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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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eingeschlagen war. »Ihr Bein ist als Nächstes dran«, zischte Gabriel. »Sagen Sie mir, was passiert ist!«
    Der Geist nickte und begann, mit seiner unheimlichen Stimme zu erzählen.
    »Ich war in der Hauptkammer, als der Helikopter kam. Wir hatten einen Teil der verlorenen Bibliothek von Assurbanipal ausgegraben, die nach dem Fall Babylons geplündert und versteckt worden war. Sie war voller Schätze – die Spiegelprophezeiung war nur ein Teil davon. Es gab dort Berichte, die bis in die Zeit der Schöpfung zurückreichten, und Zauberbücher aus der Zeit, als noch die Götter auf Erden wandelten.
    Wir haben versucht, unsere Entdeckung geheim zu halten, denn wir kannten die Gefahr, sollte die Zitadelle davon erfahren, aber es gab einen Spion im Lager. Irgendwann kamen dann Männer in irakischen Armeeuniformen, aber sie sahen irgendwie falsch aus. Die Abzeichen stimmten nicht, und der Helikopter, in dem sie kamen, war nicht russisch, sondern amerikanisch – ein riesiger Sikorsky-Kampfhubschrauber.«
    Gabriel erinnerte sich an die seltsame Aussage von Said Aziz. Er kannte diese Helikopter aus seiner Zeit in Afghanistan. Sie waren wirklich beeindruckend.
    »Diese ›Soldaten‹ haben alle zusammengetrieben«, fuhr der Geist fort, »uns der Spionage bezichtigt und uns gezwungen, die Artefakte in Kisten zu laden. Doch als alles in den Helikopter geladen war, fingen sie an zu schießen. Unten in der Hauptkammer hörten wir das Gemetzel, doch zu dem Zeitpunkt hatten sie uns bereits die Hände auf den Rücken gefesselt und diskutierten, was sie mit uns machen sollten. Zu guter Letzt haben sie uns an den Deckenbalken aufgehangen und Granaten in die Höhle geworfen. Die Explosion hat mir das Leben gerettet. Der Balken, an dem ich hing, zerbrach, doch erst nachdem die Schlinge meine Stimmbänder bereits irreparabel geschädigt hatte.
    Als ich wieder zu Bewusstsein kam, war alles dunkel. Ich grub mich raus und sah, dass alle tot waren. Ich habe alles eingesteckt, was ich mitnehmen konnte, einschließlich der Kamera mit den Bildern, die ich Ihrem Großvater geschickt habe. Ich habe Wasser gesucht, aber sie hatten alles mitgenommen. Hätten Beduinen mich nicht gefunden, die von dem Rauch angezogen worden waren, dann wäre ich jetzt tot. Sie haben mich mitgenommen und meine Wunden versorgt. Die Frau, die sich um mich gekümmert hat, hat mich den Geist genannt, weil ich tot gewesen bin und sie mich wieder ins Leben zurückgeholt hat.«
    »Aber wenn die Zitadelle Sie hat umbringen wollen, warum haben Sie ihr dann über Jahre hinweg Artefakte verkauft?«
    »Es passte in meinen Plan, sie glauben zu machen, dass ich ihr Freund sei. So konnte ich in der Wüste bleiben und nach dem suchen, was verloren gegangen war. Außerdem habe ich ihnen immer nur nutzloses Zeug verkauft.«
    Gabriel schüttelte den Kopf und richtete die Waffe auf den Kopf des Geistes. »Ich glaube Ihnen nicht. Ich glaube, Sie haben damals für sie gearbeitet und tun das auch heute noch.«
    »Nein.« Der Geist begann, sich das Kopftuch abzunehmen. »Die Zitadelle ist mein Feind; das war sie immer. Und ich habe Ihren Vater weder verraten, noch bin ich für seinen Tod verantwortlich.« Er zog die Schutzbrille aus, um zu zeigen, dass er die Wahrheit sprach. Der Geist konnte Gabriels Vater nicht verraten haben; der Geist war Gabriels Vater.
    Gabriel starrte ihn ungläubig an.
    »Es tut mir ja so leid«, sagte John Mann, und seine zerstörte Stimme zitterte vor Gefühl. »Die Zitadelle hat uns alle getötet, um unsere Entdeckungen geheim zu halten. Sie haben gedacht, ich sei tot. Wäre ich zurückgekehrt, dann hätten sie beendet, was sie angefangen haben, und diesmal hätten sie sich auch Kathryn und dich geholt. Aber solange sie glaubten, das Wissen sei mit mir gestorben, wart ihr in Sicherheit. Ich bin tot geblieben, damit ihr leben könnt.«
    Gabriel schüttelte den Kopf und spürte den alten Zorn in sich aufkeimen. »Aber wir hätten zusammen sein und uns als Familie verstecken können.«
    »Was wäre das denn für ein Leben gewesen? Wir hätten ständig über die Schulter schauen müssen und niemandem mehr vertrauen können.«
    »Besser als ein Leben in Unwissenheit. Du hast die ganze Zeit über gelebt, und wir haben noch nicht einmal etwas geahnt. Meine Mutter ist tot … Hast du das gewusst?«
    John Mann nickte. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie schmerzhaft es für mich war, mein Leben nicht mit Kathryn verbringen zu können. Aber es war meine Liebe zu ihr,

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