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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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vorstellen konnten, weit weg von allem zu sein. Und diese Vorstellung war so verlockend, dass beide lange Zeit einfach nur schwiegen und einander festhielten, bis die Realität sie wieder einholte.
    Gabriel setzte sich in Bewegung, kaum dass er das Geräusch gehört hatte.
    Es war aus Richtung des Höhleneingangs gekommen. Irgendetwas Hartes war gegen den Wagen geschlagen, zwar nur leicht, aber laut genug, um das Geräusch durch die Höhle zu tragen. Natürlich hätte es nur ein Stein sein können, der sich von der Decke gelöst hatte, doch Gabriels Instinkt sagte ihm etwas anderes. Er fand seine Jacke in der Dunkelheit und holte die Pistole aus der Tasche, die Washington ihm geliehen hatte, eine Glock 9 mit siebzehn Schuss im Magazin. Gabriel duckte sich und schlich mit der Waffe im Anschlag zum Eingang.
    Der Schlag traf ihn so hart in den Magen, als hätte ihn eine Schaufel erwischt. Gabriel versuchte zu reagieren, doch der Sauerstoffmangel ließ ihn bereits zusammenklappen, und ein Ellbogen krachte auf seinen Unterarm, und er verlor die Waffe.
    Dann ging ein Licht an.
    »Hallo«, sagte Dick und nahm das Nachtsichtgerät vom Kopf. »Erinnern Sie sich an mich?«
    Gabriel versuchte, sich zu bewegen, aber er war vor Schmerz wie gelähmt. Er schaute zu Liv zurück. Ein weiterer Mann stand über ihr. Er trug das Gewand eines Nomaden, das Gesicht hinter einer Schutzbrille und der Kufiya verborgen, sodass er mehr wie ein Alien als wie ein Mensch aussah. Auf dem Rücken trug er eine AK-47, und er zielte mit einer Pistole direkt auf Liv. Gabriel streckte die Hand nach ihr aus, doch ein riesiger Fuß traf ihn direkt unter den Rippen und schleuderte ihn zurück, sodass er wieder zu dem grinsenden Riesen hinaufstarren musste, der nun seine Glock in der Hand hielt.
    »Keine Fluchtversuche mehr«, sagte der Riese. Die Waffe wirkte geradezu lächerlich klein in seiner Hand, fast wie ein Spielzeug. Gabriel sah, wie der riesige Daumen über den Rand der Waffe strich, und er wusste, dass er nun sterben würde.
    Eine Glock hat keinen Sicherheitsbügel , dachte er und war auf bizarre Art dankbar für den Bruchteil einer Sekunde, den er aufgrund dieser Tatsache noch zu leben hatte. Ein letztes Mal blickte er zu Liv zurück und lächelte.
    Dann hallte ein Schuss durch die Höhle.
*
    Hyde hörte das Echo des Schusses, das durch das Wadi und weit in die Wüste hinaus hallte. Einige Pferde scheuten bei dem Geräusch, beruhigten sich aber rasch wieder. Hyde lauschte auf weitere Schüsse, was darauf hätte schließen lassen, dass der Zugriff gescheitert war und die Männer in einen Hinterhalt geraten waren. Doch da war nichts, nur das Flüstern des abklingenden Windes.
    Hyde war ein wenig enttäuscht. Ein Schuss hieß, dass Gabriel Mann tot und die junge Frau gefangen war. Es war schon vorbei, bevor es richtig begonnen hatte. Hyde startete den Motor und lenkte den Truck in das Wadi hinunter. Vor einem Hinterhalt hatte er jetzt keine Angst mehr. Er wollte nur noch die Frau holen und dann wieder in die Anlage zurück.

104
    Dick wankte. Sein rechtes Auge war nur noch eine blutige Masse, nachdem die Kugel seine Schläfe durchschlagen und die Augenhöhle zerstört hatte. Kurz stand er einfach so da, als würde er von einem unsichtbaren Faden gehalten, dann kippte er um. Gabriel rollte sich rasch weg, bevor der Riese auf ihn fallen konnte. Drüben bei Liv hatte der Fedaijin die Waffe noch immer auf die Stelle gerichtet, wo Dick gestanden hatte. Schließlich steckte er sie wieder ins Holster und streckte die Hand aus, um Liv aufzuhelfen. »Rasch«, sagte er. »Wir müssen weg, bevor die anderen kommen.« Seine Stimme war als würden Steine aneinanderreiben.
    Gabriel rappelte sich auf, schnappte sich die Glock aus der Hand des Toten und richtete sie auf den Geist. »Weg von ihr.«
    Der Blick der Schutzbrille wanderte zu der Waffe. »Sie müssen mir vertrauen.« Wieder diese Stimme.
    »So wie John Mann Ihnen vertraut hat?«
    Der Geist schüttelte langsam den Kopf. »Was auch immer Sie glauben, was geschehen ist; was auch immer Sie glauben, das ich getan habe … Sie irren sich.«
    »Dann sagen Sie es mir. Sagen Sie mir, was passiert ist. Und wenn ich Ihnen glaube, dann werde ich Sie vielleicht nicht einfach abknallen.«
    Der Geist schaute zum Höhleneingang hinauf. »Wir sollten uns jetzt wirklich beeilen.«
    Ein weiterer Schuss hallte durch die Höhle, und Felssplitter regneten von der Decke über dem Kopf des Geistes herab, wo die Kugel

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