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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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hatte recht – das war Draco, der Drache. Offenbar war der Drache überall: in der Prophezeiung, im Bericht des Wahnsinnigen über den Tod seines Vaters … und nun sogar am Himmel.
    »Lass uns zum Jeep zurückgehen«, sagte Gabriel. Allmählich spürte er die Kälte, und Liv begann zu zittern. »Wir können dem Drachen auch im Wagen folgen. Das geht schneller.«
    »Da entlang«, sagte Liv und deutete wieder in den Himmel hinauf.
    »Wo auch immer du hinwillst«, erwiderte Gabriel und führte sie zum Auto zurück. Er drohte sie zu verlieren; das fühlte er. Die Prophezeiung erfüllte sich.
    Als Gabriel Liv in den Wagen half, hörte er ein Geräusch wie das Piepen eines Vogels in der Nacht. Gabriel setzte sich wieder hinters Steuer und warf die Tür zu. Das Geräusch stammte von seinem Handy, und er schaute zuerst nach, wer anrief, bevor er dranging. Es war Arkadian.
    »Ich glaube, ich habe etwas gefunden«, sagte der Inspektor, noch bevor Gabriel Gelegenheit hatte, sich zu melden. Arkadian erklärte ihm, was er über das Unternehmen mit Namen Dragonfields SPA herausgefunden hatte; dann gab er ihm die Koordinaten der Erkundungsbohrung. Gabriel tippte die Daten direkt in sein Navi ein und ließ es die Route berechnen.
    Und noch ein Drache , dachte er. Zufall oder Schicksal?
    Als das Navi mit seinen Berechnungen fertig war, beantwortete es die Frage für ihn. Ein Pfeil auf dem Display zeigte die Richtung an. Das Ziel lag genau in die Richtung, in die Liv gegangen war.
    Die Anlage der Firma lag keine zwanzig Meilen entfernt irgendwo in der Ödnis der Syrischen Wüste, irgendwo unter dem Sternbild des Drachen.

100
    Athanasius hatte die Dunkelheit schon immer gehasst. Als er sein Leben Gott geweiht hatte und zum ersten Mal in die Zitadelle gekommen war, da war ihm noch nicht einmal der Gedanke gekommen, was das außerdem noch bedeutete, nämlich dass er fortan den größten Teil seines Lebens in Finsternis verbringen würde. Allerdings hatten sich die Tunnel während seiner Zeit hier stark verbessert. Inzwischen gab es fast überall elektrisches Licht, doch der verbotene Teil am Gipfel des Berges, durch den er nun stolperte, war seit Jahrhunderten unverändert geblieben. Vor lauter Eile hatte er auch eine Taschenlampe vergessen, und nun war das Handydisplay seine einzige Lichtquelle. Aber irgendwie kam es ihm passend vor, dass das Bild der Spiegelprophezeiung ihm den Weg zu dem einen Mann wies, der alles versuchte, um gegen sie anzugehen.
    Als Athanasius oben ankam, war er vollkommen außer Atem und schweißgebadet. Er drückte sich das Handy an die Brust, um das Licht zu löschen. Einen Augenblick lang war er blind, doch nach und nach erkannte er ein Glühen weiter vorne. Es kam aus einem der kleineren Tunnel zu seiner Linken und nicht aus dem, der zur Kapelle des Sakraments führte, wie er erwartet hatte. Athanasius folgte dem verräterischen Licht und tastete sich an der Wand entlang, bis er einen verlassenen, staubigen Gang voller Trümmerhaufen erreichte. Das Glühen kam aus einer halb geöffneten Tür in der Mitte des Gangs. Und Athanasius spürte auch eine frische Brise, eine willkommene Abwechslung zu der stickigen Luft auf der Treppe. Langsam schlich er zur Tür.
    Das Glühen stammte von einer Fackel, die in eine Nische an der Wand gesteckt worden war. Sie flackerte in der Nachtluft, die durch ein Guckloch in der Außenwand hereinströmte. Athanasius hatte sich immer vorgestellt, im Herzen des Berges zu sein. Ihm war nie der Gedanke gekommen, dass der Berg ja immer schmaler wurde, je höher man kam, und damit waren natürlich auch die Außenwände näher.
    Dragan stand an der Öffnung und mit dem Rücken zur Tür. Zuerst glaubte Athanasius, der Sanctus würde beten, doch dann drehte Dragan sich um, und Athanasius sah das Handy in der schwarzen lederigen Hand.
    »Was machst du da?«, fragte Athanasius; dabei war ihm natürlich vollkommen klar, was es bedeutete, wenn jemand hier im Berg mit dem Handy am Fenster stand.
    Dragan fletschte die Zähne, und seine Hand zuckte zu dem T-förmigen Holzkreuz in seinem Gürtel. Er zog es heraus, und ein Zeremoniendolch kam zum Vorschein, als er sich auf Athanasius stürzte. Athanasius sprang zur Seite, schnappte sich die brennende Fackel an der Wand und hielt sie vor sich, um Dragan fernzuhalten. Dragan trat die Tür zu und sperrte sie so ein. Die beiden Mönche umkreisten einander. Keiner griff an oder zog sich zurück, aber beiden war klar, dass nur einer von ihnen den Raum

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