Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
Vom Netzwerk:
hielt ihre Marke mit der 26 in die Höhe, »… dann tauschen wir.«
    Gabriel erklärte die Regeln. Der Mann war noch immer nicht überzeugt, doch Liv ließ sich davon nicht abschrecken. »Okay, du hast einen Versuch frei. Keine Wette.« Sie mischte die Karten noch ein wenig. »Finde die Dame.« Der Mann zögerte und deutete dann auf die mittlere Karte. Liv drehte sie um, und die Dame kam zum Vorschein. »Hey, wir haben einen Gewinner!« Sie gab ihm das Geld.
    »Ich dachte, das sollte keine Wette sein«, flüsterte Gabriel.
    »Also, ich sehe nicht, dass er sich beschwert«, murmelte Liv zurück. »Leg wieder etwas Geld auf den Tisch, solange ich ihn am Haken habe.«
    Gabriel tat, wie ihm geheißen, während Liv die Karten mischte. Erneut machte sie das so langsam, dass man der Dame mit Leichtigkeit folgen konnte. »Okay«, sagte sie. »Deine Nummer gegen mein Geld. Einverstanden?«
    Der Mann starrte auf die linke Karte und drückte sich das Geld an die Brust, das er gerade gewonnen hatte. Er nickte und legte seine Marke neben Livs Einsatz.
    »Also schön. Finde die Dame.«
    Der Mann deutete auf die Karte, auf die er die ganze Zeit geschaut hatte. Liv drehte sie um. Es war die Herz Drei. Sie nahm sich das Geld und die Marke und zuckte mit den Schultern. »Man kann nicht immer gewinnen«, sagte sie. »Aber bei diesem Spiel bekommt jeder etwas.« Sie gab dem Mann die Marke mit der 26 drauf und ging rasch wieder zum Wagen zurück.
    Zehn Minuten später fuhren sie über die Brücke und damit in den Irak.
    Gabriel schüttelte den Kopf und lächelte. »Wo zum Teufel hast du das denn gelernt?«
    »Auf Coney Island. Ich habe mal eine Artikelserie über klassische Jahrmarktsgaunereien geschrieben, und ein alter Taschenspieler hat es mir beigebracht. Wenn das alles vorbei ist, werde ich dir zeigen, wie es funktioniert.«
    Gabriels Lächeln wurde breiter. »Abgemacht.«
    Sie fuhren unter dem Schild hindurch, das sie im Irak willkommen hieß, und Gabriel parkte im Schatten des Bogens, um die gleiche Prozedur noch einmal mit den irakischen Beamten zu durchlaufen. Das Büro auf der irakischen Seite sah fast genauso aus wie das in der Türkei, der einzige Unterschied waren die Uniformen. Die Grenzpolizisten trugen khakifarbene Uniformen, und auf ihren Abzeichen war ein Krummsäbel und eine AK-47 zu sehen, die von zwei Palmenzweigen eingerahmt wurden. Und es wimmelte hier auch nur so von US-Militär. Gabriel hatte ein kleines Zeltlager hinter den Hauptgebäuden entdeckt. Der Humvee, den sie vorhin gesehen hatten, parkte vor einem davon, und weitere Fahrzeuge ließen darauf schließen, dass hier ein ganzer Zug stationiert war, mindestens dreißig Mann.
    Der Grenzpolizist schaute sich ihre Passfotos an, verglich sie mit ihren Gesichtern und gab sie ihnen dann wieder zurück. Schließlich stempelte er noch die Fahrzeugpapiere ab, und das war’s.
    »Willkommen im Irak«, sagte er.
    Das war leichter gewesen, als Liv gedacht hatte. Jetzt mussten sie nur noch mehrere hundert Meilen über eine der gefährlichsten Straßen der Welt fahren und das ohne Eskorte und ohne eigentlich zu wissen, wohin genau sie überhaupt wollten. Das klang zwar nicht sonderlich vielversprechend, trotzdem fühlte es sich für Liv wie ein kleiner Sieg an, als sie das Gebäude wieder verließen und in die gleißende Sonne hinaustraten. Dann sah sie das Empfangskomitee.
    Es waren drei, und sie trugen die typischen Tarnuniformen der US Army. Zwei untersuchten ihr Fahrzeug, und der dritte musterte sie, die Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen. »Dürfte ich bitte Ihre Pässe sehen?«, sagte der Soldat. Seine Hand lag auf der Waffe an seiner Hüfte.
    »Gibt es ein Problem?« Gabriel trat vor Liv, als könne er sie so beschützen. Der Soldat schwieg und streckte einfach weiter die Hand nach den Pässen aus. Gabriel gab sie ihm. Der Soldat schaute sie sich noch nicht einmal an.
    »Bitte, folgen Sie mir«, sagte er. »Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.«

92
    Bruder Axel wurde am Bett fixiert. Mit den Fingernägeln kratzte er sich die Handflächen auf, das einzige Stück Haut, das er noch erreichen konnte.
    Athanasius, Thomas und Malachi waren im Waschraum und schrubbten sich in den Steinwaschbecken stumm Hände und Gesicht mit antiseptischer Seife und fragten sich, ob das Gift auch schon durch ihre Körper wanderte. Nur zu dritt war es ihnen gelungen, Axel festzuhalten, bis ein Apothecarius ihn mit einer gut gezielten Spritze endlich hatte ruhigstellen

Weitere Kostenlose Bücher