Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne

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die mich von ihr ferngehalten hat. Ich hoffe, du wirst das irgendwann verstehen.«
    Draußen war Gewehrfeuer zu hören.
    »Aber jetzt sollten wir wirklich gehen«, sagte John. »Uns bleiben nur noch ein paar Stunden bis Sonnenaufgang, und es sind mindestens vierzig Minuten bis dorthin.«
    »Bis wohin?«
    »Du hast die Spiegelprophezeiung doch gelesen. Du weißt, was auf dem Spiel steht. Wir müssen deine Freundin an den alten Ort des Garten Edens bringen, bevor die Sonne aufgeht. Und ich glaube, du weißt, wo das ist.«

105
    Beim Klang des automatischen Gewehrfeuers machte Hyde eine Vollbremsung, um das Panzerfahrzeug zum Stehen zu bringen.
    »Bildet einen Abwehrring!«, brüllte er und sprang aus dem Truck.
    Eine weitere Salve hallte durch die Nacht, diesmal aus einer anderen Quelle. Die Seitenwände des Wadis reflektierten den Schall, weshalb man nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, aus welcher Richtung die Schüsse kamen. Hinter ihm sprangen seine Männer vom Truck, verteilten sich um das geparkte Fahrzeug und rückten die Hänge hinauf vor. Sporadisch hallte weiter Feuer durch die Wüste, diesmal aus neuen Quellen. Es war das typische Geräusch einer AK-47, der Lieblingswaffe der Aufständischen. Es kam von überall.
    Hyde schaffte es bis ganz nach oben und ließ seinen Blick über das Visier der M4 hinweg über die Wüste schweifen. Sein Nachtsichtgerät ließ das kahle Land grün schimmern. Gut hundert Meter von seiner Position entfernt machte er Mündungsfeuer aus. Das war einer der Männer des Geistes, der im Kreis ritt und in die Luft feuerte.
    »Das sind die Beduinen«, rief er seinen Männern zu. »Sie wollen uns ablenken. Bleibt in Deckung und erwidert das Feuer.«
    Hyde ließ sich wieder ins Wadi hinuntergleiten, winkte ein paar seiner Männer, ihm zu folgen, und machte sich auf den Weg das ausgetrocknete Flussufer hinunter, als die M4 seiner Leute den AK-47 antworteten. Er folgte den Fußspuren im Sand, bis er das Heck eines weißen Jeeps entdeckte, das aus einem Höhleneingang ragte.
    Geduckt näherte sich Hyde der Höhle, die Waffe im Anschlag. Vorsichtig spähte er mit dem Nachtsichtgerät in die Dunkelheit hinein.
    »Bleibt hier«, flüsterte er seinen Männern zu. »Und sorgt dafür, dass niemand rauskommt.«
    Hyde kroch in die Höhle. Er war lieber allein. In so engen Räumen hatte er nicht gerne Leute bei sich, die er nicht wirklich kannte.
    Hyde fand Dicks Leiche am Boden einer kleinen Kammer. Der Riese hat ein einzelnes Einschussloch in der Schläfe, und seine Augen waren geöffnet und funkelten, als Hyde sie durch das Nachtsichtgerät betrachtete. Vorsichtig suchte er alles ab und fand eine Fußspur im Staub, die tiefer in die Höhle hineinführte. Er folgte ihr, blieb dann jedoch wieder stehen. Die Spur war einfach zu perfekt. Hyde erinnerte sich an die beiden Soldaten, die er am Höhleneingang zurückgelassen hatte, und er erkannte seinen Fehler. Dick und der Geist waren hierhergeritten, doch als er angekommen war, waren keine Pferde mehr da gewesen.

106
    John Mann ritt voraus. Gabriel und Liv teilten sich das größere Pferd. Sie waren dem Verlauf des Wadis ein paar hundert Meter weit gefolgt; dann hatten sie in ein weiteres ausgetrocknetes Flussbett gewechselt, das in eine andere Richtung ging. Hinter ihnen verhallten die Schüsse in der Ferne, und schließlich hörten sie nur noch den Nachtwind und das Donnern der Hufe im Staub.
    Liv klammerte sich an Gabriel, teils, um ihm nahe zu sein, teils, um ihn zu trösten. Die Enthüllung in der Höhle war so unerwartet und schockierend für sie gewesen, dass sie sich noch nicht einmal vorstellen konnte, wie das für ihn gewesen war. Aber sie war froh, dass es passiert war. Sie hasste die Vorstellung, dass Gabriel allein auf der Welt wäre, wenn sie erst einmal gestorben war. Doch nun hatte er jemanden, und das freute sie.
    Liv hob den Blick und sah den Drachen am Sternenhimmel. Mit seiner Schnauze deutete er genau auf den tiefstehenden Mond, der nur noch blass zu erkennen war.
    Nicht mehr lange , dachte sie. So oder so, nicht mehr lange.
    »Ich bin’s«, rief Hyde, als er sich dem Höhleneingang näherte. »Nicht schießen.«
    Er stieg aus dem Wadi und suchte das Land wieder mit seinem Nachtsichtgerät ab. Es hing noch immer viel zu viel Sand in der Luft, als dass man sonderlich weit hätte sehen können, und Pferde wirbelten weit weniger Staub auf als Fahrzeuge. Außerdem hatten sie mindestens fünfzehn Minuten Vorsprung; weit konnten sie