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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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wurde. Er saß an einem großen Tisch neben einer Touristengruppe, den Körper so gedreht, dass es so aussah, als würde er zu ihnen gehören.
    Gabriel schaute sich im Raum um und suchte nach Personen, die ihm irgendwie auffällig erschienen. Hier tippten so viele Leute auf ihren Telefonen herum, dass es kein Wunder war, dass das Internet so langsam war. Gabriels Blick fiel auf den Fernseher in der Ecke. Dort lief CNN, allerdings ohne Ton. Auf dem Bildschirm war ein Reporter vor dem Polizeipräsidium von Trahpah zu sehen. Dann wechselte das Bild, und Gabriel starrte in sein eigenes Gesicht auf einem Polizeifoto.
    Er stand rasch auf, den Blick auf das Display seines Handys gerichtet, und ging zum Ausgang. Kaum jemand in der Bar schaute auf den Fernseher, aber die Leute konnten diese Information und das Foto genauso gut über das Internet bekommen. Sicher würde er auch in den Morgenzeitungen auftauchen, vielleicht sogar schon in den Abendblättern. Eigentlich hatte er gehofft, ein wenig mehr Zeit zu haben.
    Gabriel ging auf die regennasse Straße hinaus, setzte seine Baseballkappe auf und zog sie tief ins Gesicht, als endlich der Flugplan aufs Handy geladen wurde.
    Es gab jede Menge Flüge von beiden Flughäfen. Zu viele. Es war vollkommen sinnlos, aufs Geratewohl zu versuchen, Liv in der Hoffnung abzufangen, den richtigen Flug zu erwischen. Gabriel brauchte Arkadian und seine Kontakte, aber es war noch zu früh, um ihn zurückzurufen.
    Gabriel ging die Straße hinunter und startete eine App, die nach freien Hotspots suchte. Nun, da er das Internetcafé verlassen hatte, war der Empfang sogar noch schlechter, und es dauerte eine Weile, bis eine Karte auf dem Display erschien. In der Mitte blinkte ein blauer Punkt, der seinen eigenen Standort markierte, dann tauchten nach und nach weitere Icons auf. Es gab einen Hotspot in der Richtung, in die Gabriel ging. Er lag gut zwei Straßen weit entfernt, nicht weit vom Krankenhaus. Gabriel steckte das Handy in die Tasche und beschleunigte seinen Schritt. Er wollte in Position sein, wenn die Zeit gekommen war, Arkadian zurückzurufen. Und er wollte näher bei seiner Mutter sein. Gabriel wusste, dass die Behörden nach ihm suchten – deshalb hatte er sich bis jetzt ja auch vom Krankenhaus ferngehalten –, aber solange er nicht wusste, wie er für die Sicherheit seiner Mutter sorgen konnte, fühlte er sich schlicht besser, wenn er in ihrer Nähe war … nur für den Fall, dass etwas passierte.

33
    Arkadian brauchte sieben von den zehn Minuten, die Gabriel ihm gegeben hatte, um Kontakt zu seinem alten Partner aufzunehmen. Die Information an sich war dann jedoch schnell besorgt.
    »Sie hat ein Ticket für den Flug TK 7121 der Cyprus Turkish Airlines nach Newark gebucht«, sagte Yun.
    »Und wann geht der?«
    »Vor fünf Minuten.«
    Arkadian fühlte sich seltsam erleichtert. Vielleicht war es ja besser so. Liv wollte immerhin nur nach Hause. »Danke trotzdem«, sagte er.
    »Kein Problem. Die Information war direkt da, als ich auf das System zugegriffen habe.«
    Arkadian runzelte die Stirn. »Warum das denn?«
    »Könnte Zufall sein. Wahrscheinlicher ist aber, dass es bereits eine Anfrage gegeben hat.«
    Sofort kamen Arkadian die unterschiedlichsten Implikationen in den Sinn. »Kannst du irgendwie herausfinden, wer die Information als Erster abgefragt hat?«
    »Sicher. Moment.« Arkadian hörte das Klappern der Tastatur und startende Flugzeuge im Hintergrund. Er fragte sich, ob Liv wohl in einem davon saß. »Ich sehe hier nur eine Gast-ID«, erklärte Yun schließlich. »Die Anfrage kam aber über den Blauen Kanal.«
    »Was ist das denn?«
    »Das ist der Account der Polizei von Trahpah. Die Anfrage ist also über eure Server gelaufen. Jemand in eurer IT wird dir sicher weiterhelfen können.«
    Das war ein Insiderjob , hatte Gabriel gesagt.
    Das Handy piepte. »Hör zu, Yun. Da ruft grad noch wer an. Ich schulde dir was.«
    »Arbeite einfach für mich, wenn du von all den Überstunden endlich die Nase voll hast.«
    »Mach ich.« Arkadian legte auf und nahm den zweiten Anruf an. »Gabriel?«
    »Und? Glück gehabt?«
    »Ja und nein.«
    »Das heißt?«
    »Sie hatten recht, und wir haben ein großes Problem.«

34
    Flug TK 7121
    Der Schub der Düsen drückte Liv in ihren Sitz und wehte die Regentropfen von den Scheiben, als das Flugzeug Fahrt aufnahm. Jenseits der Flughafenlichter sah sie die zerklüfteten Gipfel des Taurusgebirges, die hoch in den tintenschwarzen Himmel aufragten. Liv

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