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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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schaute wieder zum Marktplatz, um nicht in diese grauen Augen sehen zu müssen. »Mein Fuß steht auf dem Griff. Wenn Sie mir das Paket geben, nehme ich ihn weg.«
    Irgendetwas Schweres, das in einem Sack steckte, landete auf dem Tisch und wurde zu Hyde geschoben.
    Mit gespielter Enttäuschung schüttelte Hyde den Kopf. »Das wären dann null Punkte für die Präsentation«, scherzte er, öffnete den Sack und inspizierte den Gegenstand darin. Der Stein sah vollkommen gewöhnlich aus. Er hätte genauso gut ein Trümmerstück sein können, wie man sie überall in der Stadt am Straßenrand fand. Hyde drehte ihn um und sah die verblassten Zeichen auf der Oberfläche. »Das ist ein verdammt hoher Preis für ein altes Stück Stein«, bemerkte er und hob den Fuß von der Tasche mit fünfzig Millionen irakischen Dinar, was in etwa vierzigtausend amerikanischen Dollar entsprach.
    Der Geist stand auf. Er hatte die Tasche bereits in der Hand. »Machen Sie das Beste draus«, sagte Hyde und entspannte sich ein wenig, nun da er nicht mehr die Verantwortung für das Geld hatte. »Wie es aussieht, wird der Goldesel bald geschlachtet.«
    Der Geist zögerte und setzte sich dann wieder. »Erklären Sie mir das.«
    Hyde genoss den verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes. Jetzt war zur Abwechslung mal der Freak überrascht. »Sie sollten wirklich das Tagesgeschehen aufmerksamer verfolgen.« Er schob die Zeitung über den Tisch. Auf der Titelseite war ein Foto der Zitadelle von Trahpah zu sehen, und darüber stand in großen, fetten Buchstaben:
    STEHT DIE ÄLTESTE FESTUNG DER WELT
KURZ VOR DEM FALL?
    »Wenn die heiligen Jungs im Berg die Preise nicht mehr in die Höhe treiben, war’s das wohl mit Horrorsummen für alte Felsbrocken, nehme ich an.« Hyde schob eine fettige Banknote unter das leere Kaffeeglas, klemmte sich den Sack unter den Arm und stand auf. »Das könnte unser letzter Zahltag gewesen sein, mein Freund.«
    »Die Zitadelle hat ihre Geheimnisse stets bewahrt«, murmelte der Geist vor sich hin. Dann schlug er die Zeitung auf und starrte auf die Fotos der überlebenden Zivilisten.
    »Nichts dauert ewig«, sagte Hyde. »Fragen Sie mal meine baldige Exfrau.« Er machte auf dem Absatz kehrt und marschierte rasch davon, bevor der Freak mit den grauen Augen Gelegenheit hatte, etwas darauf zu erwidern.
*
    Hyde fühlte sich gut, als er das gefährliche Gewimmel auf dem Marktplatz hinter sich gelassen hatte und wieder zu seinem SUV ging. Er hatte den Geist gerade zum ersten Mal auf dem falschen Fuß erwischt. Offenbar war der Mann also doch nicht so knallhart, wie er gerne tat. Tatsächlich hatte er so ausgesehen, als würde er gleich auf die Zeitung kotzen, nachdem er die Schlagzeile gelesen hatte. Er war wohl doch nur ein weiterer Schieber, der sich ein paar Dollar verdienen wollte.
    Hyde kniff die Augen zusammen und blickte in den Himmel hinauf. In einer Stunde würde die Sonne untergehen, und damit begann dann auch die Sperrstunde. Er musste durch die Stadt und zum Rest seiner Mannschaft ins Hotel zurück. Bei Sonnenaufgang würden sie die Stadt verlassen und wieder zu den westlich davon in der Wüste gelegenen Ölfeldern fahren. Hyde gefiel es dort draußen weit besser als hier. Weniger Lärm. Weniger Menschen.
    Er bog um die Ecke und sah den SUV im Schatten einer Häuserzeile. Das rote Firmenlogo auf der Tür war der einzige Farbklecks in der Umgebung. Tariq saß auf dem Fahrersitz und passte auf, dass niemand Steine in den Auspuff stopfte oder den Wagen sonst wie sabotierte. Fahrzeuge westlicher Firmen waren ständig das Ziel von Anschlägen.
    Hyde winkte, um Tariqs Aufmerksamkeit zu erregen. Tariq schaute zu ihm und erstarrte. Hyde sprang zur Seite. Er hatte eine Bewegung zu seiner Linken bemerkt, und instinktiv griff er nach der Waffe in seinem Jackett. Er drehte den Kopf und starrte in ein Paar blassgrauer Augen.
    »Sie haben das hier vergessen«, sagte der Geist und drapierte die Zeitung über die Waffe in Hydes Hand. »Diese Leute«, er tippte auf die Fotos, »werden vielleicht hierherkommen und … und nach etwas suchen. Lassen Sie es mich wissen, wenn es so weit ist.«
    Hyde blickte nach unten. Der Geist hatte die Nummer eines Satellitentelefons unter die drei Fotos gekritzelt. Hyde verzog das Gesicht. Er wollte dem Geist sagen, wo er sich das hinstecken könne, doch es war zu spät. Der Mann war bereits verschwunden.

7
    Die Zitadelle, Trahpah
    Das Geräusch des Totenamtes traf Athanasius wie eine Welle, als er

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