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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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einschließlich Schmelzöfen.
    Arkadian suchte in den Bilanzen entsprechender Unternehmen nach einem ausreichend hohen Gewinn, der den plötzlichen Reichtum der Kirche erklären konnte. Wieder fand er nichts. Nach über einer Stunde Suchen hatte er nur einen potenziellen Kandidaten für seine Theorie gefunden: ein Unternehmen, das nach Ölvorkommen suchte.
    Auf dem Papier war jedoch so gut wie gar nichts stimmig. Die Firma fuhr gewaltige Verluste ein, und gegenwärtig suchte sie in einem Gebiet, das bereits ohne Erfolg erkundet worden war. Doch von allen Unternehmen, die Arkadian gefunden hatte, war dieses das Einzige, das nahezu überall legitim graben konnte und vor allem: Sie gruben gegenwärtig am richtigen Ort. Außerdem war der Firmensitz der Dragonfields SPA im Vatikan. Des Weiteren besaß die Gesellschaft Büros in Bagdad und eine Bohranlage in der Syrischen Wüste. Und in der dazugehörigen Lizenz waren die exakten Koordinaten der Wildnis vermerkt, die sie nach Lust und Laune plündern durften.
    Arkadian startete Google Earth, gab die Koordinaten ein, und nach nur einer Minute schaute er auf einen leeren braunen Fleck. Er zoomte heran, bis er eine Straße erkennen konnte. Dann scrollte er nach Osten, bis er schließlich eine Siedlung fand. Arkadian stieß triumphierend die Faust in die Luft, als er den Namen der Ortschaft las: Al-Hillah.

99
    Liv und Gabriel fanden den Ort, an dem John Mann gestorben war, kurz nachdem der Mond am Horizont aufgegangen war. Er lag ungefähr zehn Meilen außerhalb von Al-Hillah, jenseits der riesigen Ziegelhaufen, den letzten Überresten des einst so prächtigen Babylon.
    Jetzt gab es hier eine amerikanische Garnison. Zelte standen im Schatten der alten Mauer, und dort, wo Nebukadnezar einst seine Triumphe gefeiert hatte, hatten Bulldozer das Gelände planiert, um Platz für Kampfhubschrauber zu schaffen. Die Bodenmannschaften waren gerade hektisch dabei, die Hubschrauber zu sichern und mit Planen abzudecken, als Liv und Gabriel an dem Camp vorbeifuhren. Gabriel bemerkte es, aber er schwieg. Egal wie das Wetter werden würde, sie hatten keine andere Wahl als weiterzufahren.
    Ein paar Kilometer weiter fanden sie dann einen Ziegenpfad, der in die Wüste führte. Sie folgten ihm, bis ein Piepen des Navis ihnen verriet, dass sie die Koordinaten erreicht hatten, an denen Gabriels Vater gestorben war. Gabriel hatte sie schon vor zwölf Jahren auswendig gelernt. Er hatte immer gewusst, dass er eines Tages hierherkommen würde, und oft hatte er sie in Gedanken heruntergebetet wie ein Mantra, das ihm half, die Erinnerung an seinen Vater lebendig zu halten.
    Gabriel schaltete den Motor ab, stieg aus und ließ seinen Blick über die flache Wüstenlandschaft schweifen. Er wusste nicht so recht, was er erwartet hatte, aber das hier bestimmt nicht. Es gab weder Gräber noch sonst irgendetwas, das darauf hingedeutet hätte, dass hier überhaupt irgendwann etwas gewesen war außer Staub und Felsen.
    Gabriel hatte sich oft gefragt, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er endlich hier war. Er hatte geglaubt, all die Wut und die Verzweiflung über den Verlust, die fast sein gesamtes Erwachsenenleben bestimmt hatten, würden endlich Sinn ergeben; doch tatsächlich verstärkte es noch sein Gefühl der Hilflosigkeit dem Schicksal gegenüber. Sein Vater war hier draußen gestorben, und Gabriel war nicht da gewesen, um ihn zu retten. Und jetzt war er mit einem anderen Menschen hier, der ebenfalls gerettet werden musste, und er hatte keine Ahnung, wie er das bewerkstelligen sollte.
    Als er hinter sich die Tür des Jeeps hörte, wandte Gabriel sich ab, damit Liv nicht die Tränen in seinen Augen sehen konnte. Er wollte ihr Mitleid nicht, denn er hatte es nicht verdient. Er hatte schon einmal versagt, und nun drohte sich das Ganze zu wiederholen.
    Doch anstatt sich zu ihm zu gesellen, ging Liv das kahle Wadi hinauf in Richtung Horizont, und ihr Blick wanderte zu den Sternen.
    »Liv?«, rief Gabriel, doch sie antwortete ihm nicht. »Liv!« Gabriel lief ihr hinterher, baute sich vor ihr auf und packte sie an den Schultern, um sie aus ihrer Trance zu reißen.
    Liv blinzelte und schaute Gabriel an, als hätte er sie gerade geweckt.
    »Wo willst du denn hin?«
    Sie deutete auf eine sich schlängelnde Reihe von Sternen tief über dem Horizont. »Der Drache«, sagte sie. »Ich bin dem Drachen gefolgt.«
    Gabriel folgte ihrem ausgestreckten Arm. Sofort erkannte er die Konstellation, auf die sie deutete. Sie

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