Sie sich ruhig Zeit, bis jedes Teil an seinem Platz ist«, riet ich ihr beim Hinausgehen. »Ich werde draußen in kaum zu ertragender Neugier auf Sie warten.«
Die Hitze schien sich auf dem Gang zu stauen. Ich hatte den Eindruck, als würde jede einzelne Kerze die Temperatur um ein weiteres Grad nach oben schrauben. Prüfend befühlte ich meinen Rücken. Na prima, dachte ich. Das neue Hemd war bereits schon wieder durchgeschwitzt. Um mir zumindest etwas Luft zu verschaffen, durcheilte ich den langen Korridor mehrmals von einem Ende zum anderen. Auf diese Weise hatte ich wenigstens die Illusion, nicht untätig zu sein. Immer wieder ging ich dabei in Gedanken den Ablauf des Sarx-Werdens durch. Jetzt verliere am Ende nur nicht die Nerven , sagte ich mir. Du wirst es schaffen. Du musst!
»Ta-daahh!!«, rief plötzlich jemand in meinem Rücken. Ich drehte mich um und spürte, wie mir trotz der Wärme ein kühles Kribbeln über den Körper lief. Vor mir stand ein unwirkliches Wesen, das nur aus Gold und Edelsteinen zu bestehen schien. Das Glitzern und Schimmern des Schmucks schuf eine Aura um sie, die trotz des Halbdunkels jede Einzelheit enthüllte. Unter dem dünnen Stoff des Kleides zeichnete sich deutlich ihr nackter Körper ab. Auch daran hatte sie gedacht. Mit wachsender Begeisterung verschlang ich ihren Anblick. Sie war perfekt. Wunderschön. Eine blonde, ägyptische Göttin. Das grüngoldene Uräus-Diadem, das eine aufgerichtete Kobra darstellte, verlieh ihrer Gestalt zudem eine königliche Würde. Sie war Göttin und Pharaonin zugleich.
Gekonnt vollführte sie eine kokette Drehung. »Na, wie sehe ich aus?«
»Wie von einem anderen Stern«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Unbeschreiblich schön.«
Ihr Kichern klang eine Spur zu grell. »Das will ich aber auch hoffen«, meinte sie. »Das ganze Zeug hier wiegt mindestens eine halbe Tonne.«
Ich trat näher heran und nahm ihre Hand. »Aber hat diese Schwere nicht auch etwas Bedeutsames, Erregendes? Spüren sie nicht den Zauber, der in diesen Dingen steckt?«
Ihre großen blauen Augen starrten mich verwirrt an. »Zauber? Das einzige, was ich fühle, ist ein … ein klitzekleiner Schwindel.«
In diesem Moment sah ich, wie Bastet langsam aus ihrem Zimmer tapste. Die Tür hinter ihr stand weit geöffnet. Eine dichte Woge von Weihrauch folgte der Katze. Es war soweit; der letzte Akt konnte beginnen.
Ich hakte meine schöne Königin unter und führte sie in Bastets Tempel. »Kommen Sie«, ermunterte ich sie, »eine kleine
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