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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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deshalb haben wir auch so wenige Informationen über ihn. Aber alle erfolgreichen Aufständischen leben draußen in der Wüste. Die meisten Berichte über den Geist kommen aus der Gegend südlich von hier, aus der Provinz Babil.«
    »Aus dem Gebiet um Al-Hillah.«
    »Ja, genau. Das andere, was noch erwähnenswert wäre, ist, dass er mit Altertümern handelt. Er verkauft sie für viel Geld auf dem Schwarzmarkt. Aber er verkauft nur an reiche christliche Organisationen, nur selten an Museen. Einige Leute glauben, das läge daran, weil er selber Christ ist. Sie glauben, seine Wurzeln reichten in biblische Zeiten zurück, als es den Islam noch nicht gab.«
    »Hast du eine Ahnung, wo wir ihn finden können?«
    Washington zuckte mit den Schultern. »Nicht wirklich. Sie nennen ihn nicht umsonst den ›Geist‹. Die Einheimischen betrachten ihn mit einer Mischung aus Angst und Respekt. Viele glauben sogar, dass er tatsächlich ein Geist ist . Angeblich hat er diese große Narbe am Hals und diese komische Art zu reden, als würden Steine aufeinanderreiben. Wenn er derjenige war, der deinen alten Herrn verkauft hat, dann würde ich Vorsicht walten lassen. Er ist ein wirklich harter Kerl mit guten Verbindungen, und ihr seid nur Fremde in einem fremden Land, die nicht den Hauch einer Ahnung haben, wie ihr dorthin kommen sollt, wo ihr hinwollt. Aber zu eurem Glück …«, er fuhr an den Straßenrand und deutete auf einen Jeep im Hof einer heruntergekommenen Werkstatt, »… hat sich herausgestellt, dass auch ihr ein paar einflussreiche Freunde habt. Ich habe ihn über eine unserer Briefkastenfirmen gemietet. So was ist ganz nett, wenn man verdeckt arbeiten muss. Der Mietvertrag läuft auf deinen Namen, oder genauer gesagt: Er läuft auf den Namen in deinem falschen Pass. Betrachte das als verspätetes Abschiedsgeschenk von Onkel Sam als Dank für deine harte Arbeit.«
    Gabriel schaute ihn dankbar an.
    »Komm mir jetzt bloß nicht auf den Gedanken, mir schluchzend um den Hals zu fallen, Mann. Ich weiß ja, dass du schon lange nicht mehr bei der Truppe bist, aber das ist noch lange kein Grund weich zu werden.«
    Liv beugte sich nach vorne und hauchte Washington einen Kuss auf die Wange. »Danke«, sagte sie.
    Washington lächelte. »Bei Ihnen ist das natürlich etwas völlig anderes. Das könnte ich den ganzen Tag ertragen.« Er drehte sich zu Gabriel um, und sein Gesicht war wieder ernst. »Aber du enttäuschst mich, Soldat; das tust du wirklich.«
*
    Weniger als zehn Minuten später fuhren sie nach Süden in Richtung Stadtrand. Sie hatten einen ganzen Stapel von Verzichtserklärungen gegen Bomben und Schäden durch Gewehrfeuer unterschreiben müssen, doch abgesehen davon war es nicht viel anders gewesen, als hätten sie sich in den Staaten ein Auto geliehen. Washington hatte sie wie ein nervöser Vater verabschiedet, ihnen ein Überlebenspaket für die Wüste in Form eines Rucksacks, seine Halbautomatik und ein Ersatzmagazin gegeben und ihnen einen Vortrag darüber gehalten, dass sie frühmorgens nie fahren durften, da dann die Straßen frisch vermint waren.
    Gabriel fuhr durch die Außenbezirke von Bagdad und schaute nervös aus dem Fenster. Am Horizont dämmerte es bereits. Nicht mehr lange, und es würde dunkel werden. Beide schwiegen, denn sie wussten, dass sie in eine feindliche Wüste fuhren, und sie hatten nur eine äußerst vage Idee von dem, was sie suchten. Sie fuhren zu einem Ort, wo es Geister und Drachen gab, und sie wussten beide, dass sie nur noch diese eine Nacht Zeit hatten.
    Wenn die Sonne wieder aufging, war alles vorbei … so oder so.

98
    Arkadian saß in einem stark frequentierten Internetcafé am großen Ost-Boulevard. Nachdem er die E-Mail aus der Zitadelle bekommen hatte, hatte er sich zwei Stunden Netzzeit an einem billigen, anonymen Computer gekauft und sich an die Arbeit gemacht. Rasch wurde klar, dass das Geheimarchiv des Vatikans nicht umsonst geheim genannt wurde. Man konnte nicht einfach eine Webseite aufrufen und durch den Inhalt browsen. Und man konnte nicht einfach so Zugang beantragen, ohne vorher einen langen Genehmigungsprozess zu durchlaufen, bei dem man auch genau angeben musste, welchen Text man sehen wollte. Anschließend wurde der Antrag dann von einem Bischofskomitee geprüft, das einmal im Monat zusammenkam, und dann – vielleicht – durfte man eine Stunde in den Lesesaal, um das Dokument zu studieren, bevor es wieder in den Archiven verschwand. Arkadian hatte sich schon den

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