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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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nicht so überzeugt davon. »Und hattest du damals auch immer die halbe türkische Polizei auf den Fersen?«
    Gabriel lächelte und gab ihr einen Pass. »Die Polizei sucht nicht nach mir. Sie sucht nach jemandem mit Namen Gabriel Mann.«
    Liv öffnete den Pass und sah Gabriels Gesicht, darunter aber den Namen eines anderen.
    »Wer ist David Kinsella?«
    »Ich … wenn ich Kinsella sein muss … Das ist alles Teil meiner faszinierenden Arbeit für eine Hilfsorganisation. Irgendwann war ich es einfach leid, immer aus Ländern geworfen zu werden, nur weil ich versucht habe, Menschen zu helfen, die von der Regierung verfolgt wurden. Unglücklicherweise hat ein Regime, das dich nicht im Land will, alle Vorteile auf seiner Seite. Sie müssen deinen Namen nur auf eine Liste mit unerwünschten Ausländern setzen, und schon kannst du nicht mehr normal arbeiten. Also habe ich ein wenig Kreativität gezeigt und mich nicht länger an die Regeln gehalten. Glaub mir, es wird kein Problem für uns sein, die Türkei zu verlassen. Was im Irak passieren könnte, bereitet mir da schon weitaus mehr Sorgen.«
    Sie fuhren an den Lkws vorbei und parkten neben den Taxis.
    »Hier könnten wir ein wenig aufgehalten werden«, sagte Gabriel und nickte zu den Taxifahrern. »Die machen eine Menge Geld damit, Leute über die Grenze zu bringen, und sie mögen es gar nicht, wenn man nicht auf sie angewiesen ist. Wir könnten sie natürlich fragen, ob sie uns vorlassen, aber ich bezweifle, dass sie das tun werden, und wir wollen ja auch keinen Aufruhr verursachen und unnötig die Aufmerksamkeit auf uns lenken.«
    Liv schaute sich die Taxifahrer und ihre Passagiere an. Es waren insgesamt fünfzehn, und alle sahen aus, als wären sie auf einem Wochenendausflug. Einige Fahrer plauderten mit den Grenzpolizisten, andere aßen, und wieder andere hockten nur am Straßenrand und rauchten. Eine kleine Gruppe spielte sogar Karten, doch keiner von ihnen schien es sonderlich eilig zu haben.
    »Wie können wir feststellen, wie viele Leute genau vor uns sind?«
    Gabriel deutete auf eine Schiefertafel. Dort stand eine 12. »Man holt sich an dem Schreibtisch da eine Marke mit einer Nummer drauf und wartet, bis sie auf die Tafel geschrieben wird.«
    Eine Hitzewelle drang in den Wagen ein, als Gabriel ausstieg und zu einem Uniformierten an dem Schreibtisch ging, um sich eine Nummer zu holen. Liv starrte aus dem Fenster und bewegte die verspannten Beine. Sie konnten es sich nicht leisten, hier in der Schlange zu warten. Ihnen lief die Zeit davon. Sie mussten irgendwie nach vorne, selbst wenn Liv dafür jeden Fahrer küssen musste. Sie musterte die männlichen Schönheiten, die hier zu sehen waren: fleckige Hemden und behaarte Schultern. Vielleicht gab es ja noch eine andere Möglichkeit. Liv öffnete die Tür, trat in die trockene Hitze hinaus und ging zu Gabriel.
    »26«, verkündete er und zeigte ihr die Marke, die man ihm gerade gegeben hatte. »Ich werde mal mit ein paar der Jungs hier reden. Vielleicht kommen wir ja doch noch weiter nach vorne.«
    »Lass mich mal«, sagte Liv, nahm die Marke und ging zu den vier Kartenspielern. Gabriel folgte ihr. »Hast du Geld?«, fragte sie ihn.
    »Ein wenig.«
    »Gib mir genug, um die Aufmerksamkeit der Typen zu erregen. Dann musst du für mich dolmetschen, okay?«
    Liv trat an das umgedrehte Ölfass, das den vieren als Spieltisch diente, und grinste breit. »Hey, Jungs. Hat einer von euch eine niedrigere Nummer als ich?« Sie hielt die Marke in die Höhe, und Gabriel dolmetschte. Die Männer griffen in ihre Taschen und holten ihre eigenen Marken raus. Und natürlich hatten sie alle niedrigere Nummern als Liv. Liv setzte ihr schönstes Lächeln für den Fahrer mit der Nummer 14 auf, einen untersetzten Mann mit Bart und einer Brille, die in der Sonne dunkel wurde. »Willst du gern etwas Geld gewinnen?«, fragte sie. Der Mann verzog misstrauisch das Gesicht, kaum dass Gabriel übersetzt hatte.
    »Zeig ihm Dinar im Wert von zwanzig Dollar, und frag ihn noch mal«, sagte Liv zu Gabriel und lächelte den Mann dabei weiter an.
    Als plötzlich echtes Geld auf dem Tisch lag, war der Mann sofort interessiert. Liv nahm sich drei Karten vom Stapel und hielt sie in die Höhe: Herz Drei, Kreuz Sieben und Pik Dame. »Du musst nur die Dame finden«, sagte sie, drehte die Karten mit dem Bild nach unten und mischte sie so, dass man der Dame leicht folgen konnte. »Wenn du richtig rätst, dann bekommst du das Geld. Rätst du falsch …«, Liv

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