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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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können.
    Als sie den Waschraum verließen, erwartete sie Bruder Simenon, der sofort gekommen war, als ihn die Nachricht erreicht hatte, dass die Seuche ein neues Opfer gefordert hatte. Simenon hockte über der mit Beulen übersäten Brust von Bruder Axel und nahm eine Flüssigkeitsprobe aus einer der größeren Beulen. Als er damit fertig war, gab er sie einem Assistenten, drehte sich dann zu den drei anderen um, zog die Handschuhe aus und nahm die Maske ab. Das Gesicht unter der Maske war völlig ausgemergelt. Simenon sah aus, als hätte er seit einem Monat nicht mehr geschlafen, obwohl es in Wahrheit erst ein paar Tage waren.
    »Nun, wenigstens ist jetzt ein Problem gelöst«, bemerkte er und trat vom Bett weg und auf die andere Seite des Raums, wo er sich auf eine Schreibtischkante setzte. »Bruder Axel ist nicht allein. In den letzten Stunden hat es noch drei weitere Fälle des Wehklagens gegeben, und alle haben sie scheinbar nichts mit dem ursprünglichen Ausbruch zu tun. Das verändert die Spielregeln ein wenig. Ich habe mir überlegt, wo ich diese neuen Patienten unterbringen kann, um sie zu isolieren, und bin zu dem Schluss gekommen, dass es hier gar nicht mal so schlecht ist. Wir können hier noch jede Menge unterbringen, wenn wir die restlichen Schreibtische wegräumen und auch den zweiten Lesesaal umbauen. Wie du gesagt hast«, er nickte zu Athanasius, »ist die Bibliothek durch ihre Isolation perfekt als Quarantänestation.«
    »Und was ist mit uns?«, fragte Malachi mit vor Angst weit aufgerissenen Augen. »Sollen wir etwa auch hierbleiben? In einem Raum mit den Kranken?«
    »Ich sehe keinen Grund, warum ich euch hierbehalten sollte. Durch den neuen Ausbruch ist die Quarantäne sowieso sinnlos geworden. Ich habe ein neues, allgemeines Quarantäneregime für den gesamten Berg ausgerufen. Durch unsere Studien konnten wir eine Reihe früher Symptome identifizieren. Wenn jemand die zeigt, dann wird er sofort isoliert. Alle anderen sollten sich auf ihre Arbeitsbereiche konzentrieren. Größere Ausflüge im Berg sind verboten.«
    »Hat Bruder Dragan das sanktioniert?«
    Simenon schüttelte den Kopf. »Bruder Dragan hat sich in der verbotenen Treppe eingeschlossen und sich in die Kapelle des Sakraments zurückgezogen. Er rät jedem, für unsere Erlösung zu beten.«
    »Wer hat dann das Sagen?«
    »Im Augenblick? Niemand.«
    Athanasius’ Gedanken überschlugen sich angesichts dieser neuen Information. Er drehte sich zu Malachi und Thomas um. »Dann schlage ich vor, dass wir einen Notstandsrat bilden, um dabei zu helfen, Bruder Simenons Vorschläge in die Tat umzusetzen. Wir können an unsere Gilden appellieren, standhaft zu bleiben, und alles Notwendige für die allgemeine Quarantäne organisieren. Wir können Essen über die Haupttreppen verteilen lassen, damit niemand mehr in die Refektorien muss, und wir können die Tunnel freihalten für den Fall, dass neu Erkrankte möglichst schnell ins Hospital müssen. Nur wenn wir die Ruhe bewahren, können wir hoffen, das zu überleben.«
    Thomas nickte zustimmend, und Simenon lächelte leicht, als hätte ihm gerade jemand eine riesige Last von den Schultern genommen.
    »Und wo sollen wir uns versammeln?«, fragte Malachi. »Mein Hauptarbeitsbereich ist die Bibliothek hier, und die wird jetzt in eine Quarantänestation verwandelt.«
    Athanasius nickte, als denke er über dieses Problem nach, doch in Wahrheit kannte er die Antwort bereits. »Wir könnten uns in den Gemächern des Abts einrichten«, sagte er. »Einerseits stehen sie leer, und andererseits ist dort genug Platz für uns drei.«
    Was er nicht erwähnte, war, dass die Gemächer des Abts eine der wenigen Räumlichkeiten in der Zitadelle waren, die Glasfenster hatten, aus denen man die moderne Stadt sehen konnte. Nirgends standen die Chancen besser, ein Handysignal zu bekommen.

93
    Das Armeezelt verfügte über eine Klimaanlage; dennoch war es drinnen so heiß, dass Liv sich leicht benommen fühlte. Der Soldat führte sie durch einen kurzen Gang und zu einer Tür, die leicht bebte, als er anklopfte.
    »Ja!« Die Stimme hinter der Tür klang beschäftigt.
    Der Soldat öffnete die Tür und trat beiseite, um Gabriel und Liv vorbeizulassen.
    Dahinter verbarg sich ein Büro mit einem Schreibtisch, einem Militärlaptop, einem Telefon und Klappstühlen aus Aluminium. Ein schlanker Colonel mit kahlgeschorenem Kopf und ebenholzfarbener Haut war ebenfalls anwesend. Er saß hinter dem Schreibtisch und las ein

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