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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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Beruhigung.
    Die letzten Passagiere von Flug TK 7121 nach Newark wurden über Lautsprecher aufgefordert, an Bord zu gehen.
    Liv lief die Zeit davon. Sie rannte zur Kasse und holte ihre letzten türkischen Lira aus der Tasche, um das Buch zu bezahlen. Sie würde es auf dem Flug lesen … vorausgesetzt natürlich, sie schaffte es noch rechtzeitig.

30
    Der Bruder Gärtner warf einen weiteren kaputten Ast ins Feuer und griff nach dem letzten. Er hoffte, dass dieser ihm endlich etwas verriet.
    Nach ihrem letzten Treffen hatte er ein Team von Gärtnern organisiert, um das Gelände nach abgebrochenen Ästen und Laub abzusuchen, solange sie noch genug Tageslicht hatten. Er wusste aus leidvoller Erfahrung, dass man solch eine Seuche nur bekämpfen konnte, wenn man schnell und entschlossen handelte.
    Sorgfältig hatte er jeden Ast, den man ihm gebracht hatte, auseinandergenommen wie ein Pathologe und nach Hinweisen auf den Ursprung der Krankheit gesucht. Er hatte nichts gefunden. Keine Spuren von Pilzen und keine Insekten oder andere Parasiten, die solche Krankheiten hätten verursachen können. Er hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Die Symptome ähnelten der Trockenfäule, doch der Bruder Gärtner hatte noch nie gehört, dass sie sich so schnell in lebendem Holz ausbreitete. Es war, als wäre schlicht das Leben aus dem Holz gewichen, als wäre das Harz zu Gift geworden und hätte das Holz in einen trockenen Brei verwandelt.
    Der Bruder Gärtner stampfte auf den letzten Ast und stocherte in den trockenen Splittern herum; dann warf er sie auf den Scheiterhaufen und starrte in die Flammen. Hätte ihn jemand danach gefragt, er hätte geantwortet, seine Tränen seien dem Rauch zu schulden, doch die Wahrheit war, dass er den Garten mehr liebte als jeden Menschen. Seit vierzig Jahren sorgte er sich nun schon um ihn, sodass sein eigener Name inzwischen vergessen war und alle ihn nur noch den Bruder Gärtner nannten.
    Und jetzt starb der Garten, und er hatte keine Ahnung, wie er das aufhalten konnte.
    Bei Sonnenaufgang würden die Männer wieder zurückkommen und mit dem Operieren beginnen. Sie würden tief schneiden müssen, um sicherzustellen, dass die Krankheit sich nicht weiter ausbreitete. Der Bruder Gärtner betrachtete sich selbst als Vater am Vorabend einer Operation, bei der seinem Kind eine Gliedmaße abgenommen werden sollte, um ihm das Leben zu retten. Doch er hatte nicht nur eines, sondern viele Kinder, und es gab keine Garantie, dass sie überleben würden.
    Und so stand er nun hier in der Dunkelheit vor dem qualmenden Scheiterhaufen, und dann und wann stieg ihm ein Hauch von Orangenduft in die Nase, eine spöttische Erinnerung an die Zeit, da der Obsthain nur so vor Leben gesprüht hatte. Der Bruder Gärtner beobachtete das Feuer, bis die Glocke die Bewohner des Berges zur Vesper rief. Danach legte die Zitadelle sich für die Nacht zur Ruhe – für eine Nacht, von der der Bruder Gärtner wünschte, sie würde niemals enden, denn er fürchtete sich davor, was der Tag bringen würde.

31
    Arkadian war gerade zur Haustür hereingekommen, als sein Handy in der Jackentasche klingelte.
    »Geh nicht ran«, rief seine Frau aus der Küche.
    »Das riecht toll«, rief er zurück. »Was ist das, Tocana?«
    »Das habe ich extra für meinen armen, invaliden Ehemann gekocht, damit er wieder zu Kräften kommt. Wenn du also etwas davon essen willst, dann schlage ich vor, du schaltest das Handy aus und spielst brav den Kranken.«
    Arkadian holte das Handy aus der Tasche und schaute aufs Display. »Das ist das Büro.«
    »Es ist immer das Büro.«
    »Arkadian«, meldete er sich. Er klemmte sich das Handy unters Kinn und schüttelte steif das Jackett von der Schulter.
    »Ich habe hier Gabriel Mann am Telefon«, sagte die Vermittlung. »Er besteht darauf, mit Ihnen zu sprechen. Er sagt, er wolle sich stellen.«
    Arkadian war sofort hellwach. Er packte das Handy und ließ das Jackett achtlos auf den Boden fallen.
    »Okay, verfolgen Sie den Anruf zurück, und halten Sie einen Streifenwagen in Bereitschaft für den Fall, dass wir ihn orten können.«
    »Das ist bereits erledigt, Herr Inspektor. Soll ich ihn jetzt durchstellen?«
    »Ja.« Die Verbindung knisterte kurz, dann waren laute Hintergrundgeräusche zu hören. Gabriel Mann war an irgendeinem öffentlichen Ort, einer Bar vermutlich. »Arkadian hier«, sagte der Inspektor. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Tut mir leid, dass ich Ihnen den Abend ruiniere.«
    Arkadian schaute zur

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