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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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nichts korrumpiert«, erklärte er. »Der Strich bedeutet, dass es nicht von außerhalb gekommen ist, sondern aus dem Berg selbst. Vermutlich stammt das Artefakt aus einem anderen Teil der Bibliothek. In so einem Fall gibt es in dieser Spalte auch nichts einzutragen.«
    Thomas nickte. »Und der Code hier?«
    »Das heißt, dass es nicht länger hier ist.« Malachi deutete auf die Buchstaben ASV. »Das steht für Archivum Secretum Vaticanum , und das Datum verrät, wann das Relikt dorthin transferiert worden ist.«
    Athanasius war genauso schockiert von dieser Information wie von der nüchternen Art, mit der Malachi ihnen das erklärt hatte. »Ich dachte immer, es würde nie etwas den Berg verlassen.«
    »Das ist zwar selten, aber es kommt vor. Im letzten Jahrhundert war das zum Beispiel viermal der Fall … und alle vier Lieferungen sind an das Geheimarchiv des Vatikans gegangen.«
    »Und die Nummer Zwei hier?«, fragte Athanasius und deutete auf das Einzige, was Malachi noch nicht erklärt hatte. »Wofür steht die?«
    »Die bezeichnet den Rang der Person, die die Überstellung beantragt hat. Nur die höchsten Kirchenvertreter im Vatikan können einen Transfer aus unserer Bibliothek autorisieren, und jeder von ihnen hat eine Nummer. Die Nummer Eins bezieht sich natürlich auf den Papst, und die Nummer Zwei ist der zweite Mann im Staat. Diese Überstellung ist vom Kardinalstaatssekretär angefordert worden, Kardinal Clementi.«

89
    Gabriel war schon oft zur Grenze gefahren, um diverse Hilfsprojekte im Irak mit Nachschub zu versorgen. Er erzählte Liv auf der Fahrt davon – von den Schulen, die sie bauten, und von den Feuchtgebieten im Süden, die sie wieder bewässerten, nachdem Saddam Hussein sie ausgetrocknet hatte, um die Marscharaber von dort zu vertreiben, die dort seit Jahrtausenden gelebt hatten. Gabriel erzählte, und Liv hörte zu und stellte ab und an Fragen, während sie sich an das heiße Fenster lehnte und in das trockene, felsige Land hinausschaute.
    Je weiter sie kamen, desto weniger Grün war zu sehen, und die Wüste übernahm die Herrschaft. Und genauso fühlte sich auch Liv: Es war, als würde ein lebenswichtiger Teil von ihr nach und nach verschwinden, und zurück blieb nur Staub. Zuerst hatte sie versucht, sich einzureden, das seien nur die Nachwirkungen des Beruhigungsmittels, mit dem sie vollgepumpt worden war; doch mit jeder Meile fühlte sie sich leerer. Zwei Tage , hatte Gabriel gesagt, achtundvierzig Stunden … und sie würden mindestens die Hälfte davon im Auto verbringen, ohne auch nur zu wissen, ob sie überhaupt in die richtige Richtung fuhren.

90
    Athanasius stand vom Computer auf, streckte sich und ging in Richtung Waschraum. Nach dem Gespräch mit Malachi hatten er und Thomas die Datenbank nach weiteren Einträgen mit dem Vermerk ASV 2 abgesucht. Dabei hatten sie herausgefunden, dass Kardinal Clementi in den letzten drei Jahren sieben Anträge gestellt hatte – beinahe doppelt so viele wie in dem gesamten Jahrhundert zuvor –, angefangen mit dem ersten Artefakt, von dem Athanasius inzwischen überzeugt war, dass es sich um die Sternenkarte handelte. Es war das einzige Artefakt, das nach wie vor nicht identifiziert werden konnte. Von den anderen sechs waren vier mesopotamische Karten und zwei antike Reiseberichte, in denen die Verfasser behaupteten, den Garten Eden gefunden zu haben.
    Als Gelehrter hatte Athanasius schon oft mit solchen Legenden zu tun gehabt, mit wilden Geschichten über Bäume, die magische Früchte trugen, und unterirdische Grotten voller Schätze. Er hatte das stets als Allegorie oder Fantasiegebilde antiker Geschichtenerzähler abgetan. Aber wie auch immer, es war offensichtlich, dass der Kardinalstaatssekretär in Rom daran glaubte.
    Ein Licht sprang an, als Athanasius den Waschraum betrat. Er ging zur hintersten Kabine und schloss die Tür hinter sich.
    Am Boden der Kabine befand sich ein Loch, das direkt in den Abwasserkanal führte, und daneben stand ein Wassereimer mit einem Holzlöffel darin. Da man die Tür nicht abschließen konnte, lehnte Athanasius sich dagegen und holte das Handy aus der Tasche, das Gabriel ihm gegeben hatte. Kaum berührte er das Display, da sprang es auch schon an. Er starrte es an und versuchte, sich daran zu erinnern, was er über das Verfassen von Textnachrichten gelernt hatte. Schließlich gelang es ihm, eine Test–SMS aufzurufen, die Gabriel ihm geschickt hatte, und er klickte auf ›Antworten‹ und schrieb dann eine

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